Obacht, dies ist Band 1 einer Dilogie. Band 2 heißt „Das verratene Herz“ und erschien im Mai 2022. Die Besprechung zu Band 2 (SPOILER) gibts hier.
Malena ist die Princepa, Valerian der Princeps von Dariana. In ihrem Reich wird die Regierung innerhalb zweier Familienlinien weitergegeben und bald sind sie an der Reihe! Zum Antritt dürfen sie jeweils einen Wunsch auf eine magische Tafel schreiben, der dadurch Wirklichkeit wird. Sie sind zusammen aufgewachsen, beste Freunde und haben sich geschworen, ihre Wünsche auf die Gleichheit von Mann und Frau in der Gesellschaft zu setzen. Doch was die beiden nicht ahnen, ist, dass ein sehr realer Fluch aus der Geschichte sich immer noch auf die Gegenwart auswirkt: Es hat nämlich einen handfesten Grund, warum die Princepas aus Malenas Familie allgemein gehasst werden. Um ihr Schicksal in eigene Hände zu nehmen, muss Malena sich mit Unbekannten einlassen und sich auf einen gefährlichen Weg begeben …
Der Leseeindruck
Die drei Protagonisten (Fokus auf Malena) werden sehr schnell eingeführt und der Autorin gelingt das Kunststückchen, dass man sich jeder Person zugetan fühlt und den Eindruck erhält, man kenne ihn/sie und was diese Person im Kern ausmacht. Das ist ein echtes Lehrstück für alle angehenden Autor:innen und Lesegenuss für alle Konsument:innen. Malena ist herzensgut und will das Richtige, aber bekommt nur Hindernisse in den Weg gelegt. Sie hat nie gelernt, auszubrechen und muss sich wirklich alles selbst erarbeiten. Valerian bekommt eine unmögliche Verantwortung aufgebrummt, wird von seinem Umfeld zum Held hochstilisiert und versucht hartnäckig, loyal zu bleiben. Taipa ist die Außenseiterin, die eigentlich einen Plan hatte, der sich in ihrem Mikrokosmos abspielt und muss herausfinden, dass ihr Schicksal mit dem von Malena fest verknüpft ist.
Die Handlung nimmt schnell an Fahrt auf, so schnell es jedenfalls in einem doch recht umfangreichen Konstrukt aus Persönlichkeit, coming of age und Geopolitik geht. Man fiebert sofort mit Malena mit, ist Valerian nicht abgeneigt und gönnt Taipa auch ihre Wünsche. Doch nicht alles, was gut scheint, war es auch und umgekehrt – zusammen mit den drei entdecken wir allerlei Überraschendes. Das Schicksal indes hängt bedrohlich über allem und so stellt sich die alles entscheidende Frage: Kann man gegen sein Schicksal aufbegehren, es in neue Richtungen dirigieren?
Einzig in der Mitte des Buchs gibt es kleinere Szenen, in denen man super super aufmerksam lesen und mitdenken muss, um die dahinterliegenden Gedankensprünge mitgehen zu können. Alternativ hat man immer wieder leichte Verwirrung und liest schlichtweg einfach weiter, um etwas später auf den Stand der Dinge zu kommen. Dazu kommen Fragen, die sich aus den Handlungen in dieser Mitte ergeben – sie werden relativ spät beantwortet, ein bisschen mehr Geduld sollte man mitbringen können. Oder schneller lesen? 🙂 Ein bisschen der Handlungsmotivationen bleibt offen, weil es in Band 2 natürlich daran angeknüpft weitergehen soll.
Das Ende bekommt einen Plotttwist, der sich absolut gewaschen hat. Nicht nur werden hier einige Frage geklärt, die man sich seit Anbeginn der Geschichte gestellt hat, sondern große Geheimnisse gelüftet, die einfach alles in einem anderen Licht erscheinen lassen. Dass insbesondere die Hauptperson noch einmal einen tragischeren Hintergrund bekommt, erhöht die Spannung deutlich. Sie wird zu einer Figur, der von ihrem Umfeld niemals die Chance auf einen selbst gewählten Weg hatte und nun auf ein ganz anderes Level geschoben wird, weil … Richtig, wir spoilern nicht. Aber es verspricht, sensationell weiterzugehen!
Der verbotene Wunsch. Stefanie Hasse.
Knaur. 14,90 Euro.