Diesen Artikel solltest du dringend lesen, wenn du „irgendwas mit Wirtschaft“ machen willst. Oder neulich mal beiläufig mitbekommen hast, was die reichsten Menschen der Welt gemeinsam haben: Sie haben einen technischen Studiengang absolviert. Also: Wirtschaft oder MINT? Unser Martin findet: Mach dir keinen Stress bei der Entscheidung – beide Wege sind gut!
academicworld ist das Magazin und Onlineportal, das dich über Studienmöglichkeiten in Technik und Wirtschaft informiert – ausschließlich in diesen Bereichen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Theaterwissenschaften, Germanistik oder Soziologie sind tolle Studienfächer!
Aber wir sind auf wirtschaftswissenschaftliche und technische Studiengänge, Berufswege und Karrierechancen spezialisiert. Daher konzentrieren wir uns darauf und blenden den Rest der wirklich großartigen Studienmöglichkeiten aus. Der Hochschulkompass zeigt 21.948 Treffer bei der Studiengangsuche – es macht also durchaus Sinn, sich auf Teilbereiche wie MINT und Wirtschaft zu konzentrieren.
Um dir den idealen Leitfaden dafür zu geben, wie du dein Studium findest, gehe ich auf einige Fragen ein, die mir oft gestellt werden. Eine davon lautet: „Wer sind eigentlich die Typen, die BWL oder Maschinenbau studieren?“ Grundsätzlich ist die Karriereerwartung von BWLern im Sinne von „Erfolg, Geld, Reputation“ etwas höher als bei den MINT’lern. Dem liegt allerdings oft ein Trugschluss zugrunde: Es wird „Wirtschaft“ mit „Geld“ gleichgesetzt im Sinne von „Investmentbanker oder Unternehmensberater haben doch immer das Ziel, Kohle zu vermehren“. Daraus schlussfolgern viele, dass ein BWL-Studium der sicherste Weg zu einem Leben als erfolgreicher Macher ist.
Diejenigen, die Ingenieur- oder Naturwissenschaften studieren, sind in der Regel stärker von der Beschäftigung mit einem Thema angetrieben, zu dem sie einen Zugang entwickelt haben. Die Schulzeit und Interessen haben oft erste Weichen gestellt. Unter Karriereperspektiven – also wer größere Erfolgschancen hat – haben sie den Wirtschaftswissenschaftlern etwas voraus: Es ist leichter, sich als Absolvent einer technischen Disziplin Management-Know-how anzueignen, als sich als Betriebswirt ein tiefes technisches Verständnis anzueignen.
Sieht man sich die reichsten Menschen der Welt an – Jeff Bezos von Amazon, Elon Musk von Tesla, Bill Gates von Microsoft, Mark Zuckerberg von Facebook oder die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin – haben diese keinen BWL-Background, sondern Informatik, Elektrotechnik oder, wie Elon Musk, Wirtschaftswissenschaften in Kombination mit Physik.
Ist ein MINT-Studium also der bessere Weg, um Karriere zu machen?
So einfach lässt sich das nicht beantworten, denn bei all diesen erfolgreichen MINT’lern fällt auf, dass sie schon in jungen Jahren sehr geschäftstüchtig waren. Microsoft-Gründer Bill Gates etwa gründete mit seinem Schulfreund Paul Allen im Alter von 14 Jahren seine erste Firma und entwickelte ein System zur Messung von Verkehrsströmen. Dies brachte dem Teenager 20.000 US-Dollar ein, was Ende der 60er Jahre sehr viel Geld war.
Natürlich gibt es auch Tüftler, die sich am liebsten in ein stilles Kämmerlein verziehen und abgeschirmt von der Welt an ihrem Projekt forschen. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass es für die Gesellschaft wertvoller ist, wenn sich die Techniker mit Produkten beschäftigen, die ein konkretes Problem lösen – und damit ist der Schritt zu einem Geschäftsmodell nicht mehr weit. Wer jetzt angewidert denkt „Hör mir auf mit Chemie oder Physik – das war schon in der Schule verschenkte Lebenszeit“ und für sich bereits entschieden hat, ein Managementstudium absolvieren zu wollen, sollte dringend folgendes beachten: Die künstliche Intelligenz wird in den nächsten Jahren unser Leben gravierend verändern. Gerade klassische BWL-Bereiche wie Controlling, Marketing oder Banking werden davon betroffen sein.
Das bedeutet nicht, dass es keiner klugen Manager:innen mehr bedarf – im Gegenteil. Nur an diese werden andere Erwartungen gestellt. Früher kletterte man auf der Karriereleiter, weil man ein Thema besonders gut beherrschte. Die KI wird dafür sorgen, dass fachliche Herausforderungen durch automatisierte Lösungen ersetzt werden.
