Hier geht es um die zweite Staffel von Babylon Berlin – Neueinsteiger lesen zwecks Spoiler-Alarm bitte erst einmal den Beitrag zur Staffel 1.
Charlotte Ritter und Gereon Rath kämpfen gegen einen Eisberg – doch sie sehen bisher nur die Spitze und wissen es nicht einmal. Innerhalb der Regierung, des Militärs und der Polizei gibt es nicht einfach eine Verschwörung, sondern die Vorbereitung eines Putsches. Nach seiner Auftragserfüllung in der Staffel 1 wechselte Gereon von der Sitte zur Mordabteilung, wo zwei Kugeln von zwei scheinbar nicht ganz so voneinander unabhängigen Morden aus einer Pistole auf einen Täter innerhalb der Polizei hinweisen. Noch dazu bleibt das Rätsel um das Gold im Zug ungelöst, beziehungsweise sammeln sich die Geier aus allen politischen Himmelsrichtungen, um es an sich zu reißen. Dabei ist vollkommen egal, wer wem im Weg steht, denn der wird mit aller Gewalt freigeräumt. Und der Putsch? Basiert auf Freunden, die Verräter sind, auf Unschuldigen, die zu Tätern werden und größenwahnsinnigen Lügen, die endlich ans Tageslicht kommen …
Die Kritik
Diese Serie ist wirklich ein Fest! Nachdem in Staffel 1 ein großer Teil des Inhalts sozusagen beendet wurde, war die Spannung groß, wie man die Serie in eine zweite Staffel überführen und dabei inhaltlich eine neue Richtung finden kann – die auch die noch offenen Handlungsstränge nicht außer Acht lassen durfte. Erhalten bleibt die Jagd nach dem Gold und sämtliche Charaktere, die nicht vorab eindeutig gestorben waren. Die bereits existenten Geschichten werden meisterhaft miteinander verknüpft und erweitert.
Ebenso absolut beeindruckend ist die Koordination der verschiedenen Charaktere. Babylon Berlin erzählt extrem viele kleinteilige Geschichten und der Zuschauer behält dabei recht einfach den Überblick – weil alle Einzelschicksale richtig kunstvoll miteinander verwoben sind. Das ist eine sensationelle Leistung, die die Zuschauer gleichzeitig nicht ansatzweise überfordert. Fantastische erzählerische Arbeit!
Was aus dramatischer Sicht ebenfalls exzellent gemacht ist, aber ein bisschen eine emotionale Watteglocke über diese Staffel legt, ist schlichtweg der drohende Zweite Weltkrieg. Man weiß einfach, dass er kommen wird, man weiß, wie man höchstwahrscheinlich mit „unseren“ Charakteren umgehen wird oder auch, wer aller Wahrscheinlichkeit erst gar nicht aus den Kriegswirren zurückkehrt. Was das allerdings einfach verdeutlicht: Wie sehr man in das Geschehen eingesogen wird, wie nahe einem die Schicksale gehen – und damit setzt Staffel 2 tatsächlich noch einen drauf auf Staffel 1, wo die Emotionen bisweilen noch etwas zu kurz kamen.
Wenn man sich dann noch dem Making Of widmet, erfährt man allerlei Details, die den Aufwand illustrieren, den mn hier betrieben hat. Nicht nur, was das „Bühnenbild“ angeht, sondern auch die Details – dass die Schauspieler beispielsweise kein Shampoo mit Silikonen et cetera nutzen durften, um die Authentizität zu erhöhen. All das hat sich wirklich gelohnt.
Fazit: Grandiose Unterhaltung, die man sich auch als „ich mag keine deutschen Serien“-Typ auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte!
Bettina Riedel (academicworld.net)
BABYLON BERLIN, Staffel 2
8 Episoden