Obacht, hier geht es um Band 2. Die Besprechung zu Band 1 findest du hier.
Sie haben den Würfel „Talus“ gefunden und in den Irrungen und Wirrungen von Band 1 war lange nicht klar, wer ihn gewürfelt hat und damit seinen Herzenswunsch erfüllt – und die größte Angst. Erin und Kaito sind im Gefängnis des Rats, als Erin plötzlich Zugang zum Vortex bekommt. Noahs Vater ist verschwunden und so muss er sich erst einmal sammeln, um seine nächsten Schritte zu planen. Jessica vermisst ihre beste Freundin und setzt alles daran, die Wahrheit über ihren Tod herauszufinden – und wird so direkt in die Probleme rund um Talus hineingezogen. Doch das ist noch nicht alles: Der Rat wirkt handlungsunfähig, während die Gesellschaft der Hexen in Edinburgh zunehmend vom erstarkten Tarotzirkel und geschwächten Elementarhexen gespaltet wird …
Der Leseeindruck
ENTHÄLT SPOILER ZU BAND 1.
Wer Band 1 schon vor einiger Zeit gelesen hat, wird nun einen Moment brauchen, um wieder reinzukommen. Das liegt nicht am zeitlichen Sprung in der Geschichte, den viele Rezensent:innen ansprechen – wenn der denn so stattgefunden hat. Am Ende von Band 1 verstirbt eine der Guten, die nun erst mal beerdigt wird – so weit ist das weder zeitlich noch inhaltlich entfernt. Wichtig ist, sich die letzte Haupthandlung vor Augen zu führen, denn der Würfel ist gefallen, es war nicht klar, wer gewürfelt hat, der Wunsch und die größte Angst des Würfelnden werden quasi die Zukunft entscheiden. Es wirkte lediglich etwas seltsam, dass für die verstorbene Person aus Band 1 quasi sofort ein Ersatz herauskristallisiert wurde, aber das ist persönlicher Geschmack und fällt / stößt anderen vielleicht nicht besonders auf.
Die Kapitel sind zahlreich und kurz, weswegen man natürlich nicht nach jedem Kapitel elektrisiert zurückbleiben kann. Das käme eher einem Dauerhindernislauf als einer Geschichte gleich. Dennoch fehlte gerade am Anfang etwas die Spannung, denn schließlich ist der Würfel gefallen, der Wunsch entfaltet sich und der Rat hat den Würfel einkassiert. Es mag in Form des ausgesprochenen Wunsches liegen, dass seine Entfaltung keine explosiven Handlungsstränge nach sich zieht, aber etwas mehr als aufmüpfige Bedienstete aus dem Tarotzirkel hätte es vielleicht schon geben können.
Insgesamt entwickeln die Charaktere sehr angenehm weiter. Angenehm deswegen, weil sie nicht völlig kopflos durch die Gegend irren, sich gegenseitig mal richtig und mal falsch einschätzen und vor allem, weil sie nicht Teenager-Style alles hyperemotional nehmen. Es gibt eine Sache bei Talus (= dem Würfel selbst), die schwer wiegt: Die größte Angst ist Teil des Deals. Und das sollte durchaus dazu motivieren, den größten Wunsch auch mal hintenan zu stellen. Oder eben die komplette Psychokarte zu ziehen – es soll ja nichts weiter gespoilert werden. Fakt ist: Sie entwickeln sich weiter und das ist gut so. Ganz ohne Lovestory kommt das Buch nicht aus, aber sie hält sich in Grenzen und ist nicht fürchterlich glitzrig-rosa.
Das Ende weiß definitiv zu überraschen, denn … Okay, ich sage es nicht. Es kommt jedenfalls ein sehr netter Plottwist, der zum nachdenken anregt, ob man das hätte kommen sehen sollen können müssen.
Liza Grimm. Talus – Die Magie des Würfels, Band 2.
Droemer-Knaur. 12,99 Euro.