2019 feiert eine High School in einer abgelegenen australischen Stadt ihr 100-jähriges Bestehen – und gräbt eine Zeitkapsel aus, die vor 25 Jahren vergraben wurde. In ihr finden die Stadtbewohner nicht nur lustige Gegenstände, sondern auch überraschende Vorwürfe. Brisant: Das Mädchen, das die Vorwürfe macht, wurde 1994 ermordet. Bisher ging man von einem Fremden aus, der die Stadt längst hinter sich gelassen hat. Doch was, wenn der wahre Täter immer noch hier lebt und jahrzehntelang gute Miene zu bösem Spiel gemacht hat? Detective James Cormack aus Brisbane soll einen Blick auf den alten Fall werfen, doch er findet nur stoische Mimiken, Schweigen und einen alten, miesepetrigen Polizeichef vor. Genau das Terrain, in dem Cormack seine besten Ergebnisse zu erbringen pflegt …
Der erste Eindruck
Es. Wird. Gut.
Der zweite Eindruck
Travis Fimmel mimt perfekt den verbissenen, psychisch etwas herausgeforderten Detective, dessen eigene Backstory seinen kompletten Werdegang vorgegeben hat. Der manchmal leicht irre Blick, den wir schon von der Serie „VIKINGS“ kennen, flatterhaftes Gestikulieren und dann wieder kalt-berechnende Reaktionen – es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Man bekommt sofort den Eindruck, dass er der Einzige ist, der die Wahrheit jemals ans Licht holen kann und so lehnt man sich beruhigt zurück und folgt den Lichtpunkten des Spannungsbogens.
Von der ersten Sekunde an wird es spannend und gruselig, denn das Mordopfer lebt noch. Wir lernen sie aber darüber hinaus noch viel besser kennen, denn es gibt sehr viele Rückblenden. Natürlich erfahren wir so deutlich mehr als unser Detective und damit am Ende auch das volle Ausmaß der Tragik, die sich ereignet hat. Und auch, dass nicht alle Schuldigen bekommen, was sie verdient haben. Das ist leider so realistisch! Und spricht daher für die Serie. Wir wollen Gerechtigkeit, wir wollen Aufklärung, wir sind zutiefst empört – aber wenn man sich in der Welt umsieht, trägt auch hier längst nicht jede:r die Konsequenzen.
Erinnerung für Erinnerung arbeitet sich Travis Fimmel vor und wandert von einer Neuentdeckung zur nächsten Enthüllung. Als Zuschauer:in muss man einfach miträtseln, vermuten und grübeln – nur um festzustellen, dass man mal wieder völlig daneben lag. Daraus entsteht ein Sog, bei dem man die sechs Folgen am Liebsten an einem Abend wegsuchten möchte. Wer also anfällig ist für Binge Watching, sollte die Serie Vormittags beginnen.
Das Ende
Das Ende wirkt im ersten Moment flach. DAS IST GENAU DER PUNKT. Das ist es, was Rassismus mit Menschen macht. Das ist, was daraus resultiert. Das ist, wie tief Rassismus wirklich reicht. Und es erschreckt. Es macht betroffen. Es macht wütend. Diese Serie ist nicht nur zur reinen Unterhaltung da, sie ist eine Stimme, ein Mahnmal und eine der wenigen Serien, die Rassismus nicht nur in der amerikanischen Kultur verankert präsentiert.
Wofür gibt’s Punktabzug?
Tatsächlich gibt es dann aber auch einen Kritikpunkt an der Aufmachung der Serie: Da Rassismus das Kernthema ist, ist es fast schon nervig, dass Travis Fimmel als alleiniger Hauptdarsteller im Fokus steht. Die Serie ist inhaltlich wirklich cool gemacht, aber warum liegt der einzige Scheinwerfer auf dem weißen Mann, der in eine nicht-kaukasische Community kommt und heldenhaft ein Verbrechen aufklärt?
BLACK SNOW
6 Episoden
Ab dem 28. März 2024 im Vertrieb der polyband GmbH als DVD/BluRay erhältlich.
Alle Bilder © Goalpost Pictures & A3MI (3)