In der beruflichen Welt ist es immer wieder nötig, einen Menschen innerhalb relativ kurzer Zeit einzuschätzen und ihn passend einzuordnen. Das gilt nicht nur in Bewerbungsgesprächen, sondern auch, wenn es darum geht, verlässliche Geschäftspartner zu finden oder einen Kunden passend zu adressieren. Eines ist dabei klar: Wer die Körpersprache des anderen zu deuten weiß, besitzt einen signifikanten Vorteil.
Der erste Eindruck, so gilt die Sage, zählt stets am meisten. Wir möchten diese Aussage lieber ein wenig abschwächen, denn im Grunde gilt sie nur dann, wenn der beurteilende Mensch – zum Beispiel im Vorstellungsgespräch – über eine geübte Intuition verfügt. Dafür braucht es nicht nur viele Jahr der Erfahrung, sondern auch ein starkes Grundgespür, das beileibe nicht jedem in die Wiege gelegt ist. Deutlich sicherer scheint es, den ersten Eindruck so zu speichern, wie er ist, und im folgenden Gespräch weiter auf Spurensuche zu gehen. Dann ergibt sich normalerweise ein deutlich vollständigeres Bild des Gegenübers.
Achtung, Stolperfalle! Darauf sollten Sie nicht hereinfallen
Zuerst wenden wir uns besser den Fettnäpfchen zu, die uns in die Irre führen möchten. Der gegenüberstehende Mensch könnte sich zum Beispiel aufgrund von Nervosität anders verhalten als sonst. Darum gilt es, Stresssituationen möglichst zu entschärfen, auf den anderen freundlich und offen zuzugehen und vielleicht ein Getränk und eine gemütliche Sitzgelegenheit anzubieten. Wenn der Gesprächspartner die Chance hat, sich zu entspannen, wird er am ehesten er selbst sein.
Eine weitere Stolperfalle stellen Stereotypen dar. Aufgrund von Erfahrung und einer persönlichen Meinung tendieren Menschen dazu, andere binnen Bruchteilen von Sekunden in Schubladen zu stecken. Die Stereotypen treten in verschiedenen Formen und Ausprägungen auf. Auch wenn aktiv versucht wird, dies zu vermeiden, sorgen festgefügte Bilder doch häufig für Fehleinschätzungen. Zum Beispiel sagt die Körpergröße eines Menschen nichts über seine innere Größe aus, ganz im Gegenteil. In einem scheinbaren Zwerg hat sich schon oft ein Riese versteckt – und in einem vermeintlich bequemen, weil behäbig gebauten Menschen lodert eventuell mehr Feuer als gedacht. Stereotype verzerren häufig den oben erwähnten ersten Eindruck; um sie zu entlarven, lohnt es sich, tiefer zu blicken.
Die drei Verhaltenstypen: eine Leitlinie für die bessere Einordnung
Allerdings ist es trotzdem nicht verkehrt, die Menschen ein Stück weit einzuordnen, und zwar anhand ihres Verhaltens und nicht am Aussehen. Grundsätzlich gibt es so etwas wie Dynamiker, die nichts lieber tun, als aktiv zu handeln. Ihnen gegenüber stehen die Logiker, die gern abwägen und spekulieren, um anschließend möglichst zielgerichtet vorzugehen. Und zum Schluss gibt es natürlich noch die Sympathiker, denen Anerkennung und Harmonie besonders wichtig sind. Da Menschen allerdings immer aus schillernden Facetten bestehen, existieren zwischen diesen drei Typen zahlreiche Übergänge und Mischformen.
Ein Dynamiker wird eher zielstrebig auf den Gesprächspartner zugehen, ihm kräftig die Hand schütteln und danach gleich zur Sache kommen. Small Talk liegt ihm nicht, sein Blick ist meistens geradeaus direkt auf die Augen des Gegenübers gerichtet. Wer nach jemanden sucht, der Dinge nicht nur beim Namen nennt, sondern auch mal spontan die Kartoffeln aus dem Feuer holt, liegt mit diesem Charaktertypen richtig. Allerdings wird so jemand in einem Team mit sensiblen Menschen auch für Probleme sorgen, denn der eine oder andere fühlt sich durch diese direkte Art schnell mal auf den Schlips getreten. Manchmal müssen Sie den Dynamiker vielleicht zügeln oder stoppen: Achten Sie im Gespräch darauf, ob er diesbezüglich erreichbar ist oder ob alles immer nur nach seiner Nase laufen muss.
Ein Logiker verhält sich eher abwartend, schaut sich im Raum um und verliert dabei auch manchmal seinen Gesprächspartner aus den Augen. Er lässt sich mit dem Antworten Zeit, wägt ab und zieht wahrscheinlich häufig mal die Stirn kraus. Seine Distanziertheit muss nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, dass er sich etwa unwohl fühlt oder sein Gegenüber nicht mag, sondern es ist höchstwahrscheinlich so, dass sein Gehirn gerade auf Hochtouren arbeitet. Lassen Sie dieser Person die benötigte Zeit und hören Sie ihr möglichst gut zu, um herauszufinden, ob ihre Gehirnarbeit in Ihrem Sinne nutzbar ist – oder ob sie sich eher in unnützen Gedanken verheddert. Inwiefern dieser Mensch in sich ruht, erkennen Sie an seinen Bewegungen. Nervöses Wippen oder das ständige Herumspielen an einem Kugelschreiber deuten darauf hin, dass er noch nicht wirklich gefestigt ist.
Ein Sympathiker redet besonders häufig von seinen Empfindungen, er verhält sich emotional zugewandt und sucht den Augenkontakt. Gerät die Harmonie ins Wanken, gelingt es ihm aber meistens nicht mehr so recht, den anderen direkt anzusehen. Die Person versucht, zu beschwichtigen, gestikuliert viel und versucht, den anderen quasi zu sich hinzuziehen. Die Mimik ist vielschichtig und ändert sich je nach Gesprächsthema. In einem solchen Gesicht purzeln einem die Gefühle sozusagen direkt entgegen. Sympathiker führen ihre Gespräche oft weitschweifig und kommen erst ganz zum Schluss zum eigentlichen Kern. Testen Sie, ob Sie die Person dazu bringen können, sich auf die Fakten zu konzentrieren. Und fahren Sie Ihre eigenen emotionalen Fühler aus, um zu erkunden, ob dieser Mensch eine stabile Basis besitzt und Sie dieses besondere Einfühlungsvermögen auf positive Weise verwerten können.
Mit diesen simplen Werkzeugen haben Sie bereits die Möglichkeit, einen Menschen während eines Gesprächs konkret zu bewerten. Darauf können dann ihre weiteren Entscheidungen fußen, sodass am Ende hoffentlich beide Gesprächspartner den richtigen Weg einschlagen.