Achtung, hier geht es um Staffel 3 der Serie NARCOS.
Der Tod Pablo Escobars hat eine Lücke hinterlassen – die andere Verbrecher so schnell wie möglich füllen möchten. In den Startlöchern steht das sogenannte Cali-Kartell, das von drei Brüdern und einem Partner geführt wird – und nun kapitulieren will. Wie sich der Gilberto das vorstellt? Eine Verhandlung mit der Regierung, das Kartell übergibt sämtliche Schmugglerrouten, sie behalten ihr Geld, die Gefängnisstrafen sind Lappalien – und alle Beteiligten ziehen klaglos mit. Ha. Finde den Fehler. Es gibt Intrigen, Verschwörungen blühen auf und die Paranoia innerhalb der Organisation quillt aus allen Ecken – und wird meistens mit ein paar Leichen mehr zum Schweigen gebracht. Die DEA mit Agents Javier Pena steht auch in den Startlöchern und hat sich wie ein tollwütiger Hund in der Kartellwelt verbissen. Die Zeichen stehen auf Krieg …
Die Kritik
Die dritte Staffel von Narcos bewegt sich auf einem ganzen neuen Level. War sie zuvor eine halbe Fan-Doku-Verfilmung zugunsten Pablo Escobars, gelingt ihr nun der Schritt in die Unabhängigkeit von diesem bisherigen Hauptcharakter. Den Übergang ermöglicht im Prinzip der Charakter Javier Pena, imho von Pedro Pascal noch besser gespielt als zuvor. Er leitet die weiteren Untersuchungen und findet – so selten sie auch sind – immer wieder Mitstreiter, die sich nicht in die Hosen machen und noch dazu intrinsisch motiviert sind – ander würde man den Wahnsinn vermutlich auch nicht aushalten.
Dabei geht es nicht mehr nur um einen absolut zentralen Hauptcharakter, die Sicht des Zuschauers fächert sich auf und gibt auch unscheinbareren Personen Luft, Raum und Zeit, sich zu Hebelpunkten der Erzählung zu entwickeln. Nicht immer im positiven Sinne, und das muss man NARCOS echt zugute halten: In dieser Staffel gibt es Charaktere, die man von Herzen hassen oder verachten kann und nicht gefangen ist zwischen einer mal positiven oder mal negativen Darstellung. Jedenfalls: Extrem packend, super gut umgesetzt und inhaltlich der exakt richtige Schwung, um die „alten Fans“ mitzunehmen. Rein theoretisch kann man diese Staffel auch schauen, ohne 1 oder 2 zu kennen – traut euch!
Die 10 Folgen haben absolutes Suchtpotenzial, denn endlich werden andere Fragen gestellt – nicht mehr nur „Pro und Contra Pablo Escobar“ und dessen Lebensgeschichte, sondern viel agiler die geschäftliche Seite mit der zwischenmenschlichen verwoben – bei so ziemlich allen Personen. Diese Staffel legt mehr Wert auf die Darstellung der Einzelschicksale, die in so einem enormen Unternehmen massiv beeinflusst (und zumeist brutal beendet) werden. Klar ist – es ist schon eine ordentliche Portion Gewalt präsent, aber warum Sachen beschönigen. Interessant wäre es fast, herauszufinden, wie es wohl heutzutage zugeht.
Wie immer werden auch originale TV Aufnahmen der damaligen Zeit eingeblendet, bei denen auffällt, wie viel Detailarbeit in die Auswahl der Darsteller, deren Outfits und dem Aufbau der Orte gesteckt wurde.
Fazit, wenig überraschend: Pflicht für alle Fans und absolut geeignet für Neueinsteiger. Grandiose Sache und mit 10 Folgen einzig zu kurz.
Bettina Riedel (academicworld.net)
NARCOS
Staffel 3
10 Episoden à zirka 60 Minuten