Lauren hat vor einiger Zeit ihren Vater verloren – er wurde entherzt im Wald gefunden, der sich rund um das kleine Städtchen „Smiths Hollow“ befindet. Die Polizei indes gibt sich keine wirkliche Mühe, den Fall aufzuklären und als 14-Jährige hat auch Lauren nur begrenzte Möglichkeiten. Dann werden die Leichen von zwei fremden Mädchen gefunden – brutal entstellt, ihre Körper komplett zerfetzt und Lauren weiß: Auch hier wird es wenig Aufklärung geben.
Das stellt auch ein neu hinzugezogener Polizist aus Chicago fest, der sich plötzlich in einem seltsamen Albtraum gefangen sieht. Er will ermitteln, aber auch er vergisst allmählich, was passiert ist – genau wie offenbar die restliche Stadt. Nur Lauren erinnert sich ganz klar und bekommt von ihrer Großmutter die Erklärung dafür geliefert. Nur beinhaltet die leider eine sehr blutgetränkte Geschichte der Stadt und Hinweise auf ein Monster, das sich nicht mehr an bestimmte Regeln der Vergangenheit halten möchte! Zusammen müssen die beiden herausfinden, was wirklich Sache ist, oder die Stadt wird sehr blutig vor die Hunde gehen!
Der Leseeindruck
Von Christina Henry haben wir schon viel gehört – sie hat bekannte Geschichten wie „Peter Pan“ sehr blutig umgedichtet und einen ganz anderen Spin verpasst. Dieses Buch ist ihr erstes eigenes und entsprechend vorsichtig und doch positiv waren wir. Zuletzt waren wir mit ihr in Sleepy Hollow unterwegs, jetzt in Smiths Hollow und natürlich spielt der dichte Wald mit seinem Monster um das kleine Örtchen eine große Rolle. Wurde hier vielleicht doch mehr kopiert? Nein. Netterweise nimmt die Autorin sogar einmal direkt Bezug auf Sleepy Hollow, ganz direkt und unverfälscht. Umso schöner finden wir es, dass ihr erstes, eigenes Werk tatsächlich auch im Stil der anderen gehalten ist, sodass sie sich im Buchregal perfekt ergänzen.
Sehr gut gelungen ist das Rätselraten rund um die Identität des Monsters, das (kein Spoiler) offenbar zwischenzeitlich menschliche Form angenommen hat. Und direkten Kontakt zu Lauren sucht … Es gibt mehrere Möglichkeiten und eine wäre vielversprechender als die nächste, was die Auflösung oder die Endszene betrifft. Dabei schreckt die Autorin nicht von ihrer bisherigen blutigen Vergangenheit zurück und baut auch hier wieder einiges an Blutvergießen rein. Auch darin passt dieses Buch fast nahtlos zu den vorherigen Interpretationen, an die man sich als treue:r Leser:in ja bereits gewöhnt hat. Warum auf dem Buchschnitt übrigens Autoreifen mit Blutspuren befinden, erschließt sich auch relativ am Ende, aber es passt sehr gut!
Kleines inhaltliches Manko ist nur de Großmutter. Sie stellt sich, um eine bestimmte Handlung am Ende auszulösen, wirklich nicht sehr klug an und vom bisherigen Erzählstrang her sollte sie cooler und intelligenter sein als zu diesem Zeitpunkt. Das hat den Genuss kurz gestört, denn das war einfach zu simpel gelöst. Klingt schwammig, aber soll ja auch nicht spoilern.
Das Fazit
Abgesehen von dem kleinen Manko sehr gute Unterhaltung, die sich in die Erwartungen einfügt und mit einer Mischung aus Grusel, Ekel, Spannung und Magie die eigenen Gedanken in einen ganz eigenen Strudel zieht.
Christina Henry. Der Geisterbaum.
20 Euro. Penhaligon.