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    Nachkriegswirren mit Kind

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    By Bettina Riedel on 25. August 2021 Rezension

    Stell dir vor, du darfst daheim immer nur verdünnte Suppen essen und ohne Lebensmittelmarken geht nichts – wobei selbst so die Lebensmittel maximal knapp sind. Dann wirst du Silvester auf einen Ball der US-Besatzer eingeladen, wo es Cola gibt, Rum, jede Menge Essen in allerlei köstlicher Form. Verschwenderisch wird damit umgegangen und du kannst dir so richtig den Bauch vollstopfen. So geht es Nora – nur, dass sie an diesem Abend außerdem ihr Herz an William verlieren wird. Kurz nach ihrer unter vier Augen stattfindenden Verlobung und dem Bekanntwerden der Schwangerschaft wird er jedoch unter Geheimhaltung abkommandiert.

    Nora hört nichts, der Bauch wird größer und so auch die Ungewissheit und die Misshandlung durch den Vater. Bis sie eines Tages nach München flieht, wo sie entfernte Familie sucht – und eine geistig verwirrte Frau findet. Unter diesem Umständen geschieht das unfassbare: Als sie die Verwirrte bei deren Familie abliefert, denkt jeder, das Kind wäre das ihre und Nora sieht zu, wie ihre Mutterschaft im Nirvana versinkt – doch ist es nicht besser für den kleinen Willi, bei einer finanziell stabilen Familie aufzuwachsen, wo Ernährung und Bildung gesichert sind?

    Der Einstieg

    In Beginnen liegt immer ein gewisser Zauber inne und den erwischt Lilli Beck richtig – eine Liebe, eine leicht rebellische Frau, die das beste aus einer relativ fürchterlichen Situation machen möchte. Den Antrieb kann man gut verstehen und schon hofft man, dass sie es packt und ist drin in der Erzählung. Die Momente, in denen das Leben Noras dann stückweise schief geht, sind leicht vorhersehbar, passen nichtsdestotrotz ineinander. Einen persönlichen Moment des Widerwillens gegen die Protagonistin kommt auf, als Nora es einfach nicht schafft, den Mund aufzumachen und ihre Mutterschaft, respektive ihren Sohn zu verteidigen. Das wirkt so unwürdig und soll durch rationales Denken der Protagonistin begründet werden, die sich jedoch auf zu viele Seiten erstreckt: Der Junge hat es in der reichen Familie besser, . Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen ein Satz alles geändert hätte und das ist zu wenig, um einen soliden Plott-Twist hinzulegen. Ähnlich von Jugend-Romance-Büchern, wenn der große Konflikt entsteht, weil 2 Verliebte einfach nicht mal ehrlich miteinander reden. In diesen Fall wäre es genau ein Satz, der fehlt.

    Es läuft zu glatt

    Unrealistisch wirkt, wie unfassbar harmlos der Junge alles mitmacht, gefühlt nie schreit, kaum quengelt und als der reinste Sonnenschein porträtiert wird. Möglich ist es natürlich, aber eigentlich hat jedes Kind auch mal laute Tage – es passt aber wohl in dieser Geschichte nicht in das Bild der Hauptperson. In diesen Grundtenor passt auch das Schicksal des Mannes, in den sich Nora verliebt und entweder im späteren Leben wieder sieht oder nicht. Ohne nun zu spoilern, kann dazu nicht mehr geschrieben werden, als dass hier alles penibel glatt läuft. Insgesamt ist die Romanze irgendwie ein Stück zu brav im Vergleich dazu, wie rebellisch die Geschichte angefangen hat. Zu glatt läuft auch die Aufarbeitung der persönlichen Hintergrundvergangenheit der Protagonistin.

    Der historisch-politische Hintergrund

    Wer im Jahr ’47 etwa 20 Jahre alt ist, hat die Hitlerzeit voll mit- und abbekommen: Durch Erziehung einerseits und eigenes Denken/bewusste Wahrnehmung der Umgebung andererseits. Ihrem Vater macht sie brav (sie soll ja unsere Heldin sein) irgendwann den Vorwurf, die Apotheke unter fadenscheinigen Umständen von den jüdischen Vor-Eigentümern „abgekauft“ zu haben. Ihre eigene Beteiligung der Zeit jedoch wird kaum erwähnt: Kräuter sammeln mit der Hitlerjugend verkommt zu einem lauschigen Spaziergang mit Papa, der einer der wenigen guten Momente war, den sie mit ihm hatte. Dass sie selbst eigentlich voll indoktriniert gewesen sein müsste und vor allem „irgendwas gewusst haben muss“ ist einfach kein Teil der Geschichte. Die Autorin spielt ernsthaft die „Man hätte ja nur diese Gerüchte gehört“ gehört – und das „auch nur am Ende des Krieges“. Das ist kaum zu fassen.

    Das Fazit

    Die Mankos überwiegen diese Erzählung eines Nachkriegsschicksal, das wirklich ein spannendes hätte sein können. Denn es war wirklich so, dass die US-Besatzer sich mit den jungen Damen verlustieren durften, daraus gerne mal Kinder entstanden – und dann hatten die Frauen keine Chance, die Männer in die Pflicht zu nehmen. Daheim wurden sie geschasst und beschimpft, bei den Amis liefen sie gegen eine Mauer des Schweigens. Sie wurden allein gelassen. Damit entstand eine Generation Frauen, die unter Kriegsumständen und totalitärer Politik aufgewachsen sind und die plötzlich für sich allein sorgen mussten, als sie ohne Zustimmung von Vater/Ehemann quasi gar nichts machen durften. Schade, aber eindeutig keine Leseempfehlung, denn das Potenzial wurde kaum ausgeschöpft.

    Lilli Beck. Wenn die Hoffnung erwacht.
    blanvalet. 20 Euro.

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