Fiona ist super aufgeregt: In ein paar Tagen erreicht sie eines ihrer größten Ziele – eine eigene Beautylinie! Sie hat alle Farben selbst ausgewählt und die Produkte auf Herz und Nieren getestet, denn sie möchte nicht einfach viel verkaufen, sondern gute Produkte in die Hände ihrer Community legen. Just an ihrem großen Tag veröffentlicht ein anderer YouTuber ein Enthüllungsvideo und zieht Fiona in den Dreck: Ein Wohltätigkeitsevent mit ihrer Beteiligung habe Geld unterschlagen. Fionas Welt bricht zusammen, denn nicht nur ist sie unschuldig, sondern steht plötzlich im Kreuzfeuer der öffentlichen Meinung – und vor allem Kritik. Das Video bedroht aber nicht nur ihren Seelenfrieden, auch ihre Finanzierung steht Kopf, denn immer mehr Partner springen ab. Sie konfrontiert Demian, den Urheber des Enthüllungsvideos. Der übt sofort eine ganz eigene Wirkung auf Fiona aus, doch wohin kann so ein erster Eindruck führen, wenn sich alle Sterne gegen sie verschworen haben?
Der Leseeindruck
In diesem Band geht es – im Vergleich zur Away-Reihe – etwas weniger feministisch zu, denn zumindest in Band 1 der World-Reihe entstammt das Grundproblem der Protagonistin nicht einem gesellschaftlichen Problem, das vor allem Frauen* betrifft. Fiona ist Influencerin, rutscht in einen Skandal und muss nicht nur um ihre berufliche Existenz, sondern auch die Liebe und Selbsterfüllung kämpfen. Eine subjektive Sache gibt es dabei direkt, die den Umfang des Lesevergnügens definieren könnte: Wer nichts von Influencern und ihren Jobs hält, wird es mit den Hauptpersonen etwas schwer haben.
Das Social Media-Leben und die sich daraus ergebenden Ansprüchen sind eine neue Industrie und werden oft belächelt. Wer tatsächlich so denkt, wird einige Emotionen und Handlungen nicht nachvollziehen können, denn wer den Lifestyle ablehnt, wird mit der Grundhandlung recht wenig anfangen können. Im Gegenzug erhöht die Autorin den Einsatz auf der persönlichen Ebene: Das familiäre Umfeld von Fiona ist … herausfordernd bis psychologisch missbräuchlich. Hier liegt ein Konfliktpotenzial, das man sehr gut im eigenen privaten Umfeld kennengelernt haben könnte. Entsprechend gibt es zwar wenig klassischen Feminismus (Definitionsfrage, I know), aber persönliche Weiterentwicklung mit Vorbildrolle.
Zeitgleich ist genau das ein Aufhänger für das Spotlight, das Licht auf Probleme der Jugendlichen bis Tweens wirft: Der soziale Druck der Öffentlichkeit, der auf allem lastet. Nicht umsonst ist Fiona bei einer Agentur unter vertrag, die viel Rechtliches abwickelt – weil das selbstständige Influencer-Dasein mehr mit sich bringt als „nur“ „simple“ Videodrehs und diese online zur Verfügung stellen.
Komplett glaubwürdig ist da auch, dass Fiona nicht die gewiefte Geschäftemacherin ist, sondern sich ihren Kanal aus einem persönlichen Hintergrund her aufgebaut hat. Wer von uns ist noch nicht naiv in etwas hineingetappt, was sich hinterher als schlechte Idee herausgestellt hat? Es passiert und macht Fiona als Mensch nahbar und man kann sich instant in sie hineinversetzen. Auf die große Liebesgeschichte lauert man dann etwas, denn wohin die Reise in diesem Handlungsstrang gehen soll, scheint einigermaßen klar. Das einzige kleine Manko liegt darin, dass sie sich vor den Gefühlen wehren und dabei der leichte Weg gegangen wird. Das sind Sätze à la (kein Zitat!) „Sie wusste gar nicht, warum es ihr so wichtig sein könnte.“ Na warum wohl? 😀
… und damit ist das Buch wieder einmal deutlich mehr als „nur“ eine Romanze und uneingeschränkt empfehlenswert.
Anabelle Stehl. Worlds Collide.
LYX Verlag. 12,90 Euro.
Weitere Rezensionen zu den Büchern von Anabelle Stehl findest du hier. Die Autorin ist auf Instagram sehr aktiv und im April übrigens einen Monat in London – follow along! @anabellestehl