Dies ist Band 2 von 2. Die Besprechung zu Band 1 findest du hier.
Das Ende von Band 1 war ein Cliffhanger: Nach dem überraschenden Verrat von Kayla sitzt Rosie im Gästezimmer von Beast/Adam und er verschwindet, kommt nicht mehr zurück. Irgendwann erreichen ihre Nachrichten nicht mal mehr sein Handy. Er ist in Therapie und damit Knall auf Fall aus ihrem Leben verschwunden. Sie torkelt durch ihren Alltag, funktioniert nur noch im Notbetrieb und ihre Show, ihr früheres Ein und Alles, geht allmählich vor die Hunde. Zumal es immer noch Fans von Scarlett Luck gibt, die ihr in fiesen Onlinekommentaren ihren Hass um die Ohren schlagen. Da auf einmal meldet Adam sich wieder und jetzt gerät Rosies Welt erst recht völlig ins Wanken …
Sehr kleiner Kosmos
Was in Band 1 als süße Liebesgeschichte begann, hinterlässt in diesem Band 2 zwiespältige Gefühle. Einmal besteht das Buch aus sehr vielen Gedankengängen, vielen Fragen und wenig richtiger Handlung. So zieht sich das Buch teilweise schon etwas. Dabei bleibt Rosie als Charakter weiterhin oberflächlich. Sie macht ihre Show, sie denkt an Adam, sie beantwortet Mails, sie spricht mit Adam. Zwischen diesen zwei Polen findet einfach nichts weiter statt und das ist bei 2 Büchern dieser Länge (für mich persönlich) zu wenig. Mir ist nicht bekannt, wie alt die Protagonistin ist, sie verhält sich jedenfalls durchwachsen-jugendlich. Das mag sehr gut zu ihrer Person passen, kommt bei jede:r Leser:in vermutlch unterschiedlich gut an. In meinem Fall war es etwas zu kurzfristig denkend, zu schnell zu Annahmen übergehend – als wäre es ein Stilmittel des Dramas wegen. Wenn Charaktere ein Problem durch Reden lösen können, sich aber lieber gedanklich in irgendwelchen Hypothesen versteifen, kann das nach einer Weile oder vielen anderen Büchern mit diesem Kniff nicht mehr so gut wirken.
Wichtige Erweiterung durch vermeintliche Nebencharaktäre
Während das Liebespaar sich in einer engmaschigen Blase umeinander bewegt, übernimmt das Umfeld einschätzende Rollen. Einmal Leah und der Vater von Rosie, die beide die „Ich tu dir weh, wenn du ihm/ihr weh tust“-Karte spielen. Versteht mich nicht falsch, das können die Charaktere gerne machen und ist auf einer gewissen Ebene realistisch. Was aber verwundert ist, wie Rosie darauf reagiert. Das sei halt so und komme ja aus einer guten Motivation heraus. Prima, ist aber damit trotzdem kein gutes Verhalten. Müssen Charaktere sich postkarten-idyllisch verhalten? Nein, die sollen ruhig das machen, was Autor:innen wollen. Es kann der Leserschaft aber durchaus negativ auffallen.
Gerade Hunt macht am Ende allerdings sehr wichtige Bemerkungen und bringt Rosie damit auf Gedanken, auf die sie in ihrem rosa-roten Kosmos niemals von selbst gekommen wäre. Schließlich hat Adam ein Suchtproblem und das ist niemals weg. Niemals. Sie hat damit aber gar keine Erfahrung und könnte aus Unwissen durchaus Fehler begehen, die Adams Psyche nicht zuträglich wären. Statt diesen Hinweis hinzunehmen und sich weiterzubilden, ist unsere Heroine tief getroffen und Hunt wird zum Gegenspieler positioniert. Was das für das Buch heißt? Es ist super, dass gegensätzliche Meinungen angesprochen werden! Was also als Dauerkritik interpretierbar wäre, ist nicht als Kante gegen das Buch gemeint. Wichtig ist, dass Leser:innen sich der ganzen Thematik von allen Seiten widmen und dafür sind die Nebencharaktere wie Hunt, Leah und auch Rosies Vater eingesetzt worden. Ihre Rollen sind sehr sehr wichtig!
Absolut positiv ist, dass am Ende endlich eine klare Kante gegen Online-Hass gegeben wird. Das ist eine wichtige Message, die sowohl Adam für einen guten Abschluss gebraucht hat und an die sich die Leser:innen durchaus halten dürfen. Hasskommentare, um jemanden runter zu ziehen und sich dadurch selbst besser zu fühlen, gehören kategorisch gelöscht oder am besten gar nicht erst geschrieben. Das können wir als Menschen definitiv besser!
(Potenzieller Spoiler folgt) Dass Adam sich irgendwann öffnet und das psychologische Problem besser verstanden werden kann, ist eine sehr positive Entwicklung. Und die thematisiert etwas, das selten angesprochen wird: Nicht nur Frauen werden unter Drogen gesetzt und ausgenutzt. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist ernst gemeint und ein ernsthaftes Highlight des Buchs.
Begleitet wird diese Entwicklung auch von Themen wie mentale Last oder auch sozialer Druck, die für New Adult, Young Love oder jedenfalls jüngere Leser:innen wichtige Themen sind. Die Quintessenz, dass man einfach mal eine Pause braucht und brauchen darf (!), sich wie in Adams Fall professionelle Hilfe holen kann oder den eigenen Weg eben auch mal ändern muss/soll/kann/darf, sind enorm wichtige Konsequenzen, die sich die jüngere Leserschaft sehr gerne zu Herzen nehmen darf. Meine eigene Quintessenz: Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für das Buch/Genre.
Fragile Heart. Mona Kasten.
Lyx Verlag. 18 Euro.