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    Ein Tod ändert alles

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    By Bettina Riedel on 14. Januar 2020 Rezension

    Victor und Mathieu verbindet gar nicht so viel: Sie studieren lediglich am gleichen Lycée, um die Zulassung für eine der begehrten Grandes Écoles zu bekommen, zudem sind sie in unterschiedlichen Jahrgängen. Dennoch beginnt allmählich, ein zartes Band der Freundschaft zwischen ihnen zu entstehen – bis Mathieu dem Leistungsdruck nicht mehr Stand hält, „Idiot“ ruft, über das Treppengeländer springt. Ein Sturz, den Mathieu nicht überlebt.

    Umso stärker legt Victors Leben zu – als potenzieller Freund des Opfers umgibt ihn plötzlich eine spezielle Aura, die ihn in der Schule populär macht. Ein Zustand, der Victor auf eine vollkommen andere Bahn im Leben lenkt: Statt büffeln und Schule stehen jetzt Feten auf dem Plan. Abwechslung gibt es vor allem durch Mathieus Vater, der als gebrochener Mensch in Paris auftaucht und auf Victor zu warten scheint. Die beiden reden stundenlang miteinander, ein ausgewogenes Abhängigkeitsverhältnis entsteht (nicht sexueller Art), das weder Nutzen noch Verstand hat. Victor beginnt, die Welten in den Köpfen anderer Menschen zu verstehen – und zu sich selbst zu finden.

    Der Leseeindruck

    Alles beginnt mit einem jungen Mensch, der mit wenig Reizen aufgewachsen ist. Seine Denkweise ist linear, sein Ausbildungs- und Karriereweg ist strukturiert. Die Zurückhaltung seiner Eltern stellt sicher, dass er auf sich allein gestellt ist und daher etwas unbedarft die „offensichtlichen“ Entscheidungen trifft: Mal eine Vorbereitungsschuzle besuchen und zu schauen, wie weit er auf dem elitären Bildungsweg kommen könnte. Sehr unaufgeregt, eher aus der Notwendigkeit einer Entscheidung heraus selbige getroffen.

    Das großer, unvorhersehbare Ereignis ändert seine Rolle grundlegend: Man beachtet ihn, er empfindet neue Gefühle, entdeckt seine Mitmenschen quasi neu. Durch den Tod seines Fast-Kumpels und der neuartigen Aufmerksamkeit seines sozialen Umfelds wird er plötzlich „wer“. Sie nicken ihm zur Begrüßung zu, er wird zur Informationsquelle für den Vater und damit bekommt er endlich eine Rolle innerhalb eines Gefüges, mit der auch Erwartungen an ihm gestellt werden, Rollenansprüche. Er erfüllt sie halbautomatisch und gefällt sich in der Bequemlichkeit, die ein Platz in der sozialen Hackordnung so mit sich bringt.

    Die Art und Weise, in der Emotionen beschrieben werden, ist sensationell. Es geht hier nicht um alles zerreissenden Herzschmerz, der die Seele zerfetzt. Es fließen nicht literweise Tränen voller Schuld und Victor betreibt auch keine Aufmerksamkeitshurerei. Es wirkt sowohl intensiv als auch beruhigt, als wäre alles von einer emotionalen Absolutheit geprägt. Es ist halt einfach alles so, wie es ist, ohne dass Gleichmut oder Gleichgültigkeit vorherrschen. Er nimmt die Situation halt gerne so mit – und wird aus der Leistungsgesellschaft herausgerissen. Victor erkennt, dass das Leben nicht nur aus pauken, Prüfungen und dem schieren Erfüllen von Lernzielen besteht. Er ist ein Mensch mit Emotionen, Wünschen, Abneigungen und Träumen. Durch die Trauer der Eltern und die Öffnung der Gesellschaft ihm gegenüber erhält er Einblicke in die Menschen, erfährt unterschiedlichste Lebensweisen und findet in all dem bunten Durcheinander schließlich seine persönliche Freiheit.

    … und all diese Themen ohne unnötiges Geschwafel in relativ prägnanter Kürze auf den Punkt zu bringen, ist ein echtes Kunststück. Jedes Wort zählt und hat seinen Platz in der grammatikalischen und inhaltlichen Hackordnung. Vielleicht in der Hoffnung, die Leser mögen sich damit befreien.

    Jean-Philippe Blondel. Ein Winter in Paris.
    Goldmann. 10 Euro.

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