Schlagwörter: Hexen, Vampire, Magie, Romance, nicht-toxisch
Diana Bishop ist gerade nach Oxford zurückgekehrt, wo sie in aller Ruhe der Bodleian Library alte alchemistische Texte untersuchen möchte. Doch eines davon. Ashmole 782, ist offenbar verhext! Nicht nur spüren alle Kreaturen (Hexen, Vampire, Dämonen) es, als sie das Buch aufschlägt – das Buch hat sich Diana ausgesucht, um eine ganz besondere Mission auszuführen und ihr geheimes Wissen über die Vergangenheit und Zukunft aller Kreaturen anzubertrauen!
Eine der Kreaturen, die Diana nun auf Schritt und Tritt folgen, ist der 1.500 Jahre alte Vampir Matthew de Clermont. Er will das magische Wissen des Buches ebenso untersuchen, doch ihm verweigert es sich – und Diana traut ihm auch erst einmal nicht. Doch bald wird er ihr mehr bedeuten, als ihr eigenes Leben …
Wer sich wundert, weil das eventuell bekannt klingt: Es handelt sich hier im die bereits erschienene „All Souls“-Trilogie, die aktuell in wundervollen, fest gebundenen Schmuckausgaben neu aufgelegt wird.
Tropes – ja, aber nicht zu viele
Leute, daran darf man eigentlich gar nicht vorbeischrammen. Wir finden hier eine nette Handvoll Tropes – gerade genug, um uns zu catchen und nicht zu viele, um die Handlung dadurch nicht zu vermiesen. Es ist ja derzeit nicht leicht, Bücher mit wenigen Tropes zu finden – hier habt ihr gleich eine Buchreihe mit insgesamt 5 Teilen. Die hier vorgestellten sind die Kerntrilogie, die durch einen kürzlich erschienenen Band 4 („The Blackbird Oracle“) und einen Sonderband rund um zwei Nebencharaktere („Times Convert“) ergänzt werden. Im Kern ist es wohl „forbidden love“ und „slowest burn“.
Wer ist Matthew?
Die männliche Hauptperson ist morally grey deluxe, denn natürlich tötet er, trinkt Blut, aber eben kultiviert (aus Gründen!) und wir mögen ihn 😀 Matthew ist eben sehr alt, ein erwachsener und ausgereifter Mann, da kann er nicht einem gängigen Ansprüchen an einen Bad Boy entsprechen. Die würde er zum Frühstück verspeisen und dann verhalten lächeln, während er sich den letzten Bluttropfen aus dem Mundwinkel tupft.
Dass gerade er sich in eine chaotische Wissenschaftlerin verliebt, die sich von Tee ernährt, in Bibliotheken lebt und alte Schriften studiert, macht ihn noch sympathischer. Und es tut ihm gut, denn so gern er die Fassung behält – Diana holt ihn regelmäßig aus seiner Komfortzone heraus. Er legt auch toxisches Verhalten an den Tag, aber es wird in Kontext eingebettet und alles akzeptiert Diana auch nicht. Auch in dieser Hinsicht sind die Hauptpersonen schlicht erwachsen und keine unsicheren Teenager.
Wer ist Diana?
Sie ist eine Hexe, die ihre Magie unterdrückt oder kaum einsetzt – das mag die Magie aber überhaupt nicht. So ganz kann sie sich dem nicht entziehen und so studiert sie alte, alchemistische Schriften und baut sich damit eine akademische Karriere auf. Damit studiert sie Umstände, die eng mit Magie zusammenhängen und so kommt es, dass sie auf ein verhextes Buch stößt und damit automatisch Matthew. So, wie sie für einander Gefühle entwickeln, müssen sie aber auch lernen, aufeinander einzugehen. Diana muss sich ihrer Magie stellen und sich in die Gemeinschaft integrieren, denn alles hängt miteinander zusammen, sogar der gewaltsame Tod ihrer Eltern mit ihrer gegenwärtigen Situation. Sie ist eine selbstbewusste Frau über 30 und lässt sich ungern reinreden – und da muss Matthew wirklich aufpassen …
Eine Buchreihe für die Ewigkeit, die nicht umsonst eine der besten Serienverfilmungen überhaupt erhalten hat.
Diese Punkte unterliegen dem subjektiven Urteil
Bei aller Begeisterung unsererseits gibt es Punkte, da sollte man sich ein, zwei Gedanken machen, bevor man sich in diese vielen vielen Seiten stürzt, sonst könnte es doch etwas Enttäuschung geben. Warum? Weil wir Leser:innen oft unterschiedliche Dinge erwarten und lesen wollen. Daher in aller Ehrlichkeit die potenziellen Stolperfallen aufsummiert:
- Die Bücher sind vor dem großen Romance-Hype geschrieben worden. Sie richten sich nicht nach AKTUELLEN Trends! Ein bisschen ist es, als würde man 100 aktuelle Bücher lesen und dann plötzlich die alten Twilightbücher – es gab im Storytellung viele Entwicklungen seither, seid euch dessen bitte bewusst.
- Hier geht es nicht um seitenweise Spice, bei dem in jedem zweiten Kapitel unmögliche Verrenkungen ausgeführt werden und literweise … Zeug rumläuft. No, just no. Zum Glück!
- Die Reihe ist recht akademisch und etwas ruhiger. Die Hauptorte sind Bibliotheken, ein altes Schloss, London der Vergangenheit, Wein und Tee spielen eine relevante Rolle. Das Setting prägt den grundlegenden Ton, hier gibt es keine Hightech oder ähnliches. Dafür aber cozy Herbstvibes und entspannte Unterhaltung!
- Slow Burn. So slow, dass man sich dafür bewusst entscheiden muss. Kein Hals über Kopf, keine Extase – sondern eine bewusste Entscheidung füreinander, trotz aller drohenden Komplikationen.
- Die Romanze ist oft eher im Hintergrund: Es wird oft auf die dortigen gesellschaftlichen Hintergründe geblickt, die eben auch eine Schattenregierung aus Dämonen, Hexen und Vampiren besteht. Die Kongregation wird in allen Büchern eine gewisse Rolle spielen.
Vergleicht es bitte nicht mit Twilight, nicht mit Shades of Grey – es gibt einfach so gut wie keine gemeinsame Basis, dabei können also nur alle beteiligten Bücher verlieren. Gerade die Kombination aus langsamer Entwicklung und akademischem Setting ist vermutlich das, was viele jüngere Leser:innen nicht so interessiert – völlig fein so.
Warum also die Mutter der Hexen-Vampir-Romance? Weil sie bekannte Protagonisten in einem erwachsenen Setting kombiniert, gesellschaftliche Hintergründe integriert, persönliches Drama einbindet, Liebe nicht nur aus Sex besteht, veritable Feinde wie Peter Knox auftauchen und ganz nebenbei so zauberhafte Elemente wie das Hexenhaus von Dianas Familie ihren Weg in die Geschichte gefunden haben.
A Discovery of Witches – Die Seelen der Nacht.
Shadow of Night – Wo die Nacht beginnt.
The Book of Life – Das Buch der Nacht.
Jeweils 22 Euro, die Schmuckausgaben von penhaligon.