Hier geht es um Band 2! Die Besprechung zu Band 1 findest du hier. Band 3 erscheint am 21. April 2021 auf Englisch, für auf-Deutsch-Lesende ist also noch etwas Geduld nötig.
Esta ist immer noch im New York 1902 unterwegs – zusammen mit Harte Darrigan, wobei dem alten Schlawiner nicht wirklich zu trauen ist, oder? Doch im Vergleich zu Jack, „Nibsy“ & Co. ist er immer noch das kleinere Übel. Die beiden machen also weiter gemeinsame Sache, vor allem, weil die Macht des Buchs Ars Arcana in Harte übergegangen ist und sich als eine Art Seele entpuppt, die die unwissende Esta allerdings gerne verschlingen würde. Auf der Flucht vor Jack, der das Buch und die unbekannte Macht ebenfalls für sich erringen will, landen Darrigan und Esta im Jahr 1904.
Zurück in die Zukunft
Dieser Move entpuppt sich als eine dezent unterschätzte Gefahr, denn Esta hat mittlerweile den Ruhm einer gefährlichen Mageus gewonnen, ist bekannt wie ein bunter Hund – und wird mit allen Mitteln des Ordens und anderer Vereinigungen gejagt. Jeder will das Ars Arcana und die Heiligtümer, die Esta und Harte vom Orden gestohlen haben. Kann man bei so viel Action wirklich noch die Magie an sich retten und die Schwelle rund um New York eliminieren?
„Zeitintensiv“ auf allen Ebenen
Wenn die Autorin sagt, dass das Buch sie in der Endphase 3 Monate ihres sozialen Lebens gekostet hat, ist das absolut nachzuvollziehen. Zwar findet die Handlung „nur“ auf zwei Zeitebenen statt (1902 und 1904), aber es gibt so viele Beteiligte, die sich einander manchmal auch noch mit falschen Namen vorstellen, dass es ein unfassbar komplexes Buchprojekt gewesen sein muss.
Das Buch ist in allererster Instanz (& im positiven Sinne!) eine kleine Mogelpackung: Es kommt in einem scheinbaren Umfang von 300 bist 400 Seiten daher – birgt aber unfassbare 700 Seiten Lesespaß. Da kann der ganze Samstag und Sonntag komplett verregnet sein, Herbstspaziergänge kann man danach sicher auch noch machen und wenn nicht, nennt man sie halt Winterspaziergang …
Die Mühe hat sich aber gelohnt, denn das Buch ist proppenvoll mit Entwicklungen, Action, Winkelschachzügen – und da hier noch die allgemeine Zeitreisetheorie hinzukommt, ist es kein Wunder, dass es so umfangreich geworden ist. Viel länger als die 711 Seiten hätte es aber wirklich nicht werden dürfen, denn ab Mitte des Buchs fiebert man auf eine Art Höhepunkt hin, um selbst endlich einmal geradeaus denken zu können und die wahre Geschichte hinter all der Action kennenzulernen. Diesen Sog aufzubauen und über 300 Seiten zu alten ist eines der besonderen Merkmale.
Aufgrund der Komplexität ist es allerdings empfehlenswert, sich Band 1 noch einmal voll zu vergegenwärtigen, damit der Einstieg in Band 2 so nahtlos wie möglich gelingt. Vielleicht wäre für Band 3 denkbar, eine Übersicht der wichtigsten Player und ihrer Rolle in der Handlung zu inkludieren. Apropos Charaktere und ihre Rollen: Dass die Liebesgeschichte zwischen den Seiten liegt und nicht prägnant im Vordergrund steht, ist wirklich gut gelöst. Außerdem auch, dass Esta als Frau der Moderne (sie entstammt unserer Gegenwart) manchmal ihre feministischen Schwierigkeiten mit harte und der Umgebung hat – da wird auch schon mal blackfacing deutlich angesprochen.
Mind-Blowing ist das Wort, das man gut für diesen Band 2 nutzen kann. Denn hinterher ist man erst mal baff und muss ein paar Tage über die Handlung nachdenken, ob man wirklich alles verstanden und realisiert hat. Packend!
Die Diebin des Teufels. Lisa Maxwell.
Knaur. 16,99 Euro.