Bald ist Cassandra volljährig und kann endlich leben wie sie will! Doch bis dahin ist die junge Hexe als Waise an die wechselnde Vormundschaft durch hochrangige Mitglieder der Hexen-Gesellschaft gebunden. Sie wollen, dass Cass unbedingt ihre Magie trainiert und ihre Macht in den Coven einbringt, doch Magie war genau das, was der jungen Frau ihre Familie genommen hat: Sie denkt nicht daran, ihre Magie für den Coven einzusetzen. Als sie Zeugin einer Seance wird, erkennt sie, dass jemand hier mit dem Feuer spielt – ein weiblicher Geist erscheint und seither sterben mächtige Mitglieder des Coven wie die Fliegen. Der Geist erscheint ihr immer öfter, bittet mal um Hilfe, mal wirkt er gemeingefährlich und irgendjemand trachtet Cass offenbar nach dem Leben …
Der Einstieg: Schnell & Persönlich
Die Verbindung zur Protagonistin ging super schnell und es war eine absolute Wohltat, dass sie abgeklärt agierte und sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen ließ. Die Welt um sie herum, beziehungsweise die gesamte gesellschaftliche Konstruktion betrachtet sie mit Zynik und Sarkasmus – weder gliedert sie sich ein noch unterwirft sie sich. Stattdessen segelt sie unter ihrer eigenen Maxime durchs Leben, erfüllt das Minimum an gesellschaftlicher Teilhabe, solange sie nicht volljährig ist und für den Stichtag der Volljährigkeit hat sie nicht nur Pläne, sondern bereits entsprechende Schritte eingeleitet. Entsprechend verweigert sie auch nicht komplett die Magie, denn ihre Großmutter und ihre Eltern hatten ihr von klein auf viel beigebracht – sie setzt sie für sich selbst ein. Nur, wenn ein alter Mann oder neidische Teenies vor ihr stehen, zeigt sie die kalte Schulter.
Die Jugend darf Fehler machen
Dennoch ist sie ein Jungspund und nutzt das Vorrecht der Jugend, Fehler zu begehen. Einerseits, weil sie schlichtweg ein Herz hat, egal wie abgeklärt sie sich gibt. Andererseits muss und kann sie einfach nicht alles wissen und stolpert so durchaus auch mal in eine Falle, aus der sie sich und ihre Freunde erst einmal herausmanövrieren muss. Das Brett, das sie am Ende vor dem Kopf hat, ist jedoch ein klein wenig zu dick geschrieben, den es sticht aus den bisherigen Verhaltensweisen zu arg heraus. Nicht nur, dass sie mit etwas Nachdenken viel hätte lösen können, sondern auch einfach wirklich wichtige Dinge vergisst. Das soll aber der einzige Kritikpunkt gewesen sein. Abgesehen davon, dass Fehler machen bei der Jugend meist davon kommt, einfach mal andere Wege zu gehen, was ein sehr wichtiger Faktor ist – alteingesessene Pfade verlassen bringt am Ende doch meist mehr.
Subtile Kritik
Die Welt, in der Cass lebt, ist klassisch hierarchisch aufgebaut und das Prinzip der Stärke dominiert alles. Cass steht dem entgegen – nicht, indem sie Plattitüden rezitiert oder offen zum Widerstand aufruft, sondern erst ist einfach nicht ihr Ding. Sie will nicht teilnehmen, leidet nicht an Geltungssucht und Macht stellt keine Verlockung für sie da. Sie ist das einzig echte coole Kind auf diesem Spielplatz mit entspannten Händen in den Hosentaschen und das allein lässt die Mächtigen vor Weißglut vergehen. Das zu lesen, war immer mit einem innerlichen Augenzwinkern verbunden und so kommt diesem magischen, spannenden Buch die formvollendete amüsante Unterhaltung zupass – für eine absolute Leseempfehlung.
Witchghost. Lynn Raven.
cbj Verlag. 15 Euro.