Die Bücher aus der Reihe über den Zauberer Howl lassen sich durchaus unabhängig voneinander lesen, wenn man eines nicht chronologisch erwischt – einen Funken mehr Spaß kann man sich aber holen, wenn man die Reihenfolge einhält. Daher geht es theoretisch hiermit los!
… komm, lass uns nach Ingari fliegen! Dort bekommt Abdullah von einem seltsamen Mann einen Zauberteppich verkauft. Jedes Mal, wenn Abdullah darauf schläft, wird er in einen Palastgarten transportiert, wo er die wunderschöne und kluge Prinzessin Blume-in-der-Nacht kennenlernt. Doch bei einem seiner Besuche erscheint ein riesiger, schwarzer Dschinn, der die Prinzessin entführt. Der Sultan lässt Abdullah ins Gefängnis werfen, weil er ihm diese Dschinn-Geschichte nicht glaubt – doch Abdullah bricht aus und macht sich auf die Suche nach der mutigen und klugen Prinzessin seines Herzens!
Der Leseeindruck
Gut, eine gewisse Ähnlichkeit zu Aladin ist allein durch den Teppich natürlich vorhanden, aber wenn Disney sich an den Märchen aus 1001 Nacht bedienen darf, dann auch eine exzellente Autorin, die leider schon von uns gegangen ist. Was Diana Wynne Jones schafft, ist, Charaktere zu präsentieren, die nicht klischeehaft positioniert wurden. Es gibt nicht den einen Antagonisten, es gibt nicht den einen Guten, es gibt nicht den einen besten Freund des Guten, der selbstlos alles opfert. Menschen sind egoistisch, sie wollen überleben und trotzdem lieben sie innig und haben eine märchenhafte Geschichte verdient.
Diese Geschichte baut auch nicht unbedingt darauf, dass alles ganz geheimnisvoll abläuft, sondern spielt direkt vor unserer Nase – und der der Hauptpersonen. Manchmal möchte man hineinlangen und sie an den Schultern packen, manchmal lacht man mit ihnen, ein anderes Mal möchte man den „Endgegner“. Das ist gewitzt, das ist gewieft, das ist einfach gut gemacht. Auch wenn, Wehmutströpfchen, dieser Band 2 nicht ganz an „Das wandelnde Schloss“ heranreicht.
Im Original ist das Buch im Übrigen schon 1990 erschienen, wenn es mal nicht den schreiberischen Weiterentwicklungen der Jahre jenseits 2010 entspricht, muss man das an dieser Stelle schon mal verzeihen. Wer das nicht möchte, dem sei diese Meinung vergönnt. Konkret geht es beispielsweise um Ausdrücke wie „fette Frauen“ – 1990 gab es einfach noch kein Sensitivity Reading und nicht jedes Buch, beziehungsweise nicht jede Stelle einer Geschichte muss moralisch korrekt sein. Zumindest in dem Sinne, dass ein Charakter sich seines Charakters entsprechend verhält. Wenn er dicke Frauen nicht mag, wird er sie wie oben genannt beschimpfen. Hier ziehe selbst ich eine Grenze und wer meine Rezensionen hier liest, kennt mein Gezeter in Sachen Diskriminierung und Gleichberechtigung 🙂
Die Sprache ist blumig, es ist keine haudrauf-Fantasy und das Wiedersehen mit Howl am Ende sind alles kleine, aber sehr feine Details, die das Lesen sehr angenehm machen.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Diana Wynne Jones. Der Palast im Himmel.
Knaur. 12,99 Euro.