Er ist ein durchschnittlicher Arbeiter, der wegen einer Dummheit – pokern neben der Arbeit – seinen Job verliert. Doch Vincent Swan versinkt nicht im Elend, sondern geht nur ein paar Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen: Er sucht sich einen Berufsstand, in dem er ohne Vorbildung möglichst viel verdienen kann: Als Vertriebler für doppelverglaste Fenster und Türen bei einer Firma names Cachet. Doch sein Erfolg, den er als fast schon klassischer Narzisst einfahren kann, lässt auch seinen Ehrgeiz enorm in die Höhe schnellen – aus dem ehemaligen Schluderer wird ein Perfektionist im Anzug, dem das Karma allerdings schneller auf die Pelle rücken wird, als er sich das jemals vorstellen vermochte …
Die Kritik
White Gold ist eine in allen Sinnen unübliche Serie. Zunächst ist sie in den 80ern angesiedelt und damit einem Jahrzehnt, das allein optisch gerne übersprungen oder ignoriert wird. Darüber steht ein Charakter im Vordergrund, der grundsätzlich einfach unsympathisch ist. Man wartet geradezu darauf, dass er bei seinen Aktionen auf die Schnauze fällt und erhofft sich ein Ende, das es ihm fast schon heimzahlt. Auch so kann man sich Zuschauer bei der Stange halten.
Der Humor allerdings ist durch diesen Hintergrund schon sehr speziell. Als Zuschauer muss man schon ein wenig die Veranlagung „Schadenfreude“ mitbringen – typisch britisch? Darüber mag man sich streiten, auf jeden Fall ist klar, dass es keine typische Comedy ist, sondern mit den dunklen Seiten der Menschen spielt: krasser Ehrgeiz, Neid, Untreue, Ränke schmieden, Lügen, Verrat. Britcom at its finest. Mit Ed Westwick (Gossip Girl) ist die Rolle von Vincent übrigens wirklich perfekt besetzt – mit einem Blick erfasst man seinen Charakter als genau den Typ „arroganter Arsch“, den er auch darstellen soll. Sensationelle Leistung! Joe Thomas und James Buckley ergänzen ihn um zwei widersprüchliche Nebencharaktere zu einem insgesamt vielfältigen und interessanten Cast.
Für alle anglophilen Zuschauer mit Hang zu britischem Dialekt ist die Serie ein wunderbares Zuckerschlecken und lässt Fanherzen höherschlagen. Alle anderen sollten tatsächlich die deutsche Spracheinstellung verwenden, denn gerade, wenn das Hirn am Feierabend allmählich nachlässt, ist der Akzent doch eine Nummer zu hart für das Verständnis.
Ansonsten sollte man sich von den insgesamt 6 Folgen der ersten Staffel von White Gold keine tiefschürfenden Lebensweisheiten erwarten. Hier geht es ganz offiziell und ausschließlich um die Unterhaltung, den schrägen Humor der Zuschauer und einen schmunzelnden Blick zurück in das wohl hässlichste Jahrzehtn der 20. Jahrhunderts. Stellt sich am Ende nur jedem die persönliche Frage: Warum kucke ich mir eine Serie an, von der ich mir erhoffen werde, dass alles vor die Hunde gehen wird? 😉
Bettina Riedel (academicworld.net)
WHITE GOLD
Staffel 1, 6 Episoden à zirka 30 Minuten
Seit dem 24. August auf DVD und BluRay im Vertrieb von polyband für das Heimkino erhältlich.