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    Das Wilde im Menschen entdecken

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    By Mitarbeiter on 5. September 2018 Rezension

    „Begehren“ von Richard Flanagan ist ein mitreißender historischer Roman, der basierend auf wahren Begebenheiten die Leben von Sir John Franklin und Charles Dickens beleuchtet und besonders auf das Thema Begehren und dessen Verleugnung eingeht.

    Die Handlung spielt Mitte des 19. Jahrhunderts und gliedert sich in zwei parallele Erzählstränge, zwischen denen 20 Jahre liegen. Die Protagonisten sind zum einen Sir John Franklin, der bekannte Polarforscher und Gouverneur von Tasmanien und seine Frau Lady Jane, die in ihrem Ehrgeiz versucht, ihren Mann immer weiter voranzutreiben. Im Rahmen eines Experiments adoptieren sie ein Aborigine-Mädchen, Mathinna, mit dem Ziel, ihr durch feine Erziehung das „Wilde“ auszutreiben. Sir John Franklin muss mit der Begierde kämpfen, die Mathinna in ihm weckt, während Lady Jane Gefühle der Mütterlichkeit entwickelt, die sie nach ihren Fehlgeburten zu unterdrücken versucht hatte. Dennoch hält sie eine eiserne Distanz zwischen ihr und Mathinna aufrecht, die es ihr letztendlich erlaubt, das Mädchen in Tasmanien zurückzulassen, während sie mit ihrem Ehemann nach England zurückkehrt. Lady Jane ist es auch, die 20 Jahre später Charles Dickens aufsucht, um ihn zu bitten, den guten Namen ihres Mannes zu verteidigen, dem vorgeworfen wird, bei einer verunglückten Expedition zum Kannibalen geworden zu sein.

    Der Titel des Buches, Begehren, ist zeitgleich das Hauptthema und zieht sich über beide Erzählstränge hindurch bis zum Ende hin. Beide Männer, die mit ihrer Begierde konfrontiert werden, und sie vorerst zu unterdrücken versuchen, erliegen ihr im Endeffekt doch – mit schweren Folgen. Trotz ihrer Kultur, Bildung und Bekanntheit schaffen beide es nicht, ihre Leidenschaft zu bändigen, was einen interessanten Kontrast zu den vermeintlich „Wilden“ bietet, über die Sir John herrschte und Charles Dickens schrieb.

    Nicht nur diese zwei offensichtlich bekannten Charaktere basieren auf wahren Persönlichkeiten, auch bei der tragischen Heldin des Romans, Mathinna, handelt es sich um eine wahre Person und der Plot umfasst echte Begebenheiten aus ihrem Leben. Das macht das Buch noch faszinierender und gleichzeitig bedrückender. An ihrem Schicksal wird der Schrecken des Kolonialismus deutlich gemacht und das Unglück, das über die Einheimischen gebracht wurde – von ihren „Protektoren“. Mathinna durchlebt gleich zwei Mal eine Entwurzelung, die sie am Ende verstört und fremd im eigenen Land zurücklässt. Ein gebildetes Aborigine-Mädchen – und damit weder eine Weiße noch eine Schwarze, nirgendwo so richtig zugehörig.

    Der Erzählstil wirkt nüchtern, sachlich und dokumentarisch, was in einem Kontrast zu dem gefühlvollen und leidenschaftlichen Inhalt steht und so die Ironie aufzeigt, zwischen den leeren Worten und folgenschweren Taten der Protagonisten.

    Ein Punkt, der für etwas Verwirrung und Stocken im Lesefluss sorgt, ist der schnelle Wechsel zwischen den Erzählsträngen und Zeitabschnitten. Vergangenheit und Gegenwart werden oft ohne Warnung durcheinander geworfen, sodass Sir John in einem Abschnitt verstorben und im nächsten wieder lebendig  ist. Doch wenn man sich an diese Art der Erzählperspektiven gewöhnt hat, kann man in die Welt der Charaktere eintauchen und sich von den Geschehnissen mitreißen lassen.

    Richard Flanagan verknüpft Fakten und Fiktion zu einem emotionalen Werk, welches den Leser die Definition von „Wildheit“, in anderen und in sich selber, überdenken lässt.

    Julia Radziszewski (academicworld.net)

    Artikelbild © pixabay / 12019


    © Piper Verlag

    Begehren
    Richard Flanagan.
    Piper Verlag
    Preis 11,00€

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