Hier geht es um ein eigenständig lesbares Buch von der „Maria-Just-Reihe“. Hier die Besprechung zu Band eins Gefrorenes Herz.
In Jütland wird das Skelett einer ermordeten jungen Frau gefunden. Polizeihistorikerin Maria Just übernimmt die Ermittlungen, denn die Tat liegt über siebzig Jahre zurück. Währenddessen wird der Leiter der Kopenhagener Mordkommission überfahren und beinahe getötet. Kommissar Mikael Dirk soll herausfinden, wer den Anschlag auf seinen Chef verübt hat und das Land destabilisieren will. Als es zu einem weiteren Attentat kommt, erhält Mikael unerwartete Hilfe von Maria. Wer profitiert davon, wenn die Polizei ihr Gewaltmonopol verliert, und was verbindet die tote junge Frau mit den Tätern von heute?
Der Eindruck
Ein großes Thema ist die Parallele zwischen der Nachkriegszeit des zweiten Weltkriegs und der aktuellen Situation der Corona-Pandemie. Auf den ersten Blick hat beides nichts gemeinsam. Die beiden Autorinnen haben aber einen kleinen Punkt gefunden und aufgegriffen: Die drastische, gespaltene Meinung der Bevölkerung gegenüber der Regierung. Hier muss aber betont werden, dass es nicht der Blick der deutschen Gesellschaft ist, sondern der von Dänemark. Dabei radikalisieren sich die Gegenspieler der Regierung so sehr, dass sie eigene Gruppen bilden, die gegen die Staatsgewalt vorgehen. Und was ist, wenn solche Gruppen schon immer existiert haben? Ein spannendes Thema, welches sehr gut aufgegriffen und umgesetzt wurde.
Ich persönlich hatte etwas die Befürchtung, dass das Thema Zweiter Weltkrieg in einem Thriller/Kriminalroman wie immer in die gleiche Richtung läuft: Nazis erscheinen im Laufe des Plots und sie sind an allem schuld. Diesmal war es zum Glück nicht so!
Die beiden Ermittlungen erscheinen anfangs aus dem Kontext gerissen und man kann sie einfach nicht in Verbindung miteinander bringen. Doch nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen. Durch viele schockierende Enthüllungen und Wendungen wird die Spannung dauerhaft hoch gehalten. Langeweile ist Fehlanzeige.
Chemie zwischen den Protagonisten
Schon im ersten Band hat man zwischen Maria und Mikael eine gewisse Anziehung feststellen können. Die beiden arbeiten gut zusammen und können auch privat miteinander. Nach etwas längerer Zeit sind die beiden wieder in ein und denselben Fall verwickelt und wieder herrscht eine Spannung zwischen den beiden, die greifbar ist. Beide tun sich in gewisser Weise gut, lenken von den schlechten Teilen des Privatlebens ab und helfen bei der Arbeit/den Ermittlungen entsprechend voranzukommen und sich zu fokussieren. Doch was ist, wenn aus einer guten Freundschaft, die am Arbeitsplatz begonnen hat, mehr wird? Ich bin hin und her gerissen, ob ich eine Liebesbeziehung zwischen den beiden gut finden würde. Ich mag beide Protagonisten sehr, da sie sehr unterschiedliche Charaktere haben, die dem Kriminalroman eine gute Tiefe geben. Die Chemie und Zusammenarbeit ist auch super, da es mal nicht Mann und Mann oder Frau und Frau sind, die sich beruflich und privat auf diesem Niveau stärken. Aber Liebe? Das kann schnell von einer schönen Verbindung zwischen zwei Protagonisten in ein Drama ausarten und das wäre bei der Reihe etwas schade. Ich bin gespannt, wohin die Leben und Herzen der beiden wandern und hoffe, dass es dem hohen Niveau der jetzigen Bände am Ende nicht schaden wird.
Fazit
Wie Band eins ist „Brennender Zorn“ Spannung pur. Dazu kommt das sensible Thema der wegfallenden Staatsgewalt und die Auswirkungen. Ein Dystopie-Szenarium, das hoffentlich bei der Fiktion bleibt.
Lisa Albrecht (academicworld.net)
Line Holm & Stine Bolther. Brennender Zorn.
Heyne. 16,00 Euro.