Spoilerwarnung: Hier geht es um Staffel 2!
In medias res: Am Ende der ersten Staffel marschierten über 4.000 Mann der Regierung gegen den Wohnsitz des kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar. Der dann einfach durch die Dunkelheit entwischt und durch die Wachen marschiert. Dennoch zieht sich die Schlinge um ihn immer enger: Colonel Carrillo schickt sogar ein Kind aus der ärmsten Bevölkerungsschicht zu ihm – mit einer Patrone, die er als Botschaft übergeben soll. Mitten in der Nacht wird PAblo wieder mit seiner Familie aufgeschreckt und aus dem nächsten haus verjagt. Statt offen durch seine Stadt zu fahren, muss er sich im Kofferraum verstecken und das Medellìn-Kartell steht kurz vor dem Ruin: Die verschiedenen Banden, die sich zusammengeschlossen haben, bezahlen ihn schon lange nicht mehr und stehen sich bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Das Königreich des möchtigen Pablo beginnt zu schwanken …
Die Kritik
In der ersten Staffel schwankte man als Zuschauer noch zwischen Pablo – dem Held und Pablo – dem brutalen Mörder. Ab jetzt gewinnt der mörderische Part zu überwiegen, sodass die Serie noch ein Level ernster wird. Wenn ganze Polizeistationen ausgelöscht werden, hört es mit der unterschwelligen Sympathie für einen dealenden Robin Hood auf. Selbst wenn er als Privatmensch gezeigt wird, der sich um seine Familie sorgt, Oder Rache nimmt für einen kleinen Jungen, der nur ermordet wurde, ihm ihm eine Botschaft zu senden. Die offen gezeigte Brutalität ist es aber auch, die den Zuschauer gefesselt hält. Ob nun ein wenig Voyeur-Feeling oder Spannung, wie man diesen Typ endlich zur Strecke bringen kann, wenn so viel Korruption auf den Hinterbänken existiert. Selbst Unschuldige werden in die Dunkelheit gesogen und finden kein Entkommen.
Auch die Familien der Ermittler und Cops nimmt Schaden: Javier Pena bleibt lieber notorisch Single, während Boyd Holbrooks Frau die Tochter einpackt und zu ihrer Schwester in die USA zurück flieht. Insofern ist diese Staffel eine sehr düstere, die schonungslos von dem Kampf um Macht erzählt, die nicht erst gewonnen, sondern gehalten werden muss. Es ist eine Geschichte voller Leid, packenden Emotionen, starken Bildern und der Warnung für alle Normalsterblichen, wie schnell ein leben ausgelöäscht sein kann – und wie wenig Wert es hat, wenn es einer Portion Drogen gegenüber steht. Der Umstand, dass ähnliche Strukturen auch heutzutage noch exisiteren, stärken die Beklemmung, die man fast durchgängig verspürt.
Schauspielerisch bieten die Damen und Herren, darunter Wagner Moura, Pedro Pascal, Steve Murphy, Paulina Gaitàn, Maurice Compte und Ana de la Reguera ihr bestes Können auf. Glaubhafte Charaktere bis in die letzte Muskelzuckung, unterfüttert mit spanischem Originaltext für das Flair – und vor allem echten Nachrichtenaufzeichnungen wird aus einer Serie eine Art Serien-Doku. Inhaltlich damit noch wertvoller, wenngleich natürlich dramatisiert und nicht zu 100 Prozent wahrheitsgemäß.
Fazit: Erwartungsgemäß exzellente Fortsetzung der ersten Staffel mit einem hauch Seriosität on top.
Bettina Riedel (academicworld.net)
NARCOS
Staffel 2
10 Episoden
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