Das Rosie-Resultat von Graeme Simsion ist der dritte Teil der Geschichte um den Genetik-Professoren Don Tillmann. Für diejenigen, die die ersten beiden Teile nicht gelesen haben (Spoileralarm bis zum nächsten Absatz): Durch Don Tillmanns ungewöhnliches Verhalten liegt es eigentlich auf der Hand, dass er autistische Züge hat. Diagnostiziert wurde er bisher nicht, daher sieht er sich selbst auch nicht als Autist. Soziale Kontakte bereiten ihm jedoch enorme Schwierigkeiten und er verstrickt sich regelmäßig in eine Reihe von Missverständnissen, die den Leser in eine Mischung aus Lachen und Verzweifeln bringen. Jede Minute seines Tages ist streng durchgeplant und um die geeignete Frau zu finden, hat er einen 16-seitigen Fragebogen erstellt. Als er die Psychologie-Studentin Rosie kennenlernt, schafft es Don zum ersten Mal, von seinen pedantischen Plänen abzuweichen. Nach einem holprigen Kennenlernen und einigem Hin und Her beginnen die beiden eine Beziehung.
Nun also zum dritten Teil der Reihe. Mittlerweile haben Rosie und Don geheiratet, ihr Sohn Hudson ist elf Jahre alt und die Familie ist erst vor kurzem von New York nach Australien gezogen. Hudson kommt ganz nach seinem Vater: In seiner neuen Schule kann er sich schlecht anpassen, er ist ein Außenseiter, gilt als Besserwisser und rastet manchmal unkontrolliert aus. Die Schulleitung möchte deshalb, dass Hudson auf Autismus getestet wird. Don kündigt daraufhin seine Stelle als Professor und widmet seine Zeit zukünftig dem „Hudson-Projekt“. Er möchte seinem Sohn dabei helfen, sich in der Schule anzupassen und Freunde zu finden.
Der Leseeindruck
Aus der Sicht eines Lesers ohne Psychologie-Kenntnisse versucht nun also ein Vater mit Autismus, seinem Sohn mit Autismus gesellschaftskonformes Verhalten beizubringen. Bei diesem Vorhaben, um das sich das gesamte Buch dreht, entstehen viele lustige Situationen, die den Leser wirklich zum Lachen bringen. Trotz der eigentlich ernsten Thematik ist das Buch sehr unterhaltsam und leicht zu lesen. Autor Graeme Simsion lässt Don Tillman aus der Ich-Perspektive erzählen und gibt dem Leser so die Möglichkeit, in die Denkweise einer Person mit Autismus einzutauchen.
Im Zentrum der Geschichte steht immer die Frage, ob sich Don und sein Sohn zu dem Label „Autismus“ bekennen und wie sie sich in ihrem sozialen Umfeld zurechtfinden. Dabei vermittelt die Geschichte auch einiges an Gesellschaftskritik. Immer wieder werden die Charaktere mit Vorurteilen konfrontiert und als Leser fühlt man sich oft ertappt, weil man genau diese vorschnellen Urteile auch selbst gefällt hat. Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, das es ohne großen Spannungsbogen schafft, die Aufmerksamkeit zu fesseln. Obwohl dieser Teil ein wenig ernster ist als die ersten beiden, kann er definitiv mithalten und ist ebenso empfehlenswert wie die bisherigen Bücher der Rosie-Reihe.
Graeme Simsion. Das Rosie-Resultat.
FISCHER Krüger. 20,00 Euro.