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    Von Göttern, Aufgestiegenen und schwerem Verrat

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    By Bettina Riedel on 23. Oktober 2021 Rezension

    Obacht, dies ist Band 1 von voraussichtlich 2.

    Poppy ist „die Jungfräuliche“. Eine junge Dame, die im Herzogtum Masadonien lebt und darauf wartet, dass ihr großes Ritual ansteht – und sie damit das Königreich und alle darin Lebenden rettet. Niemand darf ihr Gesicht sehen, sie muss immer Weiß tragen, ständig mit einer Priesterin reden und hat ansonsten nicht wirklich viel zu tun. Außer, wenn sie sich nachts aus dem Schluss stiehlt, um mit ihrem Kampftrainer Vikter durch die Stadt zu ziehen und diejenigen gnadenvoll zu töten, die das Pech hatten, von einer dunklen Kreatur gebissen oder gekratzt zu werden. Sie könnten sonst selbst zu mörderischen Monstern werden …

    Eines Tages töten die Rebellen ihren Leibwächter und wollen sie zu ihrem Anführer, dem dunklen Sohn, entführen – doch sie hat Glück im Unglück. Fortan bekommt sie einen neuen Leibwächter: Hawke. Der verdreht ihr ganz schön den Kopf, während die Rebellen immer stärker werden und das Herzogtum in seinen Grundfesten erschüttert wird.

    Der erste Eindruck 

    Es beginnt mit einer jungen Frau, die in einem System lebt, an das sie glaubt. Nichtsdestoweniger hadert sie ein wenig mit den Regeln ihrer Lebensumstände und bricht gerne ein wenig aus. Damit kann man sich gut identifizieren und schon ist man drin in der Geschichte. Dann trifft sie einen Mensch, der ihr noch nichts bedeutet, wird fast flach gelegt. Zuhause angekommen, wird sie von ihrem „Behüter“ bestraft und schlichtweg misshandelt, während alle anderen wegschauen. Aber es wird verkauft, als wäre sie stark, weil sie das alles aushält.

    Der zweite Eindruck

    Die Hauptperson bleibt soweit sympathisch und ich finde es sehr cool, wie sie sich trainieren lässt in Sachen Kampffähigkeiten und dass sie später im Buch einen Moment bekommt, in dem sie so richtig ausrasten darf. Diesen Moment habe ich maximal gefeiert.

    Das System, auf das diese Geschichte aufbaut, könnte durchaus interessant sein: Ein untergegangenes Königreich, das noch Anhänger hat, die gerne zur Rebellion blasen würden. Eine stets weiß gekleidete junge Frau, deren Schicksal alles entscheiden soll und von den aktuell Herrschenden als Mündel fast gefangen gehalten wird. Die Herrschenden, die „aufgestiegen“ sind und definitiv nicht mehr ganz menschlich. Und ein junger Mann, der das Herz der Dame in Weiß geschickt zu erobern weiß … Leider wird alles anders als gedacht. Technisch ist das Buch einwandfrei geschrieben, doch die negativen Aspekte sind sehr präsent:

    Stichwort „Consent“

    Zeitgleich versucht die Autorin, durchaus sehr bewusst auf Consent, also Bestätigung zu setzen. An sich ist das sehr positiv und Willkommen. In diesem Buch hapert es jedoch an der Umsetzung. Solche Szenen sind recht deutlich erkennbar und das zeigt das Problem, das viele Autor:innen noch mit dem Konzept haben: Consent, also Zustimmung zu einer Handlung, ist nicht durch wenige explizite Szenen zu lösen, mit denen man die Consent-Fahne hoch trägt. Zustimmung ist öfter erforderlich und ein allen Handlungen zugrundeliegenes Konzept. Es manchmal zur Schau zu stellen reicht also bei weitem nicht.

    Nicht jede:r muss gut sein, aber …

    Dass man bei Antagonisten moralisch schlechtes Verhalten erwartet und auch nicht jede:r Protagonist:in, ist klar. Daraus ergibt sich natürlich, dass auch ganz bewusst nicht Consent-basiertes Verhalten eingebaut wird / werden muss. Dann kann man aber easy drauf achten, dass dieses Verhalten auch als eindeutig negativ deklariert wird. Alles, was Richtung Übergriffigkeit (ich wollte nicht mit, er zerrte mich hinter ihm her zum Bett und das ist total fein) geht, findet leider meistens bei dem großen Love Interest statt. Wer einigermaßen erwachsen ist, kann hier differenzieren. Wer noch nicht so weit ist, begegnet hier einem Konzept, in dem Jungfräulichkeit ganz groß geschrieben wird, sich dadurch die Wertigkeit einer Person ergibt. Sie muss verhüllt bleiben, ihr Gesicht darf nicht an die breite Masse gehen. Dafür gibt es keinen Grund, einfach gar keinen. Es ist ein System, in der misshandelte Ehefrauen schweigen, weil durch Reden ja nichts besser wird. Eine Geschichte, in der eine junge Frau der Spielball „mächtiger“ Männer ist und einfach immer nur hinterherläuft – und das wird als Liebesgeschichte deklariert.

    Der Stellenwert gesunder Beziehungen

    Führt direkt zur nächsten Frage: Was liebt die Gute denn an ihrem Hawke? Sein Charakter ist flach, es gibt kaum Ansatzpunkte für sie, ihn als Person kennenzulernen. Insofern ploppen hier nicht mal die rosa Herzchen wirklich gut. Ganz am Anfang des Buchs kam auch sofort die Frage auf, warum jugendliche Liebesgeschichten immer in halbe Softpornos ausarten müssen, noch bevor hier irgendwer irgendwelche Gefühle hat?

    Eine Geschichte, in der Sätze fallen wie „Nichts ist jemals einfach. Und wenn es einfach ist, ist es oft nichts wert.“ Dieser Satz wird direkt in Zusammenhang mit Beziehungen gesetzt. Was soll das heißen – wenn eine Beziehung nicht maximal dramatisch ist, Menschen voneinander abhängig, Eifersucht hier, Drama dort – dann ist sie nichts wert? Was für ein Schmarrn. Noch mal: Es geht nicht darum, dass ein Charakter das sagt. Es geht darum, dass dieser Charakter als positiv gezeichnet wird, seine Aussagen damit von seiner „goodness“ beeinflusst sind und damit die Weise, wie solche Aussagen aufgenommen werden (sollen) von Leser:innen. Es geht um den Kontext, in den solche Sätze eingebettet werden – oder in diesem Fall eben nicht.

    Das Fazit

    Auch wenn die kritischen Absätze überwiegen: Das Fazit erübrigt sich NICHT. Wie gesagt, wenn jemand soweit reif ist, dass diese Person Systeme (insb. Erzählsysteme wie die Jungfrau) identifizieren und als Grundlage einer Geschichte akzeptieren kann, entsagt man sich als Lesende:r der Wirkung auf die eigene Person. Diejenigen finden ein technisch einwandfrei und vermutlich packendes Buch vor, das lediglich als etwas langatmig empfunden werden könnte. Wer soweit fit ist, findet die weiß gekleidete Jungfrau et cetera vielleicht einfach nur etwas klischeehaft, aber bekommt ansonsten eine nette Unterhaltung.

    Für die, die nicht soweit sind, empfinde ich das Buch jedoch nicht als geeignet. Wie geht man als Verlagsmensch oder Buchhandel damit um? Ich habe leider keine Lösung. Die Autorin selbst sollte natürlich schreiben können, was sie mag.

    Bettina Riedel (academicworld.net)

    Jennifer L. Armentrout. Blood and Ash. 
    Heyne Verlag. 16,99 Euro.

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