Das Le Sommet öffnet nach langer Planung und Sanierung endlich seine Türen. Das Luxushotel, welches aus den früheren Räumlichkeiten eines Tuberkulose-Sanatoriums ein neues Schweizer Feriendomizil sein soll, konnte seine finstere Vergangenheit nicht ganz ablegen. Auch die junge Elin Warner, Detective Inspector aus Großbritannien, zieht es mit ihrem Freund zur Verlobungsfeier ihres Bruders in das abgelegene, verschneite Hotel. Doch in kürzester Zeit verwandelt sich die angebliche Ruheoase in einen Albtraum: Die Verlobte Ihres Bruders verschwindet spurlos, eine Leiche taucht, ein Schneesturm schneidet das Hotel von der Außenwelt ab. Als eine weitere Leiche auftaucht, ist klar, dass sie hier mit dem Mörder gefangen sind…
Die Atmosphäre
Komplett abgelegen, ein Hotspot für eine handverlesene Anzahl an Menschen und ein Ort mit einer schrecklichen Vergangenheit. Das Setting, welches durch den Schneesturm nur noch düsterer wird, verspricht viel. Und das kann es auch halten. Es läuft einem nur kalt den Rücken runter, wenn man förmlich hören kann, wie die Vergangenheit aus jedem Winkel des Hotels ausbricht und einen Makel in die glänzende Oberfläche des Luxushotels frisst. Dazu kommt die Beschreibung des Mörders. Eine weitere Verbindung zur Vergangenheit und einer düsteren Zeit. Viele weitere Details unterstreichen die angespannte, melancholische Stimmung und lassen regelmäßig das Gänsehautfeeling aufkeimen.
Der Leseeindruck
Die Geschichte wird zum einen aus Elins Perspektive beschrieben, aber auch aus der Sicht der Opfer. So ist man entweder nah dran am Täter und fiebert mit den Opfern mit, oder man zerbricht sich den Kopf, welche Schritte der Täter als nächstes plant. Eine gute Mischung. Zudem kommen viele Cliffhanger und Wendungen, die so geschickt eingeflochten werden, dass man seine eigenen Theorien immer wieder über den Haufen werfen kann. Immer wenn man sich sicher ist zu wissen, wer für diese Grausamkeiten zuständig ist, kann der Beschuldigte seine Hände in Unschuld waschen. Somit bleibt es bis zum Ende spannend und lässt einen genauso dumm dastehen wie Elin. Well played Sarah Pearse ;).
Minuspunkt: Etwas mehr Hintergrundinfos bitte
Die Protagonistin Elin ist wirklich spannend. Eine junge Frau im beurlaubten Polizeidienst mit psychischen Problemen. Vor allem durch letzteren Punkt kann sie an manchen Stellen etwas anstrengend sein. Sie möchte zum einen wieder ihren Beruf aufnehmen, zum anderen wird sie aber durch ihre Ängste gehemmt. Ein großer Konflikt, den sie zur Sicherheit des Hotels und zu ihrer eigenen aber überwinden muss. Wie sie zur Beurlaubung gekommen ist, wird wirklich gut beschrieben, doch wie sie zu ihrem Dienstgrad kam und welche Erfolge sie in dieser Position vorweisen konnte, blieb etwas außen vor. Auch die Vergangenheit ihres Bruders und seiner Verlobten liegt mehr im Schatten. Das ist sehr schade, da dies etwas mehr Tiefgang und Emotionen gebracht hätte.
An welche Stelle ich mir ebenfalls etwas mehr erhofft hatte, waren Informationen bezüglich der früheren Verwendung des Hotels, also dem Sanatorium. Gegen Ende bekommt man einige spannende Fetzen präsentiert, doch einige größere Happen zu diesem Thema hätten die spannende Stimmung noch mehr gefördert und dem ganzen Grauen die richtige Dramatik verliehen.
Fazit
Ich war begeistert vom Setting und dem Plot. Es ist zwar nicht ganz so morbide wie der gute alte Klassiker „Shining“, doch die eingefangene Stimmung kommt nah ran.
Und ein kleines persönliches Highlight sind der Epilog sowie der Prolog. Vor allem letzterer verspricht mal kein endgültiges Happy End. Ich hoffe auf einen spannenden Teil 2.
Lisa Albrecht (academicworld.net)
Sarah Pearse. Das Sanatorium.
Goldmann. 17,00 Euro.