Das Abi ist noch nicht mal in der Tasche, da gibt es bei den Eltern anscheinend nur ein Thema: Wie geht es danach weiter? Die einen machen sich deshalb keinen Kopf und lassen alles auf sich zukommen. Andere kriegen hektische Flecken im Gesicht, wenn sie über ihre Studienplanungen reden dürfen. Gemein ist beiden Wegen: Es ist immer gut zu wissen, was einem wirklich liegt! Die beiden Professoren Dr. Ulrike Kipman und Dr. Uwe Kanning nehmen uns deshalb mit auf eine Reise zur Potenzialanalyse.
Potenzialanalyse – Eine Reise in die eigene Zukunft
Professor Ulrike Kipman erklärt, dass eine Potenzialanalyse eine Vielzahl von Eigenschaften misst, um Schlüsse darüber zu ziehen, wie gut eine Person für eine bestimmte Stelle geeignet ist und welche Stärken sie besitzt. Diese umfasse Faktoren wie Problemlösen, Gewissenhaftigkeit und Durchsetzungsvermögen. Professor Uwe Kanning ergänzt dazu, dass das Ziel einer Potenzialanalyse darin bestehen würde, das Potenzial einer Person einzuschätzen, um zukünftige Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und herauszufinden, welche Studien- und Berufsfelder für die jeweilige Person passend seien.
Frühzeitige Potenzialanalyse – Der Schlüssel zur gezielten Entwicklung
Beide Wissenschaftler betonen, dass bereits ab etwa 16 Jahren gute Vorhersagen über das Potenzial einer Person getroffen werden könnten. Frühzeitige Potenzialanalysen ermöglichten es, individuelle Lernprogramme aufzustellen und etwa den möglichen Führungsnachwuchs in Unternehmen zu identifizieren. Gerade im jungen Alter könnten vorhandene Potenziale mit Hilfe und Unterstützung zur Entfaltung gebracht werden. Es gehe dabei nicht darum, bereits eine perfekte Führungskraft zu sein, sondern herauszufinden, was noch gelernt werden müsse und welches Potenzial zur Entfaltung vorhanden sei.
Selbstreflexion – Den eigenen Charakter verstehen
Die Potenzialanalyse basiert auf der Identifikation von Stärken, Schwächen und Interessen. Doch wie findet man heraus, was genau diese sind? Ulrike Kipman erklärt, wie die Potenzialanalyse diesen Prozess durchführe: Mithilfe von verschiedenen Verfahren wie Fragebögen, Leistungstests und praktischen Übungen entstünde ein umfassendes Profil. Uwe Kanning verweist an dieser Stelle auf die Bedeutung von kostenlosen Testverfahren und Praktika, um das Feld möglicher Studiengänge oder Berufe einzugrenzen.
Im Prinzip geht es darum, das eigene Profil mit den Anforderungen bestimmter Aufgaben abzugleichen.
Die Herausforderung: Die sich laufend ändernden Interessen
Junge Menschen stehen vor der Herausforderung, sich in einer Phase ständig ändernder Interessen selbst einzuschätzen. Erfahrungen in verschiedenen Bereichen zu sammeln, sei nach Ulrike Kipman deshalb ein wichtiger Schlüssel. Es gehe darum, Praktika zu machen, in verschiedene Berufsfelder hineinzuschnuppern und herauszufinden, was einen wirklich interessiere. Uwe Kanning empfiehlt Testverfahren und auch er sieht die Erkundung verschiedener Berufsfelder durch Praktika, Gespräche und Informationsfilme als wichtigen Aspekt. Dies ermöglicht es euch, eure Interessen in der Praxis zu erproben.
Selbsteinschätzung und Charaktereigenschaften
Um sich selbst besser einzuschätzen, können psychologische Tests, Rückmeldungen von anderen und die persönliche Erfahrung hilfreich sein. Uwe Kanning warnt vor unseriösen Online-Testverfahren und empfiehlt, Angeboten der Bundesagentur und Universitäten zu vertrauen. Es gehe immer darum, nicht nur die eigenen Fertigkeiten zu kennen, sondern auch die eigenen Persönlichkeitsmerkmale.
Umgang mit komplexen Potenzialanalysen
Ulrike Kipman erklärt, dass realistisch betrachtet etwa 25 Eigenschaften im Rahmen einer Potenzialanalyse verlässlich gemessen werden könnten. Eine persönliche Beratung durch Fachleute sei unerlässlich, um die komplexen Daten und Auswertungen richtig zu interpretieren. Es sei wichtig zu verstehen, dass eine umfassende Potenzialanalyse nicht nur aus Fragebögen, sondern auch aus Leistungstests und verschiedenen Verfahren zur Messung von Eigenschaften bestünde.
Qualitätsmerkmale einer guten Potenzialanalyse
Kipman und Kanning sind sich einig, dass eine gute Potenzialanalyse verschiedene Methoden wie Fragebogenverfahren, Leistungstests, Selbsteinschätzung und objektive Tests kombinieren sollte. Seriöse Anbieter sollten wissenschaftliche Studien vorweisen können, welche die Qualität ihrer Instrumente darlegten. Warnzeichen für unseriöse Anbieter sind übertriebene Versprechungen und hohe Kosten ohne entsprechenden Mehrwert. Es sei wichtig, sich für vertrauenswürdige und fundierte Potenzialanalysen zu entscheiden.
Regelmäßige Potenzialanalysen – Sinnvoll oder nicht?
Die Professoren sind sich einig, dass regelmäßige Potenzialanalysen nicht notwendig seien. Bestimmte Bereiche blieben ab einem Alter von 12 Jahren stabil, während sich andere im Laufe der Zeit ändern.
Ein gelegentlicher Check-Up alle paar Jahre könne jedoch interessant sein, um die Entwicklung bestimmter Eigenschaften im Blick zu behalten. Es gehe darum, diejenigen Bereiche zu identifizieren, die sich mit der Zeit verändern, und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Die Bedeutung langfristiger Entscheidungen
Die Entscheidungen, die ihr jetzt trefft, könnten euren Lebensweg prägen. Uwe Kanning unterstreicht, wie wichtig es sei, Zeit und Mühe in die Entscheidung für einen Beruf zu investieren. Es gehe darum, die Chancen sorgfältig zu prüfen und den Traumjob zu finden, der den eigenen Fähigkeiten entspricht. Die Professoren ermutigen dazu, nicht nur kurzfristige Ziele, sondern auch langfristige Perspektiven in Betracht zu ziehen. Dies erfordere eine sorgfältige Reflexion über persönliche Werte, Interessen und Lebensziele.
Die Rolle von Leidenschaft und Hingabe
Ulrike Kipman ist die Bedeutung von Leidenschaft und Hingabe wichtig, wenn sie an die Wahl eines Berufs denkt. Es sei dazu nicht nur wichtig, die eigenen Fähigkeiten zu kennen, sondern auch das zu finden, was einen wirklich antreibe und erfülle. Eine Karriere, die auf Leidenschaft basiert, kann nicht nur erfolgreich, sondern eben auch sehr erfüllend sein. Uwe Kanning fügt an dieser Stelle hinzu, dass es wichtig sei, sich nicht nur von äußeren Erwartungen leiten zu lassen, sondern dauch ie eigenen inneren Überzeugungen und Träume zu berücksichtigen.
Die Kunst des Lernens und der Anpassung
Die Welt verändert sich ständig, und die Fähigkeit, zu lernen und sich anzupassen, wird zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Ulrike Kipman ermutigt dazu, sich nicht vor Herausforderungen zu fürchten, sondern sie als Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung zu sehen. Jeder Weg bringe Lektionen mit sich und die Bereitschaft, aus Erfahrungen zu lernen, sei ein wertvolles Gut.
Uwe Kanning sieht dies ähnlich und spricht die Dynamik des Lernens im Leben an. Bei dieser gehe es darum, flexibel zu sein, neue Fähigkeiten zu entwickeln und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Die Bedeutung von Netzwerken und Mentoren
Eine erfolgreiche Karriere wird nicht nur durch individuelle Fähigkeiten geformt, sondern auch durch Beziehungen zu anderen Menschen. Uwe Kanning spricht die Bedeutung von Mentoring-Beziehungen an, die nicht nur fachliche Anleitung bieten, sondern auch persönliche Entwicklung förderten. Ulrike Kipman ermutigt dazu, Netzwerke aufzubauen und sich mit Gleichgesinnten zu verbinden. Mentorinnen und Mentoren könnten wertvolle Wegbegleiter sein, die mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützen.
Schlussgedanken für die aufregende Reise vor euch
Ulrike Kipman ermutigt euch dazu, den Prozess der Selbstfindung und Entscheidungsfindung zu genießen. Die Vielfalt der Möglichkeiten biete Raum für persönliches Wachstum und Entdeckungen. Uwe Kanning schließt sich an und möchte die Leserschaft wissen lassen, dass jede Entscheidung – auch wenn sie nicht perfekt sei – wertvolle Lektionen mit sich bringe. Es gehe darum, mutig voranzugehen, sich Herausforderungen zu stellen und den eigenen Weg mit Selbstvertrauen zu gestalten.
Wem dies alles noch zu theoretisch ist, dem sei gesagt, dass es keine einen einfachen „3 Fragen, 3 Antworten“-Test gibt, der einem sagt, was das am besten passende Berufsziel für einen ist. Die Potenzialanalyse kann einem helfen, aber natürlich hat sie Grenzen und kann auch keine Wunderdinge vollbringen. In diesem Beitrag geht es darum, diesen Rahmen abzustecken und selbst zu entscheiden, ob solche Testverfahren genutzt werden sollten oder nicht. Manchmal geben sie Orientierung oder einen Impuls in eine neue Richtung zu denken. Eins können sie aber nicht: Einem die Entscheidung abnehmen.
Hier die fünf wichtigsten Punkte noch einmal kompakt:
- Die Potenzialanalyse misst eine Vielzahl von Eigenschaften zur Eignung für bestimmte Aufgaben und zur Identifikation von Stärken.
- Selbsterkenntnis durch die Analyse von Stärken, Schwächen und Interessen ist entscheidend. Frühzeitige Analysen helfen, den eigenen Weg zu finden.
- Vielfältige Erfahrungen sind der Schlüssel zur authentischen Interessens- und Stärkenfindung.
- Die Selbsteinschätzung und Reflexion eigener Charaktereigenschaften erfolgt durch psychologische Tests und persönliche Erfahrungen.
- Leidenschaft und Hingabe sind bei der Berufswahl entscheidend. Eine erfolgreiche Karriere wird nicht nur durch individuelle Fähigkeiten geformt, sondern auch durch Beziehungen zu anderen Menschen.
Mehr zum Thema Potenzialanalyse findest du hier.
Dr. Uwe Kanning ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osnabrück. Seit 1997 führt er regelmäßig praxisbezogene Projekte mit Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Öffentlichem Dienst durch und ist Experte auf dem Gebiet der Potenzialanalyse.
MMag. DDDr. Ulrike Kipman ist Professorin an der PH Salzburg. Unter anderem ist sie ausgebildete Arbeitspsychologin, Sachverständigen für Psychologie, Pädagogik und Berufskunde und ist Expertin auf dem Gebiet der Potenzialanalse.