Eigentlich hat Thanos ja schon gewonnen: unfassbar viele Erdbewohner wurden am Ende des letzten Avengers-Abenteuers dem Nichts übergeben. In Luft aufgelöst, als hätten sie nie existiert. Doch die Überlebenden erinnern sich an sie und auch der klägliche Rest der Avengers versucht, irgendwie Mut zu fassen und in dieser apokalyptischen Welt zurecht zu kommen. Da taucht eine den übrig gebliebenen Helden unbekannte Blondine im coolen und farblich perfekt passenden Superheldenkostüm auf – und fragt ausgerechnet nach Fury (auch weg).
Dessen letzte Heldentat war es, Captain Marvel auf den Plan zu rufen und damit die allerallerallerletzte Chance der versammelten Superhelden zu wahren: Mit einer unüblichen Heldin, derer eigensinnigen Denkweise und der großen Frage, wem nun Thors Hammer in Wirklichkeit gehorcht und ob der bunte Heldenhaufen tatsächlich diese eine einzige erfolgreiche Zukunft findet, die Dr. Strange unter Millionen Möglichkeiten schon durchgespielt hat – bevor er verschwand.
Der Eindruck
Das große Finale des Cinematic Universe steht selbstredend unter großem Druck. Zyniker tönten vorab bereits laut, natürlich müsse alles gut ausgehen, etwas anderes wäre von Marvel nicht zu erwarten. Das kann man nun als Versuch werten, sich selbst als „ich bin so abgeklärt und klu-k“ zu profilieren. Der Sinn eines Films ist es, zu unterhalten – und marvel weiß, wie das funktioniert. Natürlich wirft die Ankunft einer neuen Heldin die Frage auf, wo sie denn bitteschön all die Jahre zuvor war. Das wird nicht ausführlich, sondern schön schnippisch von der Dame selbst beantwortet – ein gelungener Schachzug der Macher gegen die Zyniker, wie ich finde.
Es hat als Fan auch etwas für sich, die soweit verfügbaren Lieblinge endlich so quasi vollständig in einem Film zu sehen. Naturgemäß ist die Handlung dadurch schnell, kurz getaktet, voller Bewegung und die Perspektiven wechseln so häufig, dass man sich durchaus auf einzelne Sequenzen konzentrieren muss. Interessant ist, dass der Film zeitgleich mit Infinity War gedreht wurde – da bietet sich doch glatt ein doppelter Filmabend an! Denn am Ende des Tages sind die beiden Filme eine gemeinsame Geschichte, womit sich die Frage nach dem Vergleich erübrigt: Quasi das Anfang vom Ende und das grande Finale.
Die Befürchtung, dass Captain America, der in seinem zweiten Film sein Gewissen entdeckte, sich in den Vordergrund spielen soll, bewahrheitet sich nicht. Stattdessen ergibt sich ein gewisser Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre des Cinematic Universe samt Morgan Stanley-Tribut, was schon die Nostalgie schürt. Insbesondere, weil mit dem Erscheinen dieses Films auch eine andere sympathische Kleinigkeit redundant wird: Der Clou, die kleine Szene nach den Credits, was für Marvel immer so typisch war.
Trotz aller Kampfszenen und dem näherrückenden Abschied gibt es auch viele humorvolle Szenen. Typische Waschbär-Kommentare, der kleine Starlord-Halbgott kann seine Klappe natürlich auch nicht halten und heraus kommen Momente, in denen man sein Popcorn quer über das heimische Sofa spucken möchte. Also theoretisch, es würde doch sehr kleben.
Finale? Geil gelöst. Ein bisschen sentimental machend und trotzdem tolle Unterhaltung.
AVENGERS – ENGDAME.
Ab dem 5. September im Vertrieb von Disney/Marvel in gängigen Formaten und digital fürs Heimkino erhältlich.
Alle Bilder: Photo Film Frame ©Marvel Studios 2019, Marvel Studios‘ AVENGERS: ENDGAME