Miss Fisher ist wieder unterwegs: Wild und ungezähmt, wie sie ist, mischt sie sich in Revolutionen ein, hat immer das recht der Frauen auf eine eigene Stimme im Blick – und verliert doch aus den Augen, wer in ihrer eigenen Umgebung ein gewisses Quäntchen mehr braucht. Mehr Aufmerksamkeit, mehr gezeigte Zuneigung – denn irgendwo ist die Abenteuerzeit in Herzensdingen wohl doch zu Ende. Das macht aber nichts, denn es gibt die ganz klassischen Abenteuer rund um Schätze, alte Herrscher, verlorene Gräber und mehr … Miss Fisher ist mittendrin statt nur dabei und somit genau in ihrem Element!
Der erste Eindruck
Dieser Film basiert auf einer Serie mit bis dato 3 Staffeln, die durch eine jüngere Nachbesetzung einer späteren Generation in den 60ern fortgesetzt wird. Hier geht es zur Besprechung von Staffel 1 – es sei daher angemerkt, dass der Film und vor allem die Frage, wie die Charaktere zueinander stehen, nur durch die Serie vorher zu verstehen ist. Die gute Phryne ist stilsicher wie immer, beweist unermüdlich, dass sie das Herz am rechten Fleck hat, es gibt jede Menge oldschool Schurken, der Gentlemen-Faktor ist hoch und genauso charmant sind sind die Beleidigungen, die als Kompliment vertuscht werden.
Doch so charmant alles ist – da die Serie die 20er Jahre nunmehr hinter sich lässt, werden die Themen auf der Bühne der Welt deutlich komplexer: Nationalismus, Kriege, Unabhängigkeiten von Empire, Frauenrechte – Phryne sieht, wie sich alles umstürzt und entsprechend ernster ist die Tonalität des Films im Vergleich zu der Serie, die bis dato eher halligalli war. So richtig locker will es dieses Mal nicht werden – das ist nichts Schlechtes, man sollte sich aber darauf gefasst machen als Unterschied zur Serie. Speziell, weil die Nachfolgerin ebenso von ihrer Stilepoche zehrt und eher auf Unterhaltung ausgelegt ist.
Die Geschichte selbst ist etwas zu kurz angelegt, zu wenig umfassend ausgestaltet dafür, dass es einen Film statt einer Serienfolge füllen soll. Der Bösewicht ist leider recht einfach zu erkennen, die Konsequenz daraus wiederum nicht. Zudem irritiert es etwas, dass hier doch scheinbar Magie als real präsentiert wird, obwohl das bis dato eher nicht der Fall war – die Serie ist in der Realität angesiedelt. Es ist ein klassischer Revolver-Krimi, wenn da nicht diese Magie wäre. Mit historischen Fakten rund um die Wüste wird sehr stark in der Interpretation gespielt, dessen sollte man sich auch bewusst sein.
Das Fazit
Ein Film, dessen Existenz nicht so richtig gerechtfertigt ist. Wer harter Fan von Phryne Fisher ist, kann sich den Film gerne ansehen als Reminiszenz – jedoch wird er Neueinsteiger nicht zur Serie verleiten. Wer sich interessiert fühlt, möge dem obigen Link folgen zur Staffel 1 der Serie.
Miss Fisher und die Gruft der Tränen
Ab dem 24. September im vertrieb der polyband GmbH erhältlich – dort sind auch die Serien-Staffeln erschienen.