Sei es während des Sturms Eberhard oder weil der Winter plötzlich wiederbelebt tobt oder man ganz grundsätzlich viel Zeit mit Netflix verbringt und sich die Serien dieser Welt zu Gemüte führt: Manchmal bastelt man einfach gerne etwas nebenher.
Das Praktische dabei ist – damit wird selbst das gelegentliche Bingen quasi produktiv, sodass sogar dem Gedanken der Leistungsgesellschaft Rechnung getragen wird. (Okay okay, sozialkritische Betrachtung beendet.)
Dabei dienen natürlich gerade Hobbys aus dem DIY-Bereich eher der Entspannung und manchmal sogar dem Drang, sich selbst etwas Neues beizubringen – und auszuprobieren gibt es mit dieser Häkelbibel viel! Wer jenseits von grundsätzlichen Bastelideen nach etwas Neuem sucht, das die eigene Fingerfertigkeit mit der Häkelnadel verfeinert, ist mit der Musterbibel aus dem EMF Verlag sehr umfassend bedient.
Das Buch besteht insgesamt vor allem aus Mustern, kaum konkrete Umsetzungsideen – was man mit den jeweiligen Mustern letztlich umsetzt, muss man selbst entscheiden / herausfinden. Selbstständigkeit beim Nutzer ist langfristig also erfordert. Lediglich auf den letzten Seiten, als es um sehr spezifische Muster geht – nämlich Granny Squares – ist die Herstellung direkt mit einer Form des „Produkts“ verbunden. In anderen Worten: Aus Granny Squares macht man Kissenbezüge, Decken und alles andere, was einigermaßen quadratisch werden soll.
Direkt zu Beginn wird noch eine kleine Schulung gegeben, die bereits bebildert ist und zur ersten Übung einlädt. Dazu gehört auch, dass Häkeln für Linkshänder erklärt wird – wer mag, kann also auch als Rechtshänder mal schnuppern gehen.
Um dieses Buch voll auszuschöpfen, muss man zunächst fast eine neue Sprache lernen – entweder, die Zeichnungen zu lesen oder den Text voller Abkürzungen für sich korrekt übersetzen können. Anfangs wirkt es etwas befremdlich, aber wirklich jedes Muster ist auf beide Arten beschrieben und eine von beiden Methoden kann man sich in der Regel erschließen. Natürlich wird im Vorfeld eine Art Alphabet zur Verfügung gestellt, sodass man jederzeit einen Blick hineinwerfen kann.
Sodann lässt es sich hervorragend ausprobieren – von ganz einfach (wenn man das Muster entschlüsselt hat) bis spinnennetzartige Muster, bei denen im ersten Versuch durchaus etwas grottenschief gehen kann. Dann darf man aber den Mut nicht verlieren, denn schon bei Versuch 2 sieht die Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz anders aus.
Wer
- sich eigenständig mit Mustern vertraut machen kann,
- bereit ist, auch mal einen kleinen Fail in Kauf zu nehmen und
- immer wieder einmal mit einem Griff zu einem Standardwerk etwas Neues ausprobieren möchte,
kann mit der Häkelbibel quasi nichts verkehrt machen.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Die Häkel-Musterbibel. Michaela Lingfeld-Hertner.
EMF Verlag. 19,99 Euro.