England, 50er Jahre. Der Tod ihres Mannes ist nun schon einige Jahre her, doch da er ihre große Liebe war, trauert Florence immer noch ein wenig um ihn. Trot und Halt findet sie bei Büchern, die sie gerne in scheinbar einsamen Situationen liest, beispielsweise am Strand. Doch einsam ist man nie, wenn man Bücher um sich herum weiß, findet Florence und fasst sich ein Herz: Sie will in ihrem Dorf Hardborough einen Bücherladen eröffnen, wo nur Werke stehen dürfen, die sie selbst für gut befunden hat.
Das Old House, das sie sich als Standort erwählt hat, bietet dafür nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch einen besonderen Flair. Das erkennt leider auch die adelige Violet Gamart, ihres Zeichens Angehörige des lokalen Adels, zu dessen Grund das Dorf einst gehörte. Die will nun unbedingt den kulturellen Takt wieder vorgeben und sieht sich in ihrer vorherrschenden Rolle herausgefordert. Fortan wird sie alles in ihrer Macht stehende tun, um Florence den Spaß an ihrem Buchladen zu vergällen … ganz egal, dass sie dabei eine Lebensgrundlage zerstören könnte!
Die Kritik
Das grundlegende Szenario mutet klassisch an: Eine alleinstehende, bürgerliche Witwe folgt ihrem romantischen Traum, eine Buchhandlung zu eröffnen. Sie bekommt ordentlich Gegenwind vom lokalen Adel, der an seiner Vormachtstelung festhalten will – ganz klassisch David gegen Goliath, Bürgertum gegen Adel, Robin Hood gegen den Sheriff von Notthingham (das Establishment, wenn man so will). Das wäre ein relativ vorhersehbares Manöver, weswegen es umso positiver auffällt, dass der Film ziemlich grazil darüber hinweg springt. Das soll nun keine Aussage über das Ende sein, sondern vielmehr fehlt der Heroismus, den man in diesem „Kampf“ vermuten würde, das Aufrütteln der Sympathie für den vermeintlichen Under Dog.
Es ist ein insgesamt sehr ruhiger Film, der durch die extreme Zurückhaltung von Florence getragen wird und seine Botschaften durchgängig unterschwellig abliefert. Es gibt keinen offenen Eklat, kein Streitgespräch, keine erhobenen Stimmen, obwohl es einzig um den Konflikt zwischen der bürgerlichen David-Buchliebhaberin und der adeligen Goliath-Dame geht. Dadurch erhält die Geschichte allerdings Längen, weil sich die Handlung vergleichsweise flach entwickelt und zumeist den „Zauber der alten Zeit“ beschwören möchte.
Hier kommt es auch noch zu einem Widerspruch,denn der Buchladen steht für die Moderne, den Liberalismus und die Möglichkeit der einfachen Leute, sich von vorgegebenen Marschrouten zu lösen und eigene Gedankenwanderungen zu unternehmen. EInerseits beschwört der Film also das glänzende Abbild der vergangenen Zeit herauf, in der noch alles simepl und gut war, andererseits soll der Buchladen die Ablösung von genau dieser Zeit symbolisieren. Das Ganze erfolgt etwas überzogen, weil sofort klar ist, wer die Rolle der blütenreinen Heoine spielt, auf der kein Blütenstaub haften bleibt und wer das erklärte Feindbild ist, die sich im Dreckloch der sozialen Gepflogenheiten suhlt.
Insgesamt ein netter Film, dessen tieferen Aussagen leider untergehen und wenig authentisch wirken. Hervorzuheben ist vor allem Mr. Nighy’s sensationelle Nebenrolle, die den Film um eine sympathisch-schrullige Figur erweitert. Trotzdem bleibt nicht mehr zu sagen, als dass ein netter Film für einen Regenabend ist, wenn man Lust auf leichte Unterhaltungskost hat.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Der Buchladen der Florence Green.
Ab dem 14. September im Vertrieb von capelight für das Heimkino erhältlich.