Erst stirbt Ihre Mutter unter mysteriösen Umständen und ein paar Jahre später verliert Helena auch ihren Vater. Auch er stirbt nicht unter „normalen“ Umständen. Mit Trauer und Wut im Bauch zieht sie zu ihrem ihr unbekannten Großvater – ihrem letzten lebenden Verwandten – in die düstere und rätselhafte Kleinstadt an der Küste Schottlands, um dort das Creek´s College zu besuchen. Die junge Frau ist aber nicht nur wegen ihres Collegeabschlusses von Deutschland nach Silent Creek gezogen, denn Helena möchte in der Heimatstadt ihrer Mutter mehr über ihre Wurzeln erfahren.
Dabei stößt sie auf das Geheimnis, welches die Stadt Silent Creek, einen Großteil der Einwohner und ihre eigene Familiengeschichte umgibt. Dabei kreuzt ihr attraktiver, aber hochmütiger Kommilitone Tyrael Burnett ihren Weg. Sie bemerkt schnell, dass ihn eine düstere Macht umgibt. Erschreckend: Auch Helena selbst spürt eine dunkle Macht in sich…
Der Leseeindruck
Am Anfang wird man als Leser:in mit vielen Informationen überschüttet, die erst einmal noch nicht wirklich zum Plot passen. Aus diesem Grund zieht sich das erste Drittel des Buches etwas und man kommt nur schwer in die Geschichte rein. Die Geschichte wird nicht nur aus der Sicht von Helena erzählt, sondern auch von anderen Protagonisten und Protagonistinnen, welche tiefere Einblick in das düstere Geheimnis und dem jeweiligen eignen geben.
Wenn die Bombe endlich platzt und die vielen Fragen, welche sich aufgetan haben, beantwortet sind, schlägt die Geschichte eine gute Geschwindigkeit ein: Die Ereignisse kommen schnell, aber nicht zu schnell hintereinander, sodass „The Witches of Silent Creek“ ein Pageturner wird. Für einen Geschmack hätte man das Ende noch etwas ziehen können, aber der Cliffhanger ist wirklich überragend.
It´s Magic!
Magie ist ein großer Punkt. Da verspricht auch schon der Titel. Nur brauen die Hexen keine Liebestränke oder lassen Sachen schweben. In Silent Creek gibt es 7 Zirkel. Manche stehen auf der Seite der Guten und manche haben sich dem Bösen zugewandt. Soweit relativ „normal“. Ein Unterschied: Jeder Zirkel ist ein Familienstammbaum, welcher von einer Gottheit abstammt und an die Nachkommen eine besondere Kraft weitervererbt. Zusätzlich hat jede Hexe bzw. jeder Zauberer noch eine eigene kleine Kraft. Somit kann nicht jeder alles und keiner ist unbesiegbar, da er alle Zaubersprüche etc. beherrscht. Das Konzept ist wirklich erfrischend.
Warum nur, Tyrael?
Tyrael ist hochmütig, selbstverliebt und egoistisch. Alles Dinge, weshalb Helena den jungen nicht ausstehen kann. Zusätzlich schikaniert er sie, wo er nur kann. Im nächsten Moment lässt er aber wieder seinen Charme sprechen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle ist vorprogrammiert. Man erfährt jedoch, dass ihm etwas Schlimmes wiederfahren ist und er in seinem Leben und seiner Macht eingeschränkt ist. Vor allem seine Kindheit und Jugend ist von einer besonderen Dunkelheit geprägt. Das genaue Ausmaß bzw. die Details zu einer bestimmten Szenarie, welche nur kurz in seinen Gedanken aufblitzt, erhält man leider nicht.
Somit haben nicht nur die Protagonisten eher eine Hass-Liebe, denn auch ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den Protagonisten lieben oder hassen soll. An manchen Stellen lässt er sein Herz sprechen und lässt einen – wie auch Helena – dahin schmelzen. Der perfekte Bad-Boy mit einem soften Kern. Aber das täuscht! Ab und zu schwenkt der gute Herr nämlich ordentlich die Red-Flag und man will ihn für das, was er Helena antut, ordentlich ohrfeigen und anbrüllen. Seine Aktionen sind nämlich nicht mehr nur im Bad-Boy-Niveau, sondern schon wirklich heimtückisch, verletzend und toxisch. Der Grad zwischen Sympathie und Antipathie ist bei diesem Charakter sehr schmal – und er tanzt auf der Linie fröhlich herum! – aber bei mir zumindest überwiegt Ersteres. Schließlich hat er für seine miesen Aktionen einen relativ guten Grund. Dennoch hoffe ich, dass er im zweiten Band etwas weniger Bad-Boy mehr Good-Boy ist.
Lisa Albrecht (academicworld.net)
Ayla Dade. The Witches of Silent Creek – Unendliche Macht. (Band 1/2)
Carlsen. 15,00 Euro.