Es ist eine Bilderbuchsituation: Sarah (Nora Islei) und alle ihre Kollegen müssen wegen Corona spontan ins Home Office – wo sie direkt ihren Freund in allerfeinstem Flagranti erwischt. Doch Sarah verschwendet nicht eine Sekunde mit Trauer, sondern komplimentiert die beiden mit Obst, Farben, einer Paintgun und Farbgranaten aus der Wohnung. Als wäre das nicht genug, hat der gute Mann seit Monaten keine Miete gezahlt und lieber online … Dienstleistungen gebucht.
Und Sarah? Ist noch 2 Wochen in Quarantäne, aber Geld muss her, schnell und unkompliziert. Aus der schieren Not versucht sie sich als Camgirl. Liebevolle Unterstützung via Video-Calls erhält sie von ihrer besten Freundin Mila (Pauline Afaja) und deren Bruder Tim (Julian Bloedorn), denn es sind teilweise sehr seltsame Gelüste, die ihre Kunden sich da so wünschen …
Bunte Reise zu sich selbst
Es ist eine kunterbunte Unterhaltung mit vielen lustigen Momenten, die hier auf euch wartet. Sarah ist wortgewandt, scheut sich nicht, anderen den Spiegel vorzuhalten und ist dabei keineswegs perfekt. Ihre Persönlichkeit lebt sie mit Farben aus und ist dabei zunächst auf die konventionelle Kunst beschränkt. Durch ihren Nebenjob lernt sie sich selbst neu kennen und das auch in Bezug auf ihre Kunst, Farbe, Wahrnehmung und Selbstverwirklichung im sexuellen Sinne.
Die Kunden …
… sind genauso bunt wie Sarahs Kunst. Manchmal geht es um das Ausleben nicht erfüllter Bedürfnisse in einer Beziehung, manchmal die Suche nach Nähe und weil man buchbare Dienstleistungen schneller erhält, als emotional zu investieren, landen sie bei Sarah. Was angedeutet wird, aber zu kurz kommt, ist das Risiko, das diese Frauen eingehen. Das fängt mit Beleidigungen an und geht bis zu eingebildeten Machtverhältnissen aus der Kunden-Dienstleister-Beziehung, die für Machtmissbrauch instrumentalisiert werden. dazu natürlich die relativierende Aussage des Vaters am Ende, dass sie das doch bitte nicht als Hauptjob machen möge. Warum denn nicht, wenn es ihr gefällt? Insofern darf die Heroine also ein kleines Abenteuer erleben, muss dann aber doch wieder ganz seriös werden und sich in die LinkedIn-Karriere-Welt einfügen.
Das soll aber der einzige Kritikpunkt sein. Nora Islei ist die perfekte Besetzung für diese Rolle und spielt sich in die Herzen der Zuschauer. Man lacht, grübelt, kichert und kuckt manchmal etwas irritiert und damit macht der Film genau das, wofür er da ist: er unterhält das Publikum und endlich ist es mal wieder eine etwas andere Geschichte jenseits des Mainstreams, die hier erzählt wird.
BROKE. ALONE. A kinky love story. Im Verleih von Filmwelt Verleihagentur.
Kinostart ab dem 19. September – im Rahmen des Kinofests am 7. Und 8. September wird er teilweise schon früher zur Sichtung freigegeben.