Dominic Demleitner hat noch kein Abi – aber bereits einen anspruchsvollen Job. Neben der Schule arbeitet er bei einem Risikokapitalgeber und ist sich sicher, dass man seine Karriere nicht früh genug planen kann. Unter anderem, weil Elite-Hochschulen ganz genau auf die Lebensläufe ihrer Bewerber:innen achteten und nicht mehr der Notenschnitt alleine für die Aufnahme zähle.
Dominic, du hast im Sommer ein Praktikum bei der Wort & Bild Verlagsgruppe absolviert. Wie bist du dazu gekommen?
Für die Uni, an der ich nach meinem Abitur studieren möchte, sind Vorkenntnisse wichtiger als Noten. Daher habe ich mir bereits im April Gedanken gemacht, dass ich meinen Sommer für Praktika nutzen möchte und hatte direkt den Wort & Bild Verlag im Visier, da meine Mutter dort tätig ist und ich bereits Gutes gehört hatte.
Zunächst habe ich mich mit meinen Ansprechpartnern bei der IV (Isartal Ventures) und IHM (Isartal-Health-Media) per Mail und Telefon über die Zusendung meines Lebenslaufs und den möglichen Zeitraum des Praktikums ausgetauscht. Mitte-Ende Juni hatte ich dann das kurze Vorstellungsgespräch, in welchem die letzten Details festgelegt wurden. Das zweiwöchige Praktikum habe ich dann in meinen Sommerferien absolviert – eine Woche davon war bei IV, die andere bei der IHM. Durch gute zeitliche Planung konnte ich in den Sommerferien zwei verschiedene Praktika absolvieren und meine Seminararbeit fertigstellen.
Warst du beim Vorstellungsgespräch aufgeregt?
Ja, etwas. Ich hatte bereits ein bisschen Vorerfahrung mit Bewerbungsgesprächen, aber die Nervosität ist natürlich trotzdem immer da. An sich ging es bei dem Gespräch nur noch um Formalitäten und dennoch war ich ein wenig aufgeregt. Meiner Erfahrung nach verfliegt die Aufregung allerdings bei Beginn des Gesprächs relativ schnell. Letztlich hat sich auch gezeigt, wie offen und freundlich die Kollegen im Verlag mir gegenüber waren. Das Arbeitsklima war generell exzellent. Ich war auch ein wenig von den wirklich wunderschönen Büros überrascht und beeindruckt.
Ein Tipp, der mir sehr geholfen hat, ist daran zu denken, dass man bereits einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat, sonst würde man nicht eingeladen werden. Das heißt im Umkehrschluss, dass man an sich diesen Eindruck im Gespräch nur noch verbessern kann. Auch wenn thematische Fragen kommen, die man vielleicht nicht direkt beantworten kann, ist das nicht schlimm. Meist wird sowieso nicht erwartet, dass man bereits alles kann. Solche Fragen werden häufig nur gestellt, um zu evaluieren, auf welchem Wissensstand man ist.
Nach dem Praktikum durftest du als Assistenzkraft in Teilzeit bei Isartal Ventures bleiben. Welche Aufgaben hast du in deiner neuen Stelle übernommen?
Die Aufgaben, die ich während des Praktikums am interessantesten fand, waren Recherche-Aufgaben. Zudem durfte ich auch bei einigen Video-Calls dabei sein, was ich äußerst spannend fand. Beim Formulieren von Investitionsanträgen durfte ich ebenfalls helfen, das fand ich toll, da ich da bereits wirklich praktisch tätig werden konnte. Meine Excel-Skills konnte ich während des Praktikums auch ausbauen.
Als Assistenzkraft sind meine Aufgaben natürlich auch noch nicht riesig – schließlich bin ich erst seit Mitte Oktober in meinem Minijob tätig. Allerdings habe ich bereits durch meine Recherchen bei der Vorbereitung für die Betriebsversammlung mitgeholfen. Zudem habe ich Präsentationen erstellt und war bei Video Calls dabei. Es ist wirklich cool, solche praktischen Erfahrungen schon jetzt sammeln zu können.
Du gehst noch Vollzeit zur Schule, arbeitest aber einen regulären Minijob unter der Woche. Wie schaffst du es, dann noch Zeit für Freunde oder Freizeit zu haben?
Ganz klar: Prioritäten setzen! Es ist natürlich nicht einfach Job, Schule und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, allerdings ist es definitiv machbar.
Aber mir hilft natürlich immens, dass ich extrem flexible Arbeitszeiten habe. Mein Arbeitgeber nimmt darauf Rücksicht, dass ich noch zur Schule gehe. Ich habe im Monat eine maximale Stundenzahl von 37 Stunden, die ich mir aber komplett frei einteilen kann. Zudem habe ich die Möglichkeit, während der Klausurenphase mein Arbeitspensum zu minimieren. Dadurch, dass ich mir meine Zeiten frei einteilen kann, muss ich mich nicht wie bei anderen Minijobs festlegen.
Ein weiterer Vorteil, den ich bei meinem Job habe, ist, dass ich komplett remote – sprich: von Zuhause aus – arbeiten kann. Hierfür habe ich von der Firma einen Laptop und alles, was ich sonst benötige gestellt bekommen. Was ich auch oft mache, da ich regelmäßig ins Fitnessstudio gehe, ist dass ich meinen Laptop mitnehme und einfach während der Fahrt hin und zurück arbeite. Das spart Zeit.
Die Universität, auf die du gehen möchtest, ist die Universität St. Gallen in der Schweiz.
Genau. St. Gallen habe ich als Wunschziel gewählt, weil es eine der am höchsten angesehenen Unis ist, wenn es um BWL geht. Da mein Ziel ist, in Private Equity zu arbeiten, war mir klar, dass ich irgendwie überzeugen muss. Folglich war St. Gallen eine einfache Wahl. Die Kriterien, um aufgenommen zu werden, sind hier, im Gegensatz zu anderen Universitäten, nicht die Noten – an vielen Unis gibt es ja für manche Studiengänge einen NC. In St. Gallen ist dies nicht der Fall.
Hier verläuft der Aufnahmeprozess über einen Online-Aufnahmetest. Schneidet man bei diesem Test gut ab, wird man auf ein digitales Interview eingeladen, bei welchem die persönliche Eignung festgestellt wird. Da bei der Bewerbung auch der Lebenslauf mit in Betracht gezogen wird, war für mich klar, dass ich diesen so schnell wie möglich aufbauen sollte.
„Die Uni St. Gallen ist mein Wunschziel, um später im Private Equity zu arbeiten “
Für Schüler:innen, die an eine „reguläre“ Uni möchten, wo Noten das Hauptauswahlkriterium sind: Warum sollte man trotzdem neben der Schule jobben?
Da gibt es viele Gründe. Der erste und wahrscheinlich für die meisten Schüler attraktivste Grund ist, dass man sich doch ordentlich Geld dazuverdienen kann.
Neben den materiellen Gründen für das Jobben sammelt man auch noch reichlich Erfahrungen. Man lernt den Arbeitsalltag kennen – das kann das Verantwortungsbewusstsein steigern. Ich selbst konnte feststellen – insbesondere im Praktikum, aber auch in den Ferien, wo ich regulär im Büro „Fulltime“ arbeiten kann – wie hart ein voller Arbeitstag sein kann. Dadurch lernt man auch, wie man sich selbst organisiert, denn nur so schafft man die Balance aus Schule und Arbeit.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich spezifische relevante Fähigkeiten für den späteren Beruf erarbeiten kann. Wenn man also einen Minijob hat, der etwas mit seinem Berufswunsch zu tun hat, bringt man später schonmal eine gute Grundlage mit an den Tisch. In meinem Fall war es das Arbeiten mit Excel sowie das Erlernen berufsspezifischer Formalien und Fachjargon.
Welche Tipps für die Balance von Job und Schule hast du für andere Schüler:innen? Worauf sollte man bei der Wahl eines solchen Minijobs achten?
Bei der Wahl des Jobs neben der Schule sollte man definitiv darauf achten, dass der Arbeitgeber mitzieht und flexible Arbeitszeiten anbietet. Green Flags waren bei mir, dass ich nicht direkt mit Arbeit überflutet wurde, sondern Stück für Stück mein Pensum auskristallisieren konnte. Zudem wurden mir ohne Nachfrage direkt die flexiblen Arbeitszeiten angeboten und die Bezahlung war sofort ohne Verhandlung meinen Erwartungen entsprechend. Auch die Kollegen waren von Anfang an offen und haben mir, wenn nötig, Hilfe angeboten.
„Sucht euch einen Job, der Spaß macht und an dem man wachsen kann“
Am wichtigsten ist aber, dass es ein Job ist, an dem man Spaß hat und an dem man wachsen kann. Es ist durchaus schon als Schüler möglich, einen Job zu finden, der mit den zukünftigen Plänen korreliert.
Was ist nach der Schule der Plan?
Nach meinem Bachelor an St. Gallen möchte ich ein paar Jahre entweder ins Consulting oder Investment Banking gehen. Nach diesen Jahren ist der Plan, dass ich meinen Master im Ausland mache. Da habe ich verschiedene Länder im Auge: England, Amerika oder vielleicht auch Singapur. Letztendlich ist es mein Traum, ins Private Equity zu gehen. Jetzt mache ich aber erst mal mein Abi (lacht).
Dominic ist Gymnasiast in München