Beren ist ein junger Gnom, der durch die Wälder streift. Dabei sieht er Tinuviel (aka Lùthien), wie sie im Mondlicht tanzt und verliebt sich quasi sofort in sie. Sie bemerkt ihn und nachdem sie sich auf diese Art öfter gesehen haben, nimmt sie ihn mit in die Hallen und stellt ihm ihren Vater Tinwelint vor. Der macht sich über Beren eher lustig, will seine hübsche Tochter vor ihm „bewahren“ und schickt ihn durch einen höhnischen Kommentar auf eine gefährliche Reise: Einen Stein des Silmaril aus der Krone des schwarzen Feindes (Morgoth) zu stehlen! Tinuviel indes findet das nicht so witzig wie ihr Vater und seine Mannen – und büxt kurzerhand aus, um Beren zu Hilfe zu kommen. Zunächst weniger aus großer Liebe, mehr aus der Verantwortung, dass sie es war, die Beren erst zu ihrem Vater gebracht hat. Doch natürlich kommt es, wie es kommen muss: Die beiden gehen als eines der größten liebespaare Mittelerdes in die entsprechenden Annalen ein.
Die Kritik
Hält man das Buch in Folie eingepackt in der Hand, macht es den Eindruck, dass es ganz einfach ein Buch mit der Geschichte „Beren und Luthien“ innen ist. Hat man die Chance, den Text auf der Innenseite des Umschlags zu lesen, bekommt man zumindest eine Ahnung davon, dass die Geschichte nicht nur einmal, sondern in potenziell mehreren Versionen erzählt wird. Was dabei leider immer noch untergeht: Die quasi wissenschaftliche Herangehensweise von Christopher Tolkien. Schon bevor die eigentliche Geschichte losgeht, geht es schon mal 44 Seiten lang um die Hintergründe, die Einbettung der Geschichte in den Kontext der Altvorderen Zeit und den Bezug zu „Herr der Ringe“ natürlich auch. Die eigentliche Geschichte ist relativ kurz und schnell von Veanne erzählt. In diesem Sinne ist es auch keine romanhafte Erzählung, sondern in einer Version wirklich aus dem Munde einer Erzählerin, die natürlich keine perfekte Ausschmückung aller Szenen präsentiert, sondern recht kurz und pragmatisch einfach sagt, was passiert ist. Kennzeichnend dafür ist, dass recht viele Sätze mit „und“ beginnen.
Nach der eigentlichen Geschichte geht das so weiter: Beren und Lùthien wird aus mehreren Sichtweisen, beziehungsweise auch mit Versionen aus verschiedenen Jahren erzählt – teils sogar in Versform. Dieses Leithian-Lied ist fast schon das Herzstück des gesamten Buches, denn es macht noch viel mehr Spaß es zu lesen, anstatt der erzählten Geschichte zuvor. Merke: Diese Darstellungen und Erklärungen sind sehr gut gemacht, geradezu wissenschaftlich akribisch. Denn die Welten, die J.R.R. Tolkien geschaffen hat, sind bisweilen sehr verwirrend – und handschriftlich mit Bleistift vor bald 100 Jahren verfasst. Hier strukturiertes Licht ins Dunkel zu bringen, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Das ist Christopher Tolkien wirklich gut gelungen. Damit ist dieses Buch für Fans, die jedes Detail von Mittelerde aufsaugen, ein absolut perfektes Gimmick! Was hier kritisiert wird, ist, dass es so an sich nicht gut ersichtlich ist, was man als Leser bekommt – einige Stichworte auf der Rückseite des Buches wären hier sicherlich hilfreich gewesen.
Absolut zucker sind die bunten Zeichnungen, die sich im Buch finden – grrundsätzlich in Büchern mittlerweile eine echte Seltenheit, in bewährter Weise von Alan Lee und wirklich interessant in der Betrachtung. Sie bringen wieder etwas Magie in die sonst recht nüchterne Abhandlung über eines der ältesten Liebespaare aus der Welt des Rings.
Für Liebhaber und Literaturwissenschaftler ein kleines Juwel, weil teilweise Texte enthalten sind, die zum ersten Mal in deutscher Fassung vorliegen. Es braucht aber deutlich wissenschaftlich motiviertes oder sehr viel Fan-Liebe, um das Buch in seiner Gesamtheit so würdigen zu können, wie es das verdient.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Beren und Lúthien. Herausgegeben von Christopher Tolkien.
Klett-Cotta Verlag. 22 Euro.