Anlässlich des 100. Geburtstags der Salzburger Festspiele nimmt Philipp Blom seine Leser/innen auf eine kurze Reise durch die Weltgeschichte mit. Nie zuvor gab es so lange Frieden bei uns, nie waren wir so reich, so sicher. Diese Geschichten erzählen wir uns selbst. Was aber, wenn sie nicht der Wirklichkeit entsprechen?
In diesem langen Essay reißt er unserer angeblich so großartigen Welt die Maske vom Gesicht (pun intended) und zwingt uns der Realität ins Auge zu blicken: Nicht nur leben wir momentan nicht in der bestmöglichen Zeit, eine wahre Idylle hat nie existiert. Die Zeichen stehen auf Sturm, und der Kampf um die Zukunft wird auch ein Kampf der Geschichten sein, vor aller Augen, auf der Bühne des Welttheaters.
Ziemlich brutal analysiert Blom unsere Geschichte, immer im Zusammenhang damit, wie sie sich darstellt und wir sie wahrnehmen – wie ein echtes Theaterstück eben. Teilweise setzt er sich dabei auch mit verschiedenen philosophischen Theorien auseinander. Generell ist es eine äußerst spannende Lektüre und dementsprechend sollte man kein „feel good“ Buch erwarten, das hoffnungsvoll in die Zukunft blickt und die Menschheit und ihre Einzigartigkeit preist. Im Gegenteil, Philipp Blom gibt der Erde und den Menschen einen Platzverweis vom Mittelpunkt der Schöpfung in das dunkle Nichts.
Wenn man ehrlich zu sich ist, erzählt der Autor dabei gar nichts mal so viel Neues, sondern setzt bekanntes Wissen zueinander in Verhältnis, sodass sich diese Zusammenhänge ganz anders darstellen, als wir es vielleicht gerne hätten. Damit hat er auf jeden Fall ein Buch geschaffen, das lange nach dem lesen noch nachhallt und für Gedankengrübeleien sorgt. Denn wenn man die ist-Analyse einmal hinter sich hat, ist der nächste Schritt die Weiterentwicklung. Doch quo vadis, liebe streitbare Weltbevölkerung?
Philipp Blom. Das große Welttheater.
18 Euro. Zsolnay.