Einst schienen die Infinity-Steine wie eine Legende, nur eine von vielen tausenden in einem Universum voller Leben. Jetzt? Stirbt immer wieder mal ein Planet, weil der brutale wie mächtige Thanos sich in den Kopf gesetzt hat, das Universum ins Gleichgewicht zu bringen. Praktischerweise geht er in seiner Vision davon aus, dass er die göttlicheEntscheidungsgewalt dabei inne hat – sehr bequem, denn sich selbst wird er bei der „natürlichen“ Auslese verschonen … Damit er erst recht unbesiegbar wird, sammelt er alle Infinity-Steine ein – und zettelt damit einen Kampf an, in den einfach alle Avenger eingreifen wollen, sollen, müssen und können. Immerhin trägt Vision einen davon auf seiner Stirn und den mögen einfach alle. Da ist es sogar egal, dass Tony Stark und der Captain eigentlich nicht mehr miteinander reden. Thanos und seine „Kinder“ bedrohen das Leben an sich und es gibt viele Superhelden, die dabei nicht zuschauen werden! Fragt sich nur, wie groß die Chance ist, wenn man gegen einen Titan mit Infinity-Steinen als Accessoire ankämpfen muss …
Die Kritik
Tja, Marvelfilme gibt es nun einige und ihre Tonalität reichte bisher von Hallodri-Patriotismus bis Gesellschaftskritik bis Black Panther, der so ein bisschen eine eigene Kategorie benötigt (im positiven Sinne). Jetzt liegt wieder ein klassischer Action-Film vor, ohne großartige politischen oder gesellschaftskritische Aussagen, der einen entscheidenden Vorteil hat: Er führt die vielen einzelnen Kapitel zusammen, die wir in den letzten Jahren gesehen haben – sei es als ganzer Film oder eine der bekannten Szenen nach den Credits. Wer diesen aufmerksam gefolgt ist, erkennt also nicht nur diverse Charaktere wieder sondern weiß auch, wer warum auf welchem Planeten zu finden ist.
Das Thema neben „Thanos muss weg“ ist wenig überraschend das der „künstlichen natürlichen Auslesen“. Seit Thanos eigener Planet zugrunde gegangen ist, hat er die fixe Idee der Auslese, die die jeweiligen Planeten retten und Leben wieder lebenswert machen soll. Stichwort Überbevölkerung et cetera. Da das sehr heikle Themen sind (Was ist lebenswert? Nicht zuletzt erinnert das Thema mal wieder an Nazideutschland des 20. Jahrhunderts), werden sie auch nicht weiter vertieft, sondern dienen einzig als Grundlage der Story. Dass Thanos auch kein hunderprozentig brutaler Zeitgenosse sein soll, wird durch die eine oder andere potenziell emotionale Szene gezeigt, wobei er selbstverständlich ganz pflichtbewusst die „harten Entscheidungen“ trifft, wie Psychopathen es nun einmal immer machen. (Kein Spoiler, das ist das offensichtliche Naturell seines Charakters.)
Einen Aspekt gibt es, der aus dem Film etwas absolut fantastisches machen könnte: Einer der Steine an Thanos Handschuh ermöglicht es, die Realität zu verändern. Das ist ein Konzept, das unfassbares Potenzial bietet für Cliffhanger, für überraschende Wendungen, Verwirr-Spiele. Eingesetzt wird es allerdings extrem spärlich, denn natürlich würde jeder Einsatz die Geschichte verkomplizieren. Offenbar traut Marvel den Zuschauern aber nur eine geradlinige Story zu, die am Ende durchaus noch mal eine Wendung nimmt. Allerdings sind die Prognosen über die Weiterentwicklung nach dem Ende (hier darf ich leider nicht spoilern) eher überschaubar. An sich gibt es nur 2 Wege, wie die Geschichte weitergehen kann, daher ist immerhin die Spannung hoch, ob Marvels kreative Mitarbeiter einen dritten oder gar vierten Weg erfinden können.
Das Fazit: Kunterbuntes Actionspektakel, durch die vielen Charaktere sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Tolle Unterhaltung, aber wird keine Welten verändern außer die im Film selbst.
Bettina Riedel (academicworld.net)
AVENGERS: INFINITY WAR
Seit dem 6. September als DVD, BluRay und Digital im Vertrieb von Marvel / Disney im Heimkino erhältlich.