Hier geht es um ein eigenständig lesbares Buch der Christina Henry-Neuinterpretationen. Hier die Besprechung zu Die Chroniken der Meerjungfrau.
Vor zirka 3 Monaten brach die KRISE aus: Eine Viruserkrankung, welche mit harmlosem Husten beginnt und sich durch fehlende Medikamente oder Impfungen wie ein Lauffeuer verbreitet, löscht einen Großteil der Menschheit aus. Die restlichen Überlebenden haben nun die Wahl zwischen Flucht – ohne sich von marodierenden Extremistengruppen erwischen zu lassen – und den staatlichen Quarantäne-Camps, in denen sie aber die Freiheit aufgeben müssen. Auch die junge Cordelia aka Red kämpft um ihr Überleben und entscheidet sich für die Flucht. Ihr Plan ist es, durch den dunklen Wald zu ihrer Großmutter zu gelangen. Doch der Weg soll nicht besonders einfach werden, denn dieser ist von Gefahren, Leichen und Soldaten gesäumt. Ihr bleibt nur ihr Überlebenssinn, eine gesunde Prise Paranoia und eine kleine Axt …
Der erste Eindruck
Im Gegensatz zum Vorgänger „Die Chroniken der Meerjungfrau„ wird es wieder blutig! Gleich zu Beginn der Geschichte trifft man auf Red in dem dunklen Wald. Dort begegnet sie das wohlbekannte Scheusal Mensch. Sie ist schon lange genug alleine im Wald unterwegs, um ihren Angreifer auszuschalten und ihre Skrupel sind sehr gering. Ab da blickt man (fast) abwechselnd vor oder nach diesem Zeitpunkt in ihr Leben. Entweder erfährt man, wie sie auf die KRISE reagiert, wen und was sie bisher alles schon verloren hat und auf den langen Marsch durch den Wald vorbereitet, oder, wie sie sich alleine durch den Wald kämpfen muss.
Starke Protagonistin mit schwarzem Humor
Schon die ersten Seiten zeigen, dass die junge Frau gut auf sich selbst aufpassen kann – und das trotz einer Beinprothese! Es ist wirklich informativ und spannend, wie man als Leser:in miterleben darf, was für ein kleines Hindernis die Prothese darstellen kann, aber was ein starker Charakter, ein Überlebenswillen und Köpfchen wiederum ausgleicht.*
Aber nicht nur durch ihre körperliche Stärke kann Red punkten, sondern auch durch ihre mentale. Durch den Blick in die Vergangenheit erfährt man auch die Schicksalsschläge, welche sie dank der KRISE einstecken musste und wie das sie verändert hat. Denn der Plan war eigentlich, dass sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder die Reise zu ihrer Großmutter antreten werden. Dennoch schlägt sie sich aktuell alleine durch und behält einen zugespitzten Humor und ihre große Klappe bei. Entweder gegenüber den Menschen, auf welche sie trifft oder eben gegenüber sich selbst. Denn wer alleine im Wald unterwegs ist, hat wohl oder übel nur sich selbst zum reden.
Fazit
Das Buch wurde 2019 von der Autorin in den USA erstveröffentlicht. Zu dieser Zeit spielte die gegenwärtige C19-Pandemie in unserem Leben noch keine Rolle, doch es fühlt sich so an, als wäre es eine Dystopie unserer gegenwärtigen Lage. Zum einen Teil etwas beängstigend, zum anderen wirklich spannend. Christina Henry hat die postapokalyptische Stimmung und Szenerie wirklich gut eingefangen und mit einer taffen sowie unterhaltsamen Protagonistin aufgelockert. Es erinnert etwas an die Filmreihe Zombieland, aber mit ganz eigenen Twists!
Lisa Albrecht (academicworld.net)
Christina Henry. Die Chroniken von Rotkäppchen.
Penhaligon. 18,00 Euro.
* Die Protagonistin betont ganz bewusst, dass sie sich wegen der Prothese nicht unvollkommen fühlt und wir möchten an dieser Stelle auch keine ableistische Sprache nutzen. Wenn dir dennoch etwas auffällt, lass es uns gerne wissen.