Elle führt ein verstecktes Leben: Als Nachfahrin des Gottes der Medizin (Shennong) verfügt über eine riesige Menge Magie, von der aber niemand wissen darf. Stattdessen sitzt sie im Hinterzimmer eines kleinen Asialadens und zeichnet dort magische Kalligraphie. Die Zeichen helfen unter anderem Luc, einem französischen Halbelf bei seinen gefährlichen Missionen.
Über die darf er wiederum nicht reden, denn sein Chef hält ihn mittels Magie an der kurzen Leine. Doch bald wird ihm eine Mission übertragen, bei der Elle eine zentrale Rolle spielt – doch was heißt das für ihrer beider Gefühle, die sich zart wie Frühlingsblumen um sie ranken und dabei so verflucht zerbrechlich sind?
Emotional stabile Charaktere
Es handelt sich um wirklich langsame Romance und darüber sollte man sich von Anfang an im Klaren sein. Die beiden Hauptprotagonisten tanzen ganz gemächlich umeinander herum, fühlen mal hier vor, stellen dort eine verfängliche Frage und verheddern sich mehr als einmal in Ängsten, Vorurteilen und den tendenziell ungünstigen Geschehnissen. Zeitgleich sind beide Charaktere sehr alte Fantasywesen und endlich einmal haben wir den Fall, dass sich das auf die geistige und emotionale Reife auswirkt! Nichts mit Vampiren, die durch die Gegend strawanzen wie verfluchte Teenager mit Hang zu Machtgehabe. Sowohl Luc als auch Elle neigen nicht zu vorschnellen Urteilen und lassen sich durch missverständliche Gerüchte nicht von ihrer eigenen Intuition ablenken oder beeinflussen. Diese Harmonie habe ich bisher selten in Romantasy gelesen, wenn nicht zu sagen noch nie.
Das magische und personelle Gesamtkonzept
Die magische Welt beruht auf vielen Konstanten, die man als gewiefte:r Leser:in bereits kennt: Elfen, von Göttern abstammende Menschen … Gerade das Rollkommando hinter Luc scheint sehr vielseitig zu sein und hat der Geschichte etwas Schwung verliehen. Hier wäre mit Sicherheit mehr möglich gewesen und Spin-offs rund um die Einzelschicksale dieser Truppe wären ultra spannend. Sie alle verachten Luc anfänglich und müssen über ihre Vorurteile hinweg wachsen oder zumindest einsehen, dass sie nicht alle relevanten Infos hatten. Das tun sie aber auch in Windeseile, als der nötige Knackpunkt erreicht ist und ab hier könnte echte Pack-Mentalität erwachsen. So aber hält sich die Autorin an ihr Konzept des Understatements, das sich durch das ganze Buch zieht.
Das Fazit
Wer eine übernatürlich angehauchte, ruhige Romance sucht und genießen kann, dass nicht alles immer mit maximalem Drama ablaufen muss (plott must happen), kann sich hier ganz entspannt zurücklehnen und eintauchen in eine leicht seltsame Welt aus social awkwardness und Magie.
Mia Tsai. Der Halbelf, der mich liebte.
blanvalet. 15 Euro.