Am Ende wird der moderne Manager von morgen nicht mehr allein mit fachlicher Kompetenz brillieren können, sondern er muss vor allem als Mensch und Führungskraft überzeugen können. Die sogenannten Soft Skills gelten zwar schon seit Jahrzehnten als elementarer Begleiter einer Karriere, aber im KI-Zeitalter werden sie noch wichtiger.
Was aber bedeutet das für die Wahl des Managementstudiums?
Ich möchte dir drei Empfehlungen geben.
1. Ergänze dein BWL-Studium unbedingt mit einem technischen Schwerpunkt. Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen sind sehr spannende Alternativen, aber für manche schon zu technisch.
2. Beschäftige dich mit den Entwicklungen der KI. Prompting musst du beherrschen, aber versuche, dich permanent weiterzubilden mit KI-Entwicklungen, die auf die klassischen BWL-Gebiete disruptiv wirken.
3. Verabschiede dich von dem Gedanken, dass du ausschließlich an einer der sogenannten Top-Hochschulen gut ausgebildet wirst. Denn das Renommee liegt in der Regel begründet in der Leistungsfähigkeit der Vergangenheit – einer Zeit also, in der der tiefgreifende Wandel der Wirtschaft durch KI noch keine Rolle spielte. Was hilft dir ein Professor mit starker Reputation, der aus vergilbten Skripten seine Buchhaltungsvorlesungen hält, wenn stattdessen besser Datenkompetenz vermittelt werden sollte?
Wenn an einer weniger renommierten Hochschule Professor:innen tätig sind, die KI bereits stark in das Studium integrieren, kann es sinnvoller sein, auch an dieser unbekannteren Hochschule zu studieren. Dass Personalverantwortliche nur Kandidat:innen von Elite-Unis berücksichtigen, ist übrigens Quatsch: Kluge Recruiter schauen nach Skills und Potenzialen, dann nach studienbegleitenden Erfahrungen und Noten – und erst zuletzt danach, an welcher Hochschule man studiert hat.
Nachdem wir uns der Frage „MINT oder BWL“ gewidmet haben, möchte ich zum Schluss noch das duale Studium als interessante Option in den Ring werfen – was genau hat es zu bieten?
Im Wechsel bei einem Unternehmen praktische Erfahrungen zu sammeln und die theoretischen Grundlagen an der Hochschule vermittelt zu bekommen, hat viele Vorteile. Neben der Tatsache, dass man sich direkt in der Praxis erproben kann, erlaubt auch ein monatliches Gehalt – auch während der Hochschulmonate – ein fokussiertes Studium.
Duale Studiengänge gibt es sowohl in Wirtschaft als auch in MINT-Bereichen, und die Herausforderung bei einem sehr großen Angebot besteht darin, den richtigen Arbeitgeber zu finden. Zwar bindet man sich in der Regel nur für drei Jahre, aber das Unternehmen hat natürlich ein hohes Interesse daran, dass mit einem Bachelor abschließende Absolvent:innen ihm auch erhalten bleiben.
Zum Negativen: Das sehr intransparente Angebot und die Tragweite der Bindung an einen Arbeitgeber können abschreckend wirken, mir fällt jedoch nur ein starkes Argument gegen ein duales Studium ein. Die Schulzeit haben viele als Korsett empfunden, und jetzt möchte man frei sein. Auch, um Raum für Versuche, Fehler und Überraschungen im Leben zu haben, um sich und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Denn darauf kommt es am Ende am stärksten an, wenn man seinen Beruf irgendwann einmal mit Freude und erfolgreich ausüben will.
Für mich der wichtigste Rat aber ist: Stress dich nicht mit der Wahl des Studiengangs und der Hochschule! Trainiere lieber deine Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, als dich in die Suche nach dem fachlich perfekt aufgestellten Studium zu verbeißen. Denn Karriere machst du später viel unabhängiger von Studienfachwahl und Hochschule, als du heute annimmst.
Was würdest du studieren?
academicworld-Redakteur Martin Schneider hat Volkswirtschaft studiert. Was wäre heute sein Favorit?
„Ich würde Management mit Umwelttechnologie kombinieren. Im Kampf gegen den Klimawandel müssen technische Lösungen gefunden werden, aber gleichzeitig muss auch die Wirtschaft nachhaltiger agieren. Auch Verzicht wird nötig sein, was klug und empathisch kommuniziert werden muss.
Die Kombination aus Management-Know-how, um diesen Wandel voranzutreiben, und techni- schen Lösungsansätzen, halte ich für sehr zukunftsfähig.“