Es ist schwierig das Buch einzuordnen, aber hier mal ein Versuch: Sophie Passmann rechnet ab. Nicht nur mit sich selbst, sondern einer ganzen Generation.
Die Generation der Millenials will so anders sein und doch sind sie alle gleich. So zumindest fühlt man sich, wenn man Komplett Gänsehaut liest. Sophie Passmann beschreibt die Wohnung, die man sich einrichtet und Dinge tut, um sich von allen abzuheben – ganz besonders den eigenen Eltern. Auch die Freunde mit denen man sich umgibt und versucht nicht der gleichen Meinung zu sein und über allen zu stehen, kritisiert sie an sich selbst und allen anderen. Im Kapitel „die Straße“ bringt sie mit Humor den Nationalstolz der Deutschen auf den Punkt – man hat direkt jeden vor Augen, der nur zur Fußball WM mit den drei Farben des Landes durch die Straßen läuft und sonst eher zurückhaltend damit umgeht.
Sophie Passmann beschreibt einige sehr wichtige Punkte, die man der Generation ankreidet und nimmt somit ihre eigene Generation selbstkritisch auseinander. Gewöhnungsbedürftig könnten die ewig langen Bandwurm-Sätze sein, die verschachtelt und so überladen sind, dass man meist gar nicht mehr weiß, wo der Satz begonnen hat, wenn man am Ende ist. Vielleicht ertappt man sich an der ein oder anderen Stelle und erkennt die eigenen Eigenheiten, die die Persönlichkeit ausmachen. Die ein oder andere Stelle kann einen auch zum Schmunzeln bringen; zum Beispiel wenn sie über Weinproben schreibt, bei denen sich nie jemand auskennt und man sich eigentlich fragt, welche erdigen Aromen man aus dem Wein rausschmecken sollte.
Das Buch ist auch relativ kurzweilig, mit einigen witzigen Passagen zwischendrin. Wer mit dem Stil zurecht kommt, bekommt vielleicht auch das Gefühl, das der Titel verspricht.
Sophie Passmann. Komplett Gänsehaut.
Kiepenheuer & Witsch. 19 Euro.