Die eine ist Witwe, lebt mit ihrem Sohn in einem typisch amerikanischen Haus, bloggt und vloggt über das Mami-Leben. Richtige Freunde hat Stephanie keine, mehr so ein Grüppchen anderer Mütter, die sie vor allem an der Schule ihrer Kinder „trifft“. Die andere ist blond, groß gewachsen, erfolgreich, immer modisch gekleidet und lieber betrunken oder auf Pillen, anstatt die Vorzeigemutti zu geben.
Dennoch treffen die Leben der beiden aufeinander und verhaken sich – eine ungewöhnliche Freunschaft scheint zu erblühen. Dann bittet Emily Stephanie eines Tages darum, ihren Sohn auch mit von der Schule abzuholen – und taucht anschließend nicht mehr auf. Stephanie macht das, was sie am besten kann: Sie behandelt die Situation wie ein Projekt und geht eigenständig an die Suche heran. Ein Katz-und-Maus-Spiel, das immer mehr Fahrt aufnimmt …
Die Kritik
Die beiden Schauspielerinnen zusammen in einem Film zu sehen, ist ein Heidenspektakel. Man bekommt direkt den Eindruck, dass sie sich nicht nur gut verstanden, sondern an ihren Rollen viel Spaß hatten. SIe sind wie Süden und Norden, gehen aufeinander zu, interagieren miteinander und trennen sich wieder – bleiben aber immer im Umkreis voneinander. Ein sehr interessantes Zusammenspiel!
Das hauptsächlich Besondere am Film ist jedoch, dass er genau so beginnt, wie die Beschreibung es vorab glauben lässt. dass etwas mit dem Verschwinden von Emily nicht ganz stimmen kann, ist auch klar – sonst gäb’s ja keinen Film darüber. Recht schnell nimmt das Versteck-Spiel irre Fahrt auf und wird so einer Art Komödie: Jeder mit und gegen jeden, ein ständig wechselndes Spielbrett, neue (Ab-)Gründe, neue Motivationen, mehr Erklärungen. Entsprechend verliert man irgendwann leicht die Übersicht, wer gerade auf wessen Seite steht und hinterhältige Pläne schmeiden könnte. Allerdings geht es dann auch nicht mehr wirklich darum, herauszufinden, was passiert ist, sondern um den reinen Unterhaltungswerts des Versteckspiels.
Was leider etwas negativ auffällt, ist die Positionierung der arbeitenden Mutter gegenüber der Zuhause Bleibenden. Warum muss es immer die Rabenmutter versus die abhängige Frau am Herd sein? Das ist weder zeitgemäß noch für die Erzählung dieses Films notwendig. Ganz im Gegenteil: Es hätte die Geschichte sicherlich noch einmal vielfältiger und ansprechender gemacht, hätte man nicht das Gefühl, den klischeehaften Konkurrenzkampf mitzuerleben, von dem wir uns eigentlich befreit sehen möchten.
Insgesamt ist es dennoch ein sehr unterhaltsamer und vor allem auch charmanter Film, der durch seine Verwirr-Taktiken für eine ordentliche Portion Spiel, Spaß und Spannung sorgt.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Nur ein kleiner Gefallen
Ab dem 4. April fürs Heimkino im Handel im Vertrieb von Studiocanal erhältlich.