Kaum eine Jahreszeit lädt dazu ein, sich mit einem Heißgetränk der Wahl heimelig einzukuscheln und die Gedanken schweifen zu lassen. Dazu passt hervorragend die Frithjofsage, bei Germanist:innen hinreichend bekannt, daher heute eine Betrachtung außerhalb dieser Studienbubble.
Handlungsmotive gibt es hier viele. Das erste ist wohl die Liebe, das zweite die Ausgrenzung aufgrund sozialer Herkunft. Dazu kommt noch eine ganze Latte, natürlich darunter die zu verteidigende oder zu sühnende Ehre („ein echter Mann MUSS…“).
Frithjof wächst mit Helge, Halfdan und deren Schwester Ingeborg heran, doch das kann einen Makel Frithjofs nicht vom Tisch wische: Der gute Frithjof liebt zwar Ingeborg und diese ihn, aber da er nicht hochwohlgeboren ist, ist eine Heirat offiziell vom Tisch.
Er zieht sich zurück und wie es das Schicksal will, soll Ingeborg einen anderen heiraten – König Ring, der ihre Brüder in einer Schlacht, entstanden aus einer Kränkung, besiegt hat. Pikantes Detail: Frithjof hätte diese Schlacht für Helge und Halfdan entscheiden können, weigerte sich aber, seinen Kampfgeist und seine Klinge beizusteuern. Wohl aber begeht er eine eigene Kränkung, aus der sich wiederum eine Sanktion von Helge und Halfdan ergibt – es geht rundherum und am Ende senden sie Frithjof auf eine Quest, aus der eine längere Abenteuerreise erwächst …
Am Ende ist die Sage in dieser Form tatsächlich eher etwas für Liebhaber:innen der Verse, die durchaus einen gewisses Vorwissen der nordischen Mythologie haben. Zwar gibt es hinten im Buch einige Anmerkungen, nur leider keine numerische Kennzeichnung vorher und für Normalsterbliche hätten es gewiss noch mehr werden dürfen. Aber auch so darf man sich den Zeilen gerne widmen und muss eben hinnehmen, dass man zwischendrin googelt oder eben etwas mal nicht ganz versteht. Eine etwas andere Heldenreise eben, auch für die Leser:innen.
Esaias Tegnér. Frithjofsage.
6,95 Euro. Anaconda Verlag.