Am Wochenende hatte ich einen Fernsehdreh in mehreren Diskotheken in München und Umgebung. Eigentlich ging es um die heutige Jugend. Und das gesamte Team hat sich nächtlich gefragt: Wieso tut man sich das an, den ganzen Krach und das bis morgens um 4?! Was für eine Zeitverschwendung?! Zum Glück haben wir das (lange schon) hinter uns.
Von Katharina Ohana, Psychologische Beraterin, Bestsellerautorin und academicworld-Expertin
Aber wenn die meisten Leute ab 30 ihren Traumpartner auch nicht mehr in der Disko vermuten: Eigentlich verschiebt sich die Suche nur in Richtung Bars oder Internet. Das Problem bleibt das gleiche und kennt keine Altersbegrenzung. Die zwei großen Probleme, die Menschen heute mit der großen Liebe haben, sind:
1.) Mr. RIGHT/Mrs. RIGHT zu finden.
2.) Mr. RIGHT/Mrs. RIGHT zu behalten.
1.) Unsere mangelnde Erfahrung mit gesunder Liebe.
2.) Unsere infantilen Ansprüche.
Am Anfang betreiben beide Seiten eine Menge Aufwand, um den bestmöglichen Partner anzulocken, sich optisch zu perfektionieren, erfolgreich zu sein und den eigenen Marktwert zu steigern. Wir bekommen durch die Medien genaue, uniforme Vorstellungen davon, wie wir selbst aussehen sollten und wie unser Traumpartner aussehen könnte, wer wir gerne wären oder was wir haben möchten.
Mr. RIGHT/Mrs. RIGHT ist der Hauptgewinn für Frauen/Männer in unserer westlichen Kultur, der emotionale und materielle „Totalversorger“. Er/sie ist der scheinbare Garant für das perfekte Glück, dass in unserer Welt auf den Säulen von Attraktivität und Erfolg ruht, die Erfüllung aller Versprechen der schönen, heilen, globalen Kapitalismuswelt.
Umgekehrt können die heutigen Männer auf dem Gebiet der eigenen Körperoptimierung mit den Frauen schon länger mithalten: Für unsere allgemeine leibliche Perfektion ist uns heute jedes Mittel recht und keins davon ist billig. Doch wir können unsere Körper, bei allem Fleiß, nur bedingt verändern. Hier stößt der Anspruch der „Machbarkeit“ der Moderne in gleichem Maß an seine Grenzen, wie sich der Kapitalismus die daraus erwachsenen Selbstzweifel mit seiner gigantischen Schönheitsindustrie zu Nutze macht. „Man kann aus Krähen Enten machen und aus Enten Schwäne. Aber kein Schönheitschirurg oder Fitnesstrainer der Welt schafft es aus einer Krähe einen Schwan zu machen.“ sagte mir neulich ein Prof. Ingo Springer, Schönheitschirurg aus Kiel, bei einer meiner Recherchen zum neuen Buch. Dieser Satz gilt nun auch für Männer, die mittlerweile die Hälfte (!) aller Patienten in der Schönheitschirurgie ausmachen. Und so spüren auch sie nun ihre Ohnmacht, gegenüber den rigiden Maßstäben unseres modernen Körperkultes: Willkommen in der Gleichberechtigung. (Hierzu hat die altbekannte „Davidoff-Cool-Water-Parfumwerbung“ wahrscheinlich mehr beigetragen, als Alice Schwarzer in zehn Jahren harter Arbeit. Es war die erste Werbung, die in den 80er Jahren, metergroß einen perfekten, nackten Mann plakatierte, der sich bei Mondschein mit Waschbrettbauch in der Meeresbrandung räkelte.)
(Fortsetzung folgt)