„Die Brücke der Gezeiten“ ist ein Fantasys-Epos, bestehend aus acht Bänden. Die Besprechung zu Band 7 sowie den Vorgängern finden Neueinsteiger unter diesem Link.
Das Ende rückt unaufhaltsam näher: Alaron und Ramita sind immer noch auf der Suche nach dem kleinen Nasatya, aber werden immer stärker in den eigentlichen Krieg zwischen den beiden Kontinenten verwickelt. Sie können sich nicht mehr nur auf die Suche nach dem Kind konzentrieren, sondern treffen nach und auch wegen Huryias Tod auf Malevorn – ehemals ein Rivale von Alaron und Ramon auf dem Arkanum. Nachdem er die magische Trennung von Huryia überlebt hat und jetzt selbst im Dienste eines höheren Wesens steht, macht er Jagd auf alle, die sich ihm in den Weg stellen. Selbst die Kaiserinmutter Lucia ist nicht vor ihm sicher. Dass er über beinahe grenzenlose magische Macht verfügt, macht das Ganze leider nicht einfacher.
Ramon schlägt sich zusammen mit dem Generalssohn Seth Korion weiter durch die Wüste und zur hoffentlich alles errettenden Brücke durch, doch das Gold bereitet ihnen zunehmend Schwierigkeiten. Das gesamte Kaiserreich weiß mittlerweile von den Betrügereien und will Ramon auf verschiedene Seiten ziehen. Aber wird er auf irgendeiner davon auch sicher sein? Sicher fühlt sich Cera auch nicht, vor allem, weil ihre treue Leibwächterin Elena selbst mit der Gesundheit kämpft. Sie weiß genau, dass sie die bessere Königin für Javon wäre, doch die Gesetze werden sie in Kürze dazu zwingen, abzudanken und als eine von vielen belanglosen Frauen in Sultan Salims Harem zu leben. Sämtliche Zeichen stehen auf noch größere Konflikte als jemals zuvor! Dass niemand etwas von den wahren Plänen von Lucia ahnt, egal auf welchem Kontinent er oder sie sich gerade befindet, würfelt die Figuren auf dem Spielbrett nicht nur einmal durcheinander – und die Flut steigt …
Die Kritik
Das Fazit vorab: Die Zwischenüberschrift „Kritik“ ist an sich irreführend, denn an der Reihe gibt es so gut wie keine beklagenswerten Makel. Sie ist eine der abwechslungsreichsten, intensivsten und interessantesten Fantasy-Sagen, die es nun in abgeschlossener Form gibt. Die politischen Themen rücken in diesem Band etwas in den Hintergrund, dafür strebt einfach jede einzelne Zeile dem Höhepunkt und Abschluss entgegen:
Nach sieben tollen und sehr spannenden Bänden ist wohl jeder Leser neugierig, wie David Hair wohl die vielen Charaktere und Handlungsfäden miteinander zu einem Ende verflechten wird – und wie die liebgewonnenen Personen das ganze Chaos wohl überstehen werden. Kurz gesagt: Er gestaltet das meisterhaft. Er nimmt die Leser an die Hand und zeigt ihnen das sich weiterbin bunt drehende Spielfeld, auf dem die einzelnen Charaktere um ihr Leben kämpfen. Allmählich nähern sie sich räumlich wieder aneinander an und man kann es kaum erwarten, dem Wiedertreffen zuzusehen. Dabei holt er alle Leser Stück für Stück ins Boot zurück, was auch dank der schlüssigen und übersichtlichen Zusammenfassung am Anfang des Buchs wie immer kein Problem ist. Die Art und Weise, wie man mit den Charakteren mitfiebert war für mich einzigartig bisher. Sie sind keine besonderen Superhelden, sondern ganz normale Menschen (in einer Fantasywelt ;)), ihre Entscheidungen sind herrlich rational und wenig emotional übertrieben, die ganze Reihe ist ganz wunderbar befreit von Theatralik und anderen nervigen „Spannungs-Effekten“.
Echte Spannung ist trotzdem ab Seite eins gegeben, denn während man den Einzelschicksälen folgt, gibt es ja noch das massive Damoklesschwert, das über allen Beteiligten hängt und mal eben sämtliche Bemühungen der letzten Jahre zunichte machen könnte. Daher bezieht die Spannung sich auf mehrere Ebenen, sodass man das Buch schlichtweg nicht aus der Hand legen kann oder zumindest überall mit sich herumträgt, damit man möglichst in jeder Pause ein paar Seiten weiter kommt.
Am Ende lässt er seine Leser und Charaktere nicht einfach in der Leere hängen, die es nach einer großen Schlacht meist gibt. Gerade eben klirrten noch die Schwerter, Lanzen und Magusbolzen, jetzt herrscht die Stille und alles ist vorbei? Nein, David Hair gibt Ausblicke, wie es in naher Zukunft weitergehen könnte und kreiert damit ein Ende, das den Leser in die Zukunft denken lässt – anstatt selbst die Lücke zu spüren, die das Ende der Saga nun hinterlässt. Insgesamt eine der besten Fantasy-Serien mit einem einzigartigen internationalen Einschlag, die die Buchhandlung zu bieten hat!
Bettina Riedel (academicworld.net)
Die Brücke der Gezeiten – Rückkehr der Flut. David Hair.
blanvalet. 15,00 Euro.