Obacht, hier geht es um den finalen Band 2. Die Besprechung zu Band 1 findest du hier.
Malena hat der Wunsch von Val ereilt – sie ist völlig emotionsbefreit, eine kalte, rationale Princepa, die ihre Regentschaft ausschließlich mit Kalkül betreibt. An ihrer Seite steht die Göttin Meridia, die als Gardistin Circe die junge Princepa weiter nach ihrem Willen formt. Meridia ist davon getrieben, alle Völker zu beherrschen und damit ihren Göttergeschwistern die magischen Gaben abzujagen. Weder Aries noch Val wollen diesem Plan stattgeben und schmieden stattdessen eigene, mehr oder minder wahnwitzige Strategien, um Malena zurückzugewinnen. Ironischerweise ist es ausgerechnet Einigkeit mit Taipa, Cheveyo und anderen Vertretern der unterschiedlichen Völker, die ihnen die nötige Stärke verleihen könnte. Doch ausgerechnet in dieser wackeren Truppe lauert ein Verräter – oder irren sie sich etwa alle?
Der Leseeindruck
Während die meisten Charaktere sich in der Gegenwart von Band 2 bewegen, erhalten wir anfangs Rückblicke zu Caldea, in denen wir erfahren, wie sie an ihre Schlüsselposition gekommen ist – in der sie Malena mit Nachdruck töten möchte. dadurch beantworten sich einige der Fragen, die man am Ende von Band 1 hatte, das ist also schon mal gut.
Caldea kommt durch die Rückblenden und ihrem aktuellen Plan quasi die zweite Hauptrolle zu, denn Caldea ist einer der Hauptgründe, weswegen unser Grüppchen an jungen Menschen am Ende scheitern könnte (Malena-bezogen zumindest). Wobei man auch nicht genau weiß, wer hier wirklich auf dem Holzpfad ist, denn woher sollen wir wissen, wer nun wahrhaftig von Göttern auserwählt wurde, um welches Werk zu tun? Auch unsere Held:innen raten hier nur und halten sich vielleicht nur für Auserwählte / Divinae. Das sorgt für Fragezeichen der positiven Art, den Rätsel beschäftigen die Gedanken, während die Handlung voranschreitet.
Ein großes Thema ist hier also immer wieder die Motivation, sich einem Schicksal zu ergeben, das von Göttern diktiert wird. In der Geschichte der Menschheit wurde das ja oft verwendet, um sich einfach so egoistisch wie möglich zu benehmen, weil man es ja so von einem Gott vernommen hätte. In dieser Fantasy-Story tauchen die Götter auf und es gibt sie wirklich, sie kommunizieren und haben tatsächlich (theoretisch) Auserwählte. Der Spannung wegen kommt es zu Missverständnissen, die sich gut in die Geschichte einfügen und man sieht allmählich, wie sich das Finale vor einem entfalten könnte.
Die Rolle des Priesters Lothair kam leider etwas zu kurz, was manche jetzt vielleicht überraschen mag. Seine Existenz ist eigentlich nur dafür da, um ab und an einen Satz einzuwerfen, wenn die Geschichte gerade eine spezielle Information braucht. Man merkt aber durchaus, dass die Geschichte zwar seine Informationen braucht, aber nicht ihn. Das ist auch mit dem Golem, der Val bewacht, nicht voll erklärt. Er hat jahrelang alles für das Reich getan und soll jetzt nur noch zusehen, so würde man ihn in Band 1 nicht einschätzen. Zumal er sich in Band 1 aus seinem Schurken-Status befreien konnte und eigentlich nicht wirklich Antagonist war – er kannte schlichtweg eine Wahrheit, die Val bisher verschwiegen wurde. Vielleicht hätte der alternde Mann mehr Weisheit oder Beteiligung haben können, die die Jugendlichen in ihrem durch Liebe und Verlustängsten beschwingten Aktionismus nützlich gefunden hätten. So haben wir wieder das Szenario, dass Jugendliche auf sich allein gestellt die Welt retten müssen und es vielleicht einfacher hätten, wenn sie nicht so hitzköpfig und semi-unwissend durch die Weltgeschichte gingen. Aber immerhin verliebt, denn die Liiiiebe ist wohl einer der massivsten Motivatoren überhaupt.
Band 1 ist ja mit einem harten Cliffhanger geendet, im Gegensatz dazu endet Band 2 halb überraschend, halb nicht sooo sehr. Insgesamt ein guter und schöner Abschluss.
Stefanie Hasse. Das verratene Herz.
Droemer-Knaur. 14,99 Euro.