Die beiden Satai-Krieger Del und Skar humpeln nach einer verlorenen Schlacht geschlagen und dem Tode nahe durch eine endlose Wüste. In letzter Sekunde erreichen sie eine Oase, die sich als größerer Wald inmitten der Wüste entpuppt. Doch das kleine Waldvolk, das diese verheißungsvolle und doch bedrohlich wirkende Oase bewohnt, reagiert vorsichtig bis aggressiv auf die beiden Fremden: Denn eine ihrer Legenden besagt, dass eines Tages ein großer Krieger zu ihnen kommen wird, der das Volk in seine Heimat zurückführen soll. Doch selbst dieses kleine Waldvolk ist in politische Lager geteilt, die den Krieger aus der Legende mal mehr oder mal weniger unterstützen möchten.
Der Leseeindruck
Das Buch ist keine Neuerscheinung, sondern eine Neuauflage – nur, falls du davon noch nichts gehört hast. In diesem Sinne stellt sich die Enwor 1 einem neuen Publikum, einer neuen Generation. In diesem Sinne: Wenngleich Wolfgang Hohlbein ein bekannter, erfolgreicher und etablierter Autor ist, ist „Der wandernde Wald“ im Kontext der gegenwärtigen Gesellschaft tatsächlich ziemlich kritisch zu beurteilen.
Das Buch ist fast ausschließlich männlich geschrieben – es gibt genau eine einzige Frau, die verstärkt an der Handlung teilnimmt. Die Männer sind allesamt Krieger, die Frau verliebt sich selbstredend in den stärksten Satai-Krieger und eröffnet ihm das Modell einer offenen Beziehung. Noch dazu ist die Dame Amazone und unterwirft sich trotzdem – ein „wahrer Männertraum“, um es überspitzt zu sagen.
Das kann man als Autor im Rahmen der freien Kreativität natürlich machen und wer will, sollte das auch weiterhin schreiben. Es ist nur nicht gefällig und wie es scheint, fordern immer mehr Leser sehr berechtigt Diversität. Monokulturelle Bücher sind einfach auf eine sehr uncoole Art 90er und auf Dauer langweilig, wenn nicht sogar auf einer gewissen Basis schädlich. Wenn es um fremde Fantasywelten geht, hat man als Autor die Möglichkeit, aus dem absolut Vollen zu schöpfen, insbesondere, was Vielfalt betrifft. Warum diese Chance so episch verstreichen lassen?
Während die Reflektionen der Hauptpersonen gerade am Ende äußerst interessant waren,
Irritierend hingegen: Obwohl das nun eine Neuauflage ist, werden Namen von Charakteren immer noch falsch geschrieben – bspw. mal Coar, mal Caro. Darüber hinaus verwundert es, wenn ein einfaches Waldvolk ohne jegliche Technologie einfach von „Viertelstunden“ redet, kulturell dürfte es das gar nicht geben. Zudem verwundert es, wenn bei einer wilden Floßfahrt die halbe Ladung verloren geht, aber ein schlicht angepflocktes Pferd nicht. Das müsste sich wenigstens sämtliche Beine brechen … Insgesamt erfüllt das Buch leider nicht die gestellten Erwartungen.
Wolfgang Hohlbein. Enwor 1 – der wandernde Wald.
blanvalet. 9,99 Euro.