Eigentlich denkt man sich: Seit dem zweiten Weltkrieg sind die Grenzen der Welt eigentlich recht fest definiert, oder nicht? Dennoch vertritt Pedro Banos die Auffassung, dass die Staaten weiterhin an der Ausdehnung „ihrer“ Gebiete arbeiten – was scheinbar nicht möglich ist, denn „neue“ Welten gibt es auf diesem Planet nicht mehr zu entdecken, Gebiete sind in vergleichsweise fester Hand und Grenzen ändern sich nicht mehr so flexibel. Oder?
Fazit vorab
- spannend
- seltene Einsichten
- starke Aktualität
- Tendenz, extreme Regimes unkritisiert zu präsentieren
- permanente und kritische Reflektion seitens des Leser nötig
Ausführlichere Betrachtung
Die Basis seines Buchs sieht Banos darin, dass dem eben nicht so ist – und vor allem viele Methoden existieren, den Einflussbereich zu erhöhen, ohne direkt Territorium aktiv zu annektieren. In Sachen Aktualität ist einiges geboten – gerade, wenn man das Kapitel über Russland und Venezuela geschlossen hat, liest man auf Twitter die Meldung des U.S. Southern Command, dass sich ein SU 30 Flanker „recht aggressiv“ einer U.S. EP-3 genähert habe, die dort eine regulären und also offiziellen Flug absolviert habe und so Aircraft und Mannschaft rücksichtslos in Gefahr gebracht habe. Das Konzept der Leiter umstoßen, also sich Wohlstand auf dem Rücken anderer verschaffen und dann die Leiter wegzukicken, damit niemand folgen kann, ist ein ebenso schlüssiges Beispiel / eine ebenso schlüssige Theorie, die Banos anführt. Wenn man sich diese und weitere Gedanken einmal vergegenwärtigt, liest und verknüpft man Informationen aus den Nachrichten ganz anders.
Um das Buch gab es aber auch schon einige Kontroversen – beispielsweise, inwiefern der Autor politisch eher rechts einzuordnen wäre. Das bezieht sich unter anderem auf die Erwähnungen der Familie Rothschild und den Bezug, den er zwischen deren Vermögen und der Gestaltung der Weltpolitik herstellt. Dass auf dem Original-Cover ein Oktopus zu sehen ist, der als Symbol der Nazis galt/gilt, wurde ebenfalls rege diskutiert. In verschiedenen Übersetzungen sollen daher Teile des Originals entfernt worden sein.
In der deutschen Übersetzung gibt es durchaus die eine oder andere Stelle, an der man daher etwas sensibilisiert aufmerken muss. Beispielsweise, wenn ganz positiv darüber berichtet wird, wie viele Arbeitsplätze die Nazis geschaffen haben und damit die Arbeitslosigkeit gedrückt. Am Ende des Satzes folgt zwar eine kleine, hochgestellte Zahl; diese führt aber nur zu einer Anmerkung der Übersetzer, dass dies vor allem Rüstungsjobs für den Krieg gewesen seien. Um diese Stelle unbedenklicher zu gestalten, hätte die Anmerkung ohne Zahl direkt im Text stehen müssen und vom Autor selbst kommen müssen. Insofern ist das Buch bisweilen durchaus mit Vorsicht zu genießen.
Genauso werden nur Autoren zitiert, die mit der gerade vorgestellten These übereinstimmen. Kritische Betrachtungen seiner eigenen Meinungen finden meines Erachtens wenig statt, sodass man als Leser jede Aussage kritisch reflektieren sollte. Natürlich ist der Autor in einer privilegierten Position tätig gewesen, in der er Zugriff auf Informationen bekommen hat, die der durchschnittliche Normalverbraucher nicht erhält. Bewusste Reflektion gehört aber durchgängig zu diesem Buch.
Grundsätzlich ist es ein Buch, das man eher Kapitel- oder Themenweise liest. Bisweilen bombardiert der Autor seine Leser mit vielen historischen Fakten, interpretierten und teils erwiesenen Zusammenhängen – jedenfalls viele Informationen, die man für sich erst einmal verarbeiten muss. In diesem Sinne ein Buch, das man etappenweise und parallel mit anderen Büchern liest.
Pedro Banos. So beherrscht man die Welt.
Heyne. 24,00 Euro.