Vivienne ist wissenschaftliche Hilfskraft und soll bei einem maritimen Projekt hauptsächlich Proben aus einer Bucht sammeln. Eines Tages aber hievt sie keine Quallen ins Boot, sondern ein Lebewesen aus der Tiefe! Sie spürt sofort eine Verbindung zu diesem anderen Bewusstsein…
Der Leseeindruck
Diese Geschichte und ihre Art der Erzählung war mal wieder was ganz was anderes. Wenig direkte Rede, viele Gedanken, alles sehr beschreibend.
Leider reicht technische, handwerkliche Finesse nicht, um wirklich gut zu unterhalten. Der Umstand, dass ein neuartiges Lebewesen im Meer gefunden wird, wird von der Protagonistin einfach hingenommen (daher auch die nüchterne Inhaltsangabe). Ihr fällt, obwohl sie die Verbindung fühlt, nichts besseres ein, als das Wesen gefangen zu nehmen. Allein hier fehlt schon der Zauber der Neuentdeckung oder die Wirkung einer emotionalen Kontaktaufnahme, die es ja laut Buch geben sollte.
Ihre Chefs wollen das Lebewesen wissenschaftlich erforschen – natürlich für den eigenen akademischen Ruhm. Das stellt eine sehr klassische und uninspirierte Platzierung der Antagonisten dar. Quasi wissenschaftlicher Kapitalismus. Passend, aber nicht herausfordernd und eine sehr statische Seite der Geschichte. Die beiden Chefs machen einfach durchgängig das Gleiche.
Wenigstens stört das unsere Protagonistin. Zurecht. Sie macht aber nicht wirklich was dagegen, jenseits von sich herumschubsen lassen und zukucken. Da kann man direkt nichts anderes als Wut gegenüber der Protagonistin fühlen. Für sie gibt es kein Wunder, dass es etwas Unentdecktes auf dieser Welt gibt. Keinen Kontaktversuch von Vivienne, sich auf das Lebewesen wirklich einzulassen. Es ist keine Faszination dafür greifbar, was man da vor sich hat. Vivienne kriegt den Mund nicht auf, nichts auf die Reihe und spürt so wenig, dass man sie durch eine Schaufensterpuppe mit 3 Zeilen Text auf einem Stück Papier in der beweglosen Hand ersetzen könnte.
Da passt es tatsächlich sehr gut, dass das Ende von belanglosen Nebencharakteren eingeleitet und angeführt werden muss.
Meeresleuchten. Melissa Barbeau.
Btb Verlag. 15 Euro.