Mal ist Jack erst 13, da verschwindet auf dem Stützpunkt, auf dem er mit seiner Familie lebt, in wichtiges Dokument. Schon hier beweist er einen wachen Geist, der aus wenigen Informationen, mit großer Beobachtungsgabe die richtige Lösung. Dann ist er 17 und bereits das erste Mal allein unterwegs durch die amerikanische Weltgeschichte, als er einem Serienkiller über den Weg läuft. Später wird die nationale Sicherheit bedroht und scheinbar unlogische Morde ausgeführt – Jack erlebt viel und hat noch mehr zu tun …
Insgesamt sind es 12 Geschichten aus dem Jack Reacher-Universum auf rund 450 Seiten, die sein „Vagabunden“-Dasein sehr vielseitig illustrieren.
Die Kritik
Wenngleich sich alle Geschichten um eine Person drehen, sind sie dennoch nicht identisch: Mal erzählt ein Kapitel einen Vorfall, der von der Struktur her stark an die Bücher erinnert. Reacher stolpert aus Zufall auf eine kriminelle Angelegenheit und wird darin verwickelt, beziehungsweise verwickelt sich selbst darin. Mit seiner ruhigen, überlegten Art löst er „seine Fälle“ und zieht dann weiter in eine andere Ecke seiner Nation. Andere Geschichten sind eher dazu da, dem Leser etwas über Jack als Person zu verraten und ihn in den Kontext der amerikanischen Gesellschaft setzen. Letztere kommt nicht wirklich gut weg, Jack hingegen natürlich ist der absolute Held, dem kein Fehler unterläuft.
Dieser Perfektionismus ist in normaler Dosis gut akzeptabel, aber in Form verschiedenster Kurzgeschichten wird man diesem Umstand doch etwas überdrüssig. Gefühlt ist Jack der letzte Mensch, der die „typisch amerikanischen Werte“ hochhält und sich ständig für irgendeine moralische Auszeichnung als würdig erweisen muss. Genauso geht es dem Leser, wenn er zum wiederholten Mal hört, wie groß Jack ist, wie viele Kilo Muskelmasse er mit sich herumträgt.
Die Länge der insgesamt 12 Geschichten variiert stark, wobei die längeren am Beginn platziert wurden. Bisweilen entgleiten einzelne Storys in schweren, amerikanischen Pathos ab, weswegen es nicht verwundert, dass sie es bisher nicht zu größeren Geschichten entwickelt wurden. Daher verwundert es nicht, dass die längeren Geschichten die jeweils Besseren sind.
Für wen das Buch geeignet ist? Für alle Die Hard-Jack Reacher-Fans, für Neueinsteiger ist die Geschichtensammlung leider nicht als Einstieg geeignet.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Lee Child. Der Einzelgänger.
20,00 Euro. blanvalet.