Kosara ist eine Hexe und wohnt in einer grauen, alten und hässlichen Stadt, die von einer Mauer umgeben ist. Die Mauer hat leider einen extrem bescheidenen Zweck: Monster in der Stadt halten, die gefälligst nur hier ihr Unwesen treiben und nicht in die schöne und reiche Nachbarsstadt Belograd auswandern sollen. Damit hat Kosara nicht mal ein Problem – nur leider ist es der Zmey, der Zar aller Monster, der sie jagt.
In den dreckigen ersten Tagen des neuen Jahres treiben nicht nur Wölfe, Geister und allerlei andere gruselige Gestalten ihr Unwesen. Auch der Zmey kommt aus seinem Versteck und er hat sich zur Aufgabe gemacht, Kosara zu finden und zu quälen. Und dieses Jahr findet ihr sie so schnell, dass Kosara einen spontanen Handel mit einem Fremden eingehen muss: Ihren Hexenschatten, der ihr ihre Magie verleiht, gegen eine spontane Flucht nach Belograd. Doch dort wartet auch nichts Gutes auf sie …
Der Leseeindruck
Es ist so cozy und spannend!
Man merkt schnell, dass diese Geschichte wahnsinnig gut durchdacht ist. Es lohnt sich, auf die Details in Halbsätzen zu achten und es ist keines aufgefallen, das nicht irgendwie am Ende verarbeitet wurde oder eine echte Bedeutung für die Handlung und die Hintergründe hatte. Die Begründung, warum der Zmey so spitz ist auf Kosara ist auch mehrschichtig, damit intensiv prägend und wirkt sich dann auch mehrschichtig aus. Hier wurde wirklich viel geplottet und/oder mitgedacht, wie ich es schon eine Weile nicht mehr als Buch in der Hand hatte. Ein nicht spoilerndes Detail ist, dass Kosara mit den Monstern an sich kein Problem hat – denn jedes hat eine Schwachstelle und
Auch die Vielfalt der übernatürlichen Welt bereichert das Buch ungemein. Ja, es gibt den Zmey, ja es gibt riesige, bösartige Wölfe. Aber es gibt auch nette Hausgeister, die in einem Wasserkessel fliegen oder ihm Ofen wohnen. Diese Folklore ist sehr real und findet in mehreren Kulturen Ausdruck in bunten Sagen und Geschichten. Sie in kontemporärer Fantasy wiederzufinden, gibt beim Lesen ein warmes Wohlgefühl. Es ist ein bisschen wie heimkehren zu Märchen, nur dass wir den Kindergeschichten entwachsen sind, denn es lauern immer noch böse Wesen da draußen auf uns.
Zeitgleich will man wissen, wie Kosara vorankommt, was als nächstes passiert, wer welchen Plan durchkreuzt und parallel schält sich aus dem runden Schneefall eine konkrete Form – das Herz der Geschichte, worum es wirklich geht. Die Autorin verarbeitet dafür sehr reale Elemente, die sich den lesenden sehr leicht erschließen. Beispielsweise die Begründungen einer kleinen Rebellenbewegung oder Quarantäne-Pflichten für neu eingereiste in Belograd. Wie bereits geschrieben – alles durchdacht, aber ohne zu konstruiert zu wirken.
Ein Buch, das wirklich sehr viel Spaß gemacht hat!
Genoveva Dimova. Tage einer Hexe.
Hobbit Presse // Klett-Cotta. 25 Euro.