Hier geht es um ein eigenständig lesbares Buch von „Eberhardt & Jarmer ermitteln“. Hier die Besprechung zu Die siebte Zeugin.
Nach dem Fall Nölting wollte der Rechtsanwalt Rocco Eberhardt den Ball etwas flach halten. Doch eines Tages steht der unscheinbaren Timo Krampe in seine Anwaltskanzlei und was dieser zu berichten hat, lässt den Rechtsanwalt aus allen Wolken fallen: Timo wollte mit seinem Freund Jörg einen Skandal von enormer Sprengkraft aufdecken, doch nun ist Jörg verschwunden. Der junge Mann bittet Rocco um die Hilfe bei der Suche nach seinem verschwundenen Freund. Eigentlich ist das nicht das Aufgabengebiet eines Anwalts, doch irgendwas fasziniert Rocco an diesem Fall. Kurz nachdem er das Mandat angenommen hat, wird Jörg gefunden: Ermordet, wie Rechtsmediziner Justus Jarmer angesichts der Wasserleiche auf seinem Tisch vermutet. Aber auch das Leben von Timo scheint in Gefahr zu sein, denn die Enthüllungsstory soll jetzt auch ohne Jörg stattfinden und diese ist wahrlich brisant: Im Rahmen des Granther-Experiments hatten Berliner Jugendämter noch bis 2003 Pflegekinder bewusst an pädophile Männer vermittelt – auch Timo und Jörg. Und die Verantwortlichen sitzen inzwischen an den Schalthebeln der Macht …
Raus aus dem Gerichtssaal
Während im ersten Band größtenteils die Geschichte im Gerichtssaal und rund um die Verhandlung stattfindet, wird im zweiten Band der Fokus auf die Ermittlungen gelegt. Hierbei musste zunächst Jörg gefunden und identifiziert werden. Anschließend lang der Fokus darauf, dass Timo aus der Schussbahn der möglichen Täter gebracht wird und der/die Mörder von seinem besten Freund gefunden werden. Hierbei rückt ein nicht unbekannter in den Fokus und es müssen Beweise gesammelt werden um ein bekanntes, deutsches Gesicht anzuklagen. Erst im letzte Viertel des Justiz-Krimis begibt sich Rocco in den Gerichtssaal. Das ist etwas anders und weicht auf eine sehr gute Art vom ersten Teil ab. Im echten Leben muss die Staatsanwaltschaft auch länger graben, bis jemand angeklagt werden kann.
Minuspünktchen: Nicht ganz fesselnd
Die Geschichte wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen handelnden Personen auf eine sehr interessante und auch eher etwas nüchterne Art erzählt. Dadurch liest es sich stellenweise fast wie ein Bericht oder Protokoll, was bei diesem Plot wirklich sehr gut gepasst. Dennoch bringt das Protokoll, welches wie ein Kalender immer die neuen Tage aufgreift, nur wenig fallrelevanten Ereignissen. Jeder Akteur geht seiner Arbeit nach, es ergeben sich dabei mehr zufällig als zielgerichtet Neuigkeiten und die Inhalte schwenken oftmals ab. Die vielen Gespräche, Treffen und Absprachen vor der eigentlichen Verhandlung bleiben deshalb so blass, weil sie akribisch und in wörtlicher Rede zu Papier gebracht wurden. Der Blick auf das große Ganze kommt dadurch abhanden und die Spannung kommt nicht ganz auf. Für meinen Geschmack wurde auch das Granther-Experiment viel zu schnell aufgeklärt. Hier hätte man die Leser:innen etwas auf die Folter spannen können..
Fazit
Schon im ersten Teil „Die 7. Zeugin“ habe ich mit dem ungleichen Ermittler-Duo sympathisiert. Die Mischung aus Rechtsmedizin und Jura in einem Krimi ist nicht üblich und gibt den Geschichten gleich einen neuen Anstrich. In dem neuen Justiz-Krimi von Schwicker und Toskos konnte das große Plus, welches die Zusammenarbeit der beiden Ermittler bei mir sammeln konnten, wiederholt werden. Ich finde es schön zu sehen, wie eine Freundschaft zwischen den beiden zu wachsen beginnt und die Zusammenarbeit noch enger geworden ist.
Hoffentlich bleibt das Duo in dem Umfang weiterhin bestehen und kann bei den Ermittlungen durch beiden Expertisen nahezu unlösbare Fälle aufdecken. Das nächste Mal wäre nur ein wenig mehr Spannung, Intrigen und Geheimnisse wirklich toll!
Lisa Albrecht (academicworld.net)
Florian Schwicker & Michael Toskos. Der dreizehnte Mann.
Droemer Knaur. 12,99 Euro.