Dieses Buch ist der dritte Teil einer Reihe, wobei alle Bücher unabhängig voneinander genießbar sind. Alle Rezensionen zu Anabelle Stehl-Büchern findest du hier.
Nele liebt Bücher – und London! Umso cooler, dass sie nicht nur ein Volontariat in einer Literaturagentur beginnen darf, sondern sie dafür auch noch in ihre Lieblingsstadt zieht! Sobald sie die Stadt betritt, trifft sie auf Matthews Augen und beide wissen sofort, dass hier etwas ganz Besonderes passiert ist. Sie können einander nicht vergessen, es knistert bei jedem Blick. … und dann sitzen sie sich beim ersten Montagmeeting gegenüber. Nele als Volontärin und Matthew als Chef der Literaturagentur. Eine Verbindung, die nicht sein darf. Gefühle, die nicht raus dürfen. Menschen, die etwas gegen die beiden als Paar haben. Neles beruflicher Traum, der auf der Kippe steht. Es kann auf so vielen Ebenen nur schief gehen … Aber die Liebe!
Der Leseeindruck
Der Einstieg ist mal etwas anderes: Die beiden Hauptpersonen treffen sich und *zack* steht der Beginn der Liebesgeschichte. Dann folgt direkt das große Problem, das die Romanze so interessant macht, anstatt dass dies erst gegen Ende wie eine Bombe platzt. Dieser Auftakt reißt sofort mit und klärt die Fronten, womit wir es zu tun haben, sehr gut gelungen.
Das Gefühl, neu starten zu wollen, ist eines, das sicherlich viele Leser:innen nachvollziehen können. Noch dazu die Flucht in eine neue Stadt, London überdies. So rutscht man auch in zweiter Instanz sehr gut in die Geschichte hinein und fiebert den Treffen von Matthew und Nele entgegen. Sehr interessant finde ich, dass das Trope „Verbotene Romanze mit dem Chef“ im Fokus steht, dieses aber völlig entspannt und ohne Machtmissbrauch und dirty feeling. Stattdessen wird das Trope aufgedröselt, warum es eigentlich gar nicht so attraktiv ist – während es parallel beibehalten und sauber ausgeführt wird. Eine faszinierendee Gratwanderung!
Cool ist auch, dass nicht alles in Neles Leben sich nur noch um Matthew dreht. Sie verliert ihre eigentlichen Ziele nicht aus dem Blick und lässt sich nicht ausschließlich von Gefühlen und Hormonen leiten. Auch Matthew hat eigene Themen, denn er ist kein perfekter Golden Boy, der top-bewertete Chef, sondern auch ein Mensch, der durchaus Entwicklungspotenzial hat. So geht es nicht nur um die Liebesgeschichte und es gibt weitere Handlungsstränge, die die Aufmerksamkeit der Leser:innen binden.
Ein minimales Manko gab es und man mag mich gerne korrigieren, falls ich etwas überlesen haben sollte: Mobbing wird als Triggerwarnung angegeben, das ist noch gut und richtig so. Der Umgang mit dem Mobbing fokussiert sich auf das Opfer, wie sie damit umgeht. Dabei gäbe es eine zweite Seite: Den Mobbern ein Zeichen geben, dass ihre Art nicht gut ist und nicht akzeptiert wird. Das kann vom Chef kommen oder von Kolleg:innen – jede:r hätte sich da mit einer Reaktion positionieren können, aber dem geschah nicht. Super schade, dass diese Möglichkeit nicht genutzt wird, zumal die Autorin für Gesellschaftskritik und ansonsten klare Positionierung aus den 5 vorhergegangenen Büchern bekannt ist. Insgesamt betrachtet werden natürlich andere sozialkritische Themen angesprochen, ganz ohne müssen wir also nicht auskommen. Ein runder Abschluss der Trilogie.
Worlds Beyond. Anabelle Stehl.
Lyx Verlag. 12,99 Euro.