Dies ist Band 2 von voraussichtlich 3. Die Besprechung zu Band 1 findest du hier.
Nach Band 1 haben sich die Protagonisten in alle Ecken der bekannten Welt zerstreut: Anton und Judes Geschichte steht unter dem Zeichen zarter Romanze, die sich jedoch in kompletten Widerspruch zu Judes Bestimmung als Anführer der Paladinen und der von Anton als Prophet befindet. Da haben Gefühle keinen Platz und könnten sogar für ordentlich Probleme sorgen, denn Jude macht sie für das Fernbleiben seiner Gabe verantwortlich … Ephyra, die Blasse Hand, jagt final endlich den Eleasarkelch, dem schon ihr Vater auf der Spur war. Den Mord an Hector Navarra hat Beru ihr nicht verziehen und sich deshalb das erste Mal im Leben von ihrer Schwester Ephyra getrennt. Doch es zeigt sich, dass keine der beiden Schwestern ihrer Vergangenheit entkommen kann, denn sie treffen auf je eine Person, die sich wohl keine der beiden an ihre Seite gewünscht hätte … Prinz Hassan hat zwar seine Khepri an der Seite, doch nachdem sie auf eine Rebellengruppe getroffen sind, liegen die Allianzen wieder etwas anders – fatal, denn die Rebellen sind doch etwas blutrünstiger, als Hassan das gerne hätte und so muss unser Prinz sich doch seinen eigenen Weg durch den Urwald schlagen …
Der erste Eindruck
Der Vergleich mit Band 1 offenbart direkt, dass sich das Schachbrett mehrfach gedreht hat: Unmittelbare Handlungsziele, Personenkonstellationen und der Blick aufs große Ganze, der sich gerade im letzten Drittel noch einmal deutlich verschiebt. Das sorgt in erster Instanz für Abwechslung und Spannung, denn so geht es nicht einfach weiter im Text, sondern anders weiter mit mehr Konflikten, deutungsschwangeren Augenblicken und etwas überraschender Romance. Dass man in Fantasybüchern auch ganz nebenbei gendern kann und eine Welt aus nicht-binären Anschauungen bestehen muss, zeigt dieser band 2 übrigens so nebensächlich, dass es eine Freude ist. Nebensächlich, weil selbstverständlich – es wird nicht als Verkaufsargument aufgezogen, sondern einfach gemacht. Coole Sache!
Ernsthafte, keine reine Coming-of-Age-Fantasy
So krude es im ersten Moment klingen mag: Die nötige Brutalität ist vorhanden, um das Buch aus der Teenie-Abenteuer-Fantasy heraus zu einem echten Kracher zu machen. Zu oft schon hatten in diesem Genre gerade Protagonistinnen den Heldenstatus und im entscheidenden Moment aber immer einen Mann an der Seite, der beispielsweise das Töten übernahm – damit die Dame bloß weiter unbefleckt blieb. Nicht so bei Katy Rose Pool, die ihre Charaktere vielleicht nicht ganz in die Hölle, aber den Vorhof davon schickt. Für den Rest gibt es vermutlich noch Band 3, der im Dezember 2921 erscheinen soll. Natürlich machen die Charaktere allesamt eine Entwicklung durch und da sie meist recht jung sind, ist es durchaus mit Coming-of-Age-Aspekten verbunden. Beispielsweise das sich loslösen von älteren Generationen oder das Abkapseln von Freunden, um der eigenen Überzeugung zu folgen. Das sind jedoch völlig logische Konsequenzen aus der Handlung und stehen nicht im Fokus der Geschichte. Spannend wird sein, wie sich in Band 3 alles zusammen in einen gemeinsamen Handlungsstrang bündeln lässt.
Ein Charakter tanzt aus der Reihe
Ein bisschen spannungsbefreit lesen sich die Passagen von Hassan, der eigentlich in Band 1 gut gestartet ist und mittlerweile wenig Handlung mit sich bringt – bezogen auf sich selbst zumindest. Um ihn herum bilden sich Rebellengruppen, werden Protestaktionen umgesetzt – und er denkt nach wie vor, es reiche, sich als „der wahre Prinz“ zu erkennen zu geben und das Volk reicht ihm den Thron auf dem Silbertablett. Er rechnet nicht damit, dass ihm jemand diesen Anspruch streitig machen könnte und er denkt auch, es gäbe niemand besseren als ihn, um die Stadt Nasira zu retten/regieren. Dieses Selbstverständnis als eines in die Regierungsfolge hineingeborenen Menschen ist träge und unsympathisch. Hier muss Band 3 für deutlich mehr Tempo sorgen oder den Charakter beseitigen, denn als falscher Prophet hat er in Band 1 sonst seiner Bestimmung in dieser Geschichte gedient und braucht keine weitere Aufmerksamkeit.
Das Fazit
Das Ende ist ein echter Knaller und hebt die Geschichte der jugendlichen Abenteurer auf ein ziemlich hohes magisches Level, das mit Spannung erwartet wird. Unklar ist, wer nun wirklich gut und böse ist, wird das Finale auf eine klischeehafte oder ganz besondere Lösung hinauslaufen?
The Age of Darkness. Schatten über Behesda.
20 Euro. cbj Verlag